Schrott oder Topp

Schrott oder Topp

Wir haben in unserem Archiv gewühlt und sind auf diesen tollen Artikel gestoßen aus dem Fluvius 2010. Gern erinnern wir uns zurück und wollen Sie mit nehmen ins Jahr 2010.

„An den Gesichtern der Fachleute haben wir im Grunde schon den Henkerspruch abgelesen“, berichtet Uli Getz, Chef der Weißen Flotte Schwerin und Eigentümer des historischen Fahrgastschiffs Elfriede. Rostfraß innen und außen, an der Wasserlinie war die Farbe dicker als der Stahl, marode Fäkalientanks, Installationen aus DDR Zeiten, wunderliche Bordelektrik – das Schicksal der
1921 in Köpenick gebauten Elfriede schien besiegelt. „Es gab zwei Möglichkeiten“, sagt Getz, „den Kahn verschrotten – oder von Grund auf erneuern.“ Aber die Schweriner lieben ihre Elfriede, die zum See gehört wie das Schloss – so brachte die Weiße Flotte ihr verwittertes Schmuckstück an die Müritz. „Und dann haben wir uns an die Arbeit gemacht“, berichtet René Helmert, Projektleiter der Kuhnle Werft für den Refit der Elfriede. Zunächst einmal musste die ganze alte Farbe runter, und dann ging es in den Kampf gegen den Rost: „Außen geht das mit großen Maschinen und unserer Sandstrahltechnik ganz gut, aber innen mussten wir teilweise mit Handflex und Drahtbürste vorgehen.“ Hinzu kam, dass man ein genietetes Schiff nicht ohne weiteres schweißen kann. „Wenn eine Niete 90 Jahre gehalten hat, gibt es keinen Grund sie zu entfernen“, weiß Helmert. Also schnitt man die rostigen Stellen in millimetergenauer Feinarbeit aus, setzte ein exakt passendes Blech ein, schliff und spachtelte die Schweißnähte wieder unsichtbar und setzte zur Verstärkung noch ein weiteres Stahlblech von innen über die Nietnähte. So blieb ohne Kompromisse in Sachen Festigkeit der historische Charme des 19,90 Meter langen Dampfers erhalten. Dann knöpften sich Helmert und Kuhnle Werft Schweißspezialist Günter Nowack die Bilge und die Fäkalientanks vor – ein Job mit durchaus nennenswertem Ekelfaktor, denn die Tanks waren teilweise rostig und undicht, die Flüssigkeit, die in der Bilge schwappte, möchte wohl keiner der Werftmänner jemals wieder sehen oder riechen.

Tanks raus, das ganze Schiff von innen trockengefönt und dann noch mal sorgfältig eingecremt. „Man nennt das Zeug Laderaumöl, weil früher damit Getreidefrachter von innen ihre Laderäume gegen Rost geschützt haben“, sagt Helmert. Nach dieser Konservierung kamen neue, moderne und auch leichtere Abwassertanks aus Kunststoff in den Rumpf und die Überholung des Innenausbaus mit Spezialteppichreinigung, neuen Fensterdichtungen und Elektroleitungen konnte beginnen. Auch von Außen bekam die alte Dame eine Verjüngungskur: Komplett neuer Farbaufbau mit Grundierung, mehreren Schichten Antifouling und neuem Lack. Nach geschätzten vier Monaten Werftzeit kam zu guter Letzt der runderneuerte Propeller aus Waren (Müritz) an die Welle und die Elfriede machte sich wieder auf den Weg nach Schwerin, wo sie in neuem Glanz jetzt wieder ihre Runden vor dem Schloss dreht.

Seebär Kunibert gibt Tipps

Seebär Kunibert gibt Tipps

Knotenstunde für Kids

An Land ist es ja einfach: Fahrradständer ausklappen, Handbremse anziehen und Euer Gefährt bleibt wo es ist. Naja, es fällt vielleicht um, aber bevor der Wind ein Fahrrad oder gar ein Auto wegpustet, muss es schon ganz schön blasen. Mit Booten ist das anders. Die schwimmen auf dem Wasser und genauso leicht, wie Du Deine Oma (falls Du eine hast) auf einer Luftmatratze durchs ganze Nichtschwimmerbecken schieben kannst, pustet der Wind sogar ein tonnenschweres Schiff quer durch den Hafen. Und da man nie genau wissen kann, wie sich der Wind mal ändert, binden wir unsere Schiffe an.

Der Klampenschlag

Nun ist es Dir bestimmt schon passiert, dass Du die Schleife Deiner Turnschuhe neu binden musstest, oder? Ist ja nicht schlimm, Du hast den Schuh ja am Fuß und merkst es rechtzeitig. Da Du ja zum Landgang Dein Boot verlassen willst (sonst könntest Du es ja auch festhalten), muss der Knoten schon ein wenig cooler sein als eine Schleife. So wie Dein Turnschuh Löcher für die Schnürsenkel hat, gibt es auf dem Boot ein Metallteil für das Festmacheseil: Die Klampe oder manchmal auch kleine Poller.

Der Alltagsknoten auf einem Hausboot ist der Klampenschlag. Keine Sorge, die Prügelstrafe ist auch für Schifferknoten und Klampen abgeschafft, er heißt nur so. Am schlauesten ist es, wenn man beim Festmachen an dem einen Ende der Leine eine feste Schlaufe hat, die legst Du als erstes um die Klampe. Dann führst Du den Festmacher um irgendwas an Land, von dem es nicht abrutschen kann. Mit dem Rest der Leine machst Du einen Klampenschlag auf die Klampe bei Dir an Bord. Das hat den Vorteil, dass Du, wenn Du wieder los willst, das Seil vom Boot aus lösen kannst.

Euer Kapitän Kunibert