Start Boating auf der Spree

Start Boating auf der Spree

Wie Einsteiger aufs Boot kommen

Nach der regionalen Premiere 2016 in Werder/Havel und dem ersten Berliner Start-Boating-Event 2017 auf der Müggelspree fand das Event in diesem Jahr noch zentraler gelegen in der Citymarina am Rummelsburger See statt.

Interessenten konnten sich über die Website www.startboating.de für eine Fahrt auf einem oder mehreren der teilnehmenden Boote registrieren und nach der Anmeldung vor Ort im Stundentakt ans Steuer begeben, nachdem sie eine Rettungsweste verpasst bekommen hatten. In diesem Jahr fand Start Boating an der Spree bereits ab Freitag statt. Bis Sonntagabend gab es an drei Tagen genug Gelegenheiten, große und kleine, offene und geschlossene Boote der teilnehmenden Sponsoren ausgiebig zu testen.

KUHNLE-TOURS hat als einziger teilnehmender Hausbootvermieter zwei Boote am Steg liegen. Neben dem bewährten Klassiker “Kormoran 1140” steht als Kontrast eine stylische “Aquino 1190” mit ähnlichem Platzangebot für Probefahrten bereit.

Die Citymarina unterm Prüfstand

Die Instruktoren Georg und Klaus hatten bereits am Donnerstag das Vergnügen, sich auf der Überführungsfahrt von der Basis am Zeuthener See bei bestem Sonnenwetter auf das Wochenende einzustimmen und mit der Start-Boating-Crew einen Erkundungstörn bis ans Ende der East Side Gallery zu unternehmen, um einige attraktive Routen fürs Wochenende auszuloten. Am Abend wird das Angebot der Citymarina einem Test unterzogen. Neben der Hafenküche direkt auf dem Marinagelände bietet einige Schritte weiter zum Rummelsburger See hin die Hauptstadtkogge “Gode Wind” eine maritime Atmosphäre für hungrige Gäste. Im Hafen selbst wartet – gut geschützt hinter den Frachtschuten der Binnenflotte – ein vielseitiges Angebot an Mietbooten mit und ohne Skipper auf Kundschaft.

Obwohl das Wetter – im Rückblick etwas ungewöhnlich für diese Sommersaison – sich zunehmend von der durchwachsenen Seite zeigt, betreten am frühen Freitagnachmittag die ersten Gäste die Hausbootflotte des Start-Boating-Events. Nach der Begrüßung und Einweisung durch die Skipper geht es aufs Achterdeck an den Außensteuerstand, um je nach Mut und Laune das Ablegemanöver zu beobachten oder am besten selbst Hand anzulegen. Leinen los, nach anderen Fahrzeugen Ausschau halten und dann langsam zwischen den Pfählen ins Freie.

Ablegen im Hafen

Mit der Kormaran ist das für Novizen eine kleine Herausforderung, denn in diesem Fall gilt es die Parkbox rückwärts zu verlassen, und den Bug nach dem Aufstoppen mit Hilfe des Querstrahlruders in Richtung Hafenausfahrt zu drehen. Ruder geradeaus, mit ausreichend Gas das Boot in Fahrt setzen und langsam in Richtung Fahrwasser treiben, bis die Sicht nach allen Seiten frei ist und keine anderen Boote in die Quere kommen. Spätestens ab hier heißt es für die Gäste reihum das Ruder zu übernehmen und entlang den roten Fahrwassertonnen Kurs zu halten. Vorbei an der malerisch gelegenen Stralauer Kirche geht es weiter zum Wohnschiff “Helene”, das gegenüber dem Treptower Schiffsanleger festliegt und einer Familie als festes Domizil dient.

Kurz darauf steuern wir den ersten Engpass unter der Elisenbrücke an, über die eine S-Bahn in Richtung Ostkreuz rattert, und haben nun an Backbord den Allianz-Tower und die riesigen Metallskulpturen der “Molecular Men” vor uns. Durch den Osthafen halten wir uns so weit wie möglich rechts am Ufer, denn die großen Rundfahrtenschiffe der Weißen Flotte beanspruchen selbstbewusst ihren Bereich des Fahrwassers in beiden Richtungen.

Aquino – leichtes manövieren

Inzwischen hat uns auch die Aquino eingeholt, deren Ablegemanöver sich etwas anders und dank der ausgetüftelten Steuertechnik noch narrensicherer vollzog. Im Manövermodus gilt es mit einem Joystick umzugehen. Wenn man die Funktionen einmal kapiert hat, ist das ein Kinderspiel. Sind die Leinen los und befindet sich das Boot etwa mittig zwischen den Pfählen, gibt man einen Push voraus bis sich der Rumpf in Bewegung setzt. Sobald das Boot durch Wind, Strömung oder Wellengang anderer Fahrzeuge abdriftet, korrigiert man mit dem Joystick nach: Quer nach Backbord oder Steuerbord, oder durch eine Drehbewegung mit oder gegen den Uhrzeigersinn auf der Stelle drehend. Ist man auch mit dem Heck zwischen den Pfählen durch (oder eventuell schon vorher), dreht man den Bug in Richtung Ausfahrt. So kann man sich Schritt für Schritt dem freien Fahrwasser entgegen tasten. Alte Hasen mögen darüber lächeln, sind aber insgeheim froh darüber, wenn ihr eigenes Boot so in sicherer Distanz bleibt. Hat die Joystick-Yacht die Hafenausfahrt wohlbehalten erreicht, dient der Knüppel als regulärer Gashebel und das Ruder wird mit dem Steuerrad auf Kurs gehalten.

Vor der Oberbaumbrücke drehen Kormoran und Aquino mit den ihnen eigenen technischen Möglichkeiten einen Wendekreis nach Backbord und wiederholen das Manöver nach der klassischen Methode nur mit Gashebel und harter Ruderlage. Allmählich stellen sich bei den Gästen am Steuer Erfolgserlebnisse ein. Nach dem zweiten Kreis hangeln wir uns am Kreuzberger Ufer weiter bis zur Oberschleuse des Landwehrkanals und beobachten die Einfahrt eines Rundfahrtenschiffes. Vorbei am Flutgraben mit der bei Berlinern und Touristen beliebten Eventlocation “Freischwimmer” nehmen wir hinter dem historischen Binnenschiffsabfertigungssteg im Bereich der ehemaligen Ost-West-Grenze Kurs auf das Badeschiff und das Partyschiff “Hoppetosse” vor dem Veranstaltungszentrum “Arena”. Dahinter wird es im Bereich eines querliegenden Wracks ein wenig eng und schon nehmen wir wieder Kurs auf die “Molecular Men” bis direkt an die Begrenzungstonnen heran. Zeit für einige Bilder und Selfies aus spektakulärer Perspektive, wie man sie nur von Booten aus haben kann, während die Skipper diese in Position halten.

Vor der Brücke am Allianz-Tower rufen unsere Gäste ihre Bekannten in einem Apartment auf der Halbinsel Stralau an, um ihr baldiges Aufkreuzen vom Wasser aus anzukündigen. Hinter der Brücke dann allgemeines Winken und Fotografieren – und eine Ehrenrunde vorm Balkon. Auf dem Weg zur Insel der Jugend am Treptower Park machen unsere Bootstester die Erfahrung, dass man Tretbooten und SUPs besonders vorsichtig begegnen sollte. Eine Lücke am öffentlichen Gastanleger vor dem Fastfood-Biergarten und ein Blick auf die Uhr erlauben das Einüben eines Anlegemanövers. Ähnlich wie beim Einparken eines Autos fahren wir – mit Distanz zu den anderen Booten – rückwärts in die Lücke. Was beim Auto die Vorderräder besorgen, erledigen wir mit dem Bugstrahler. Gut gemacht. Nun schnell in umgekehrter Reihenfolge ablegen, Sog und Wellenschlag vermeidend vorbei an den Stegen und Kurs nehmen auf die Citymarina am gegenüberliegenden Spreeufer.

Kurz vor den Stegen gaben die Gäste dann doch lieber das Steuerrad an den Skipper zurück. Übrigens auch die Schiffsführer hier beheimateter Charterschiffe, die sich wegen der Joystick-Steuerung für einen Probetörn auf der Aquino interessierten. Beim Einparken in die Box gab es erwartungsgemäß keine Schrammen, und dank der netten Gäste hatten die Skipper auch sonst viel Spaß.

P.S.: Ab dem Herbst hat Kuhnle-Tours in der Citymarina Berlin neben den in diesem Revier mit Sportbootführerschein Binnen mietbaren Kormoran und Aquino auch die führerscheinfreien Modelle der Febomobil-Baureihe liegen.