Hausboot fahren im Herbst

Indian Summer auf Havel, Spree und Dahme

Der Goldene Oktober lockt unabhängig von den Herbstferien zu einem Törn auf Seen und Flüssen. Die Taschen sind schnell gepackt. Angebrochene Speisen und Getränke aus der Küche werden in der Kühlbox verstaut. Zu dritt erreichen wir nach knapp drei Stunden gegen Mittag die Charterbasis am Südufer der Müritz.

Einige ungeduldige Chartergäste schlendern bereits vorm Einchecken und der Einweisung über den Steg. Auch wir haben es eilig, verstauen Gepäck und Vorräte im Boot, holen uns im Büro einen aktuellen Törnatlas und legen ab. Die zu Hause frisch zubereitete Lasagne sollte für den ersten Abend reichen. Spätestens am nächsten Tag wollen wir in Fürstenberg an der Havel beim Discounter nachbunkern.

Die Schleusen im Mecklenburg-Vorpommern schließen rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit schon gegen 17.45 Uhr. Fünf Stunden sollten reichen, um noch am ersten Tag ein Stück voranzukommen. Wir schaffen ohne Warten vier Schleusen. Hinter der Kleinen Müritz entdecken wir über dem Sumpfsee Adler in der Luft. Im Lärzer Kanal vor Mirow leuchten die Gefieder einiger Eisvögel im Licht der Nachmittagssonne. Spätestens ab dem Zotzensee südlich von Mirow sind wir umgeben vom „Indian Summer“. Bei Priepert mündet der Oberlauf der Havel von Norden kommend in den Ellbogensee. Am Abend machen gemütlich an der Sportbootwartestelle in Steinhavel fest. Nach dem ersten Anlegebier steigt der Duft der Lasagne vom Backofen in den Salon. Im Schein der übereinanderstehenden roten Ampeln vor der Schleuse stimmen wir uns auf eine erholsame Woche auf dem Wasser ein. Müde kriechen wir in die Kojen.

Tag 2

Am nächsten Morgen leuchten die beiden Ampeln wie am Vorabend übereinanderstehend. Das bedeutet, die Schleuse ist außer Betrieb. Als Gedankenstütze kann man sich einen Schleusenwärter im Schlaf vorstellen. Auf der Seite liegend stehen seine Augen für den Betrachter übereinander. Ist der Schleusenwärter aufgestanden und aufrecht zum Dienst gegangen, stehen beide Augen nebeneinander. Dann leuchten auch die beiden roten Ampeln nebeneinander. Genaugenommen erlischt eine Ampel und stattdessen wird eine dritte Leuchte dazugeschaltet.

In unserem Fall erlischt eines der beiden roten Lichter wenige Minuten vor Betriebsbeginn, ohne dass ein zweites eingeschaltet wird. Das bedeutet, dass die Schleusung vorbereitet und unmittelbar bevorsteht. Kurz darauf erlischt das rote Licht und wechselt auf Grün. Wir starten den Motor, legen ab und jonglieren das Boot in die Schleusenkammer. Nach wenigen Minuten sind wir draußen, fahren über die enge Havel auf den Röblinsee und sehen die Kulisse von Fürstenberg voraus. Hinter der ersten Selbstbedienungsschleuse auf dieser Reise machen wir am Gästesteg des Fürstenberger Yachtclubs fest, legen 3 Euro Kurzliegegeld in den Briefkasten des Hafenmeisterbüros und schlendern vorbei am Schluss zum nahegelegenen Supermarkt. Die für eine Woche bemessenen Vorräte verteilen wir auf Kühlschrank und freie Schubläden.

Weiter geht es nun im Land Brandenburg über den Schwedtsee vorbei an der ehemaligen Eisenbahnfähre der Gedenkstätte Ravensbrück auf den Stolpsee. An dessen Südostufer wechselt die Kulisse. Hinter den alten im Wasser stehenden Bootshäusern ragt das von Buchen bewachsene Ufer steil auf. Nach zahlreichen Kurven erreichen wir Bredereiche mit dem einer Guillotine ähnelnden oberen Schleusentor. Ein Stück weiter erreichen wir Regow mit der Ziegenfarm Capriolenhof. Der Käse von hier wir in Berliner Sternerestaurants und Märkte in der Region geliefert. Im Herbst öffnet der Hofladen nur am Wochenende. Wir sparen uns den Besuch für die Rückfahrt auf.

An der Schleuse Zaaren widerfährt uns ein Missgeschick. In der Eile dreht unser Mitfahrer statt des grünen den roten Bedienhebel und löst einen Notstopp der Schleusung aus. Über die Sprechsäule erreichen wir niemand und auch nicht über o2. Zum Glück hat unser Crewmitglied einen anderen Handyprovider, über den die Verbindung mit der Leitzentrale endlich zustande kommt. Der Mitarbeiter will versuchen, das Problem in etwa zehn Minuten zu lösen. Es besteht aber keine Internetverbindung und deshalb könne kein Reset der Schleusensteuerung durchgeführt werden. Dass man mitten in der märkischen Walachei bei technischen Infrastruktur ausgerechnet aufs Internet vertraut, gibt uns zu denken. Ein Blick auf die Masten mit den Webcams gibt einen Hinweis auf die Übertragungsart des Internets: Satellitenschüsseln deuten darauf hin, dass die Bilder über den Äther in die Leitzentrale übermittelt werden. Demnach dürfte der Mann am Bildschirm statt der Schleuse gerade Schnee sehen.

Nach einer Weile rufen wir erneut in der Zentrale an. Der Mitarbeiter sagt, er hätte nun aus Eberswalde einen Techniker in Marsch gesetzt. Bis der eintrifft, kann es eine gute Stunde dauern. Nach eineinhalb Stunden Wartezeit ist von dem Techniker nichts zu sehen. Plötzlich verstummt der nervige Alarmton und das Schleusentor schließt hinter uns. Wir lösen die Festmacher, um beim Abstieg nicht in der Kammer hängenzubleiben. Mit deutlicher Verspätung und reichlich Fontane-Feeling auf der verbleibenden Strecke erreichen wir am Abend Zehdenick noch rechtzeitig vor Schleusenschluss. Hinter der gleichzeitig mit der Schleuse öffnenden Klappbrücke machen wir über Nacht an der Wartestelle fest.

Tag 3

Am dritten Tag zieht es uns in aller Frühe zum Bäcker am Rathausmarkt. Zeitig legen wir ab, um durch den Vosskanal und die Schleusen in Bischofswerder und Liebenwalde zu gelangen. Die Ampeln stehen bereits auf Grün. Wir fahren direkt in die Kammer und bedienen mit besonderer Vorsicht den grünen Hebel. Über die Oder-Havel-Wasserstraße erreichen wir die Wartestelle der Schleuse Lehnitz. Wir warten auf einen angekündigten Eisbrecher. Hinter diesem dürfen wir in die Kammer fahren. Wir blicken gespannt aufs Schilf zwischen dem Wartesteg und der Uferböschung und hoffen, einen Biber zu sehen. Leider haben wir heute kein Glück.

Wir lassen den Lehnitzsee und die Kleingärten von Oranienburg hinter uns. Einige Kilometer weiter erreichen wir das 1917 von der AEG gegründete Elektrostahlwerk Hennigsdorf. Lastkähne aus Richtung Polen liefern hier Metallschrott für die Schmelzöfen an. Kurz vor der Abzweigung in den Nieder-Neuendorfer See passieren wir das Eisenbahnwerk von Bombardier. Auf den Abstellgleisen zum Kanal hin warten Regionalexpresszüge für die DB und die Österreichischen Bundesbahnen auf die Übergabe. Seit wir ab dem Havel-Oder-Dreieck auf dem Kanal fahren, haben wir noch kein Binnenschiff gesehen. Einen Biber entdeckten wir kurz hinter Oranienburg.

Auf dem Nieder-Neuendorfer See verlief früher die DDR-Grenze zu Westberlin. Hier kommt uns von der Spandauer Schleuse her das erste Binnenschiff entgegen. Kurz vor Tegelort wird das Fahrwasser der Havel enger und wir gehen mit der Fahrt runter, um die Autofähre vor uns vorbeizulassen. Vor uns liegt Spandau mit der Insel Eiswerder vor uns und den alten Speichern zur Rechten, die zu Eigentumswohnungen mit Wasserblick umgebaut werden. Ohne lange Wartezeit gelangen wir durch die Schleuse und nehmen Kurs auf Gatow.

Wir melden uns bei den Eltern unserer Schwiegertochter. 20 Minuten später machen wir in der Nähe des Hauses fest. Coffee time. Die Verwandtschaft liefert Nachschub an Kaffeefiltern und wir frischen Kaffee und den Obstkuchen vom Bäcker in Zehdenick. Schwiegertochters Papa ist von unserem Bootsnamen LURCHI ganz angetan. Der weckt in ihm Erinnerungen an die Kindheit, als es im Schuhgeschäft die Hefte mit dem Salamander zum Sammeln gab. Die Großmutter nannte ihn damals Lurchi.

In der Abenddämmerung geht es zurück nach Spandau, um eine weitere Mitfahrerin am Bahnhof im Empfang zu nehmen. Die Wartezeit auf den ICE wird genutzt, um schnell noch einige Flaschen Wein nachzubunkern. Zu viert starten wir von der Spreemündung aus in Richtung Charlottenburger Schleuse. Wir erreichen diese kurz vor 22 Uhr. Am Charlottenburger Ufer neben dem Schloss machen wir am öffentlichen 24-Stunden-Anleger über Nacht fest.

Tag 4

Im Morgengrauen werden wir von Bauarbeiten am gegenüberliegenden Ufer geweckt. Gut so, denn wir wollen zeitig durchs Regierungsviertel. Es ist noch ruhig auf der Spree und wir können uns in dem von den Behörden vorgegebenem Zeitfenster ohne Druck voranschleichen. Die überwiegend älteren Industriebauten im Kreuzungsbereich der Spree mit dem Landwehr- und dem Charlottenburger Verbindungskanal gehen allmählich in die Repräsentationsbauten der Politik über. Die S-Bahnstation Bellevue kündigt den Amtssitz des Bundespräsidenten an, der sich hinter einer mit Videokameras bespickten Mauer befindet. Die der Spree abgeneigte Fassade mit dem Rasen davor ist dennoch gut zu erkennen. Dahinter ragt die goldene Viktoria auf der Siegessäule thronend über die Baumkronen des Großen Tiergartens hinweg.

Auf dem Moabiter Werder zur Linken erstreckt sich die schlangenartig gewellte, kurz vor der Wende von Georg Bumiller entworfene Anlage mit 700 Wohnungen, an deren östlichem Ende das Erweiterungsterrain fürs Kanzleramt anschließt. Gegenüber zeigt sich das markante Haus der Kulturen der Welt, die vom amerikanischen Volk nach dem Zweiten Weltkrieg gestiftete ehemalige Kongresshalle, im Volksmund „Schwangere Auster“ genannt. Gleich dahinter folgt der wuchtige Betonbau des Bundeskanzleramts mit der Brücke zum Erweiterungsgelände, und an der Flagge zu erkennen die Botschaft der Schweiz. Am Nordufer der Spree gegenüber erstrahlt kaum noch erkennbar die gläserne Konstruktion des Hauptbahnhofs. Auf dem Washingtonplatz stört ein Glaswürfel den freien Blick auf das Bahnhofsgebäude. Als Solitär wäre der Cube Berlin mit der nach innen gefalteten Glasfassade architektonisch interessant. Den Bahnhof verdeckend wirkt das Gebäude deplatziert. Ob sich der Stadtplaner dessen wohl bewusst ist?

Hinter dem Hauptbahnhof ragt ein weiterer Würfel schon länger über die Dächer Berlins – der des berühmten Klinikums Charité. Hinter dem Spreebogenpark verbindet eine Fußgängerbrücke das nach Paul-Löbe benannte Abgeordnetenhaus mit der Bibliothek des Bundestages. Direkt am Ufer gedenken „Weiße Kreuze“ den Opfern, die genau hier und an anderen Stellen bei der Flucht über die Mauer ums Leben gekommen sind. Dahinter öffnet sich für einen Moment der Blick auf das Reichstagsgebäude. Hinter der Marschallbrücke liegt linkerhand der für 24 Stunden kostenlos nutzbare Sportbootanleger Schiffbauerdamm mit Blick auf das ARD-Hauptstadtstudio.

Hier auch nur für einige Stunden festzumachen lohnt sich. Am Reichstagsufer entlang führt der Weg zum Bahnhof Friedrichsstraße. Im „Tränenpalast“, dem ehemaligen Abfertigungsgebäude für die Ausreise aus Ostberlin, bietet eine sehenswerte Ausstellung interessante Einblicke in das ehemals geteilte Berlin. Gegenüber auf dem Schiffbauerdamm führt der Weg vorbei an der „Ständigen Vertretung“ zu Bertold Brechts Wirkungsstätte Berliner Ensemble. Gegenüber vom Bahnhof an der Friedrichstraße locken der Admiralspalast und das Kabarett Distel ins Theater. Hinter der Weidendammer Brücke liegt rechts das berühmte Revuetheater Friedrichstadtpalast.

Dahinter mündet die Friedrichstraße in die Chausseestraße. Hinter einer Mauer liegen der Kirchhof der Französischen Reformierten Gemeinde und der Dorotheenstädtische Friedhof. Die hier neben Brecht und Helene Weigel ruhenden Prominenten bis hin in die jüngere Zeit würde den Rahmen sprengen. Lieber sollte sich der Leser die Zeit nehmen, hier selbst auf Entdeckungstour zu gehen.

Unsere Bootstour führt an der Museumsinsel vorbei. Dem Bode-Museum mit byzantinischer Kunst folgen das Pergamonmuseum mit den antiken Sammlungen und die Alte Nationalgalerie mit dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelm IV. Unübersehbar an der nächsten Brücke ragt die Kuppel des Berliner Doms empor, gefolgt vom wieder aufgebauten Stadtschloss, an dessen Stelle zu DDR-Zeiten der Palast der Republik stand. Heute befinden sich im Schloss die Kunstausstellungen des Humboldt-Forums.

Hinter der Rathausbrücke, benannt nach dem nahegelegenen Roten Rathaus, reihen sich an unserer Backbordseite die Kneipen des Nikolaiviertels aneinander. Kurz vor der Mühlendammbrücke links liegt die Sportbootwartestelle der gleichnamigen Schleuse. Wir lassen ein in Gegenrichtung fahrendes Schiff der weißen Flotte passieren und fahren direkt in die Kammer ein.

Hinter der Schleuse lohnt ein Blick auf den Historischen Hafen und das Märkische Museum der Berliner Geschichte und Kultur. Passend zur Hafenszene bietet das Marinehaus maritime Kneipenatmosphäre. Gleich daneben hat sich die Volksrepublik China unübersehbar mit ihrer Botschaft niedergelassen. Hinter der Jannowitzbrücke schlängeln sich S- und Fernbahn auf Stützen am Ufer entlang in Richtung Ostbahnhof. Dahinter macht sich allmählich Berlins Partyszene mit zahlreichen Strandbars breit.

Hinter der Schillingbrücke schlängeln sich zwischen Stralauer Allee und Ufer einige hundert Meter verbliebene Mauer entlang. Leider sind die Kunstwerke der Eastside Gallery nur von der Straßenseite aus zu betrachten. Die der Spree zugewandte Seite mit den weniger künstlerisch wertvollen Graffitis wurde gerade weiß übermalt.

Die Mauerreste enden kurz vor der berühmten Oberbaumbrücke mit den beide Türmen. Hier befand sich einst ein Grenzübergang zwischen Ost und West. Gleich dahinter liegt am Anfang des ehemaligen Osthafens die Deutschlandzentrale eines amerikanischen Medienkonzerns. Früher hatte das Gebäude die Funktion eines riesigen Eierkühlhauses.

Wir fahren vorbei an der Einfahrt zum Landwehrkanal und dem Flutgraben mit dem vor Wintereinbruch geleerten Badeschiff und dem Partyschiff HOPPETOSSE außerhalb des Fahrwassers auf der Innenseite des ehemaligen Zollstegs dicht am Ufer entlang. Vorsichtig und mit Blick aufs Echolot zwängen wir uns am Bug einer Schiffsruine vorbei in Richtung Molecule Man. Die dreiteilige Metallskulptur soll die Einheit Berlins symbolisieren. Kurz vor der Elsenbrücke liegt eine Reihe gelber Sperrtonnen quer im Fahrwasser. Die Brücke weicht gerade einem Neubau und wir überlegen uns eine Alternativroute in Richtung Köpenick.

Die Oberschleuse des Landwehrkanals öffnet um 11.15 Uhr. Zeit für eine Kaffeepause. Ein Polizeiboot fährt eine halbe Stunde früher in die Schleuse. Der Skipper bittet uns, ihm nicht zu folgen. Schade. Angesichts der großen Schleusenkammer hätten wir die Gelegenheit gern genutzt. Mit zwei anderen Sportbooten, davon einem futuristisch anmutenden Rumpf mit Schweizer Flagge, passieren wir zur angekündigten Zeit die Oberschleuse und fahren mit reduzierter Geschwindigkeit im Konvoi in Richtung Neuköllner Kanal. Die Selbstbedienungsschleuse Neukölln scheint ein wenig altersschwach und träge. Der Wasserausgleich erfolgt anscheinend nicht über Klappenschütze. Das Tor vor uns öffnet nur einen Spalt weit und der Wasserausgleich geht gemächlich von statten. Dann öffnet sich das Tor für die Ausfahrt.

An der Kreuzung mit dem Teltowkanal entscheiden wir uns für den Umweg über den Britzer Verbindungskanal, um nach drei Kilometern wieder auf die Treptower Spree zu gelangen. Das östliche Ende des Teltowkanals wird von tristem Gewerbegelände flankiert. An der Spree erwarten uns historische Industriearchitektur und ein Bootsanleger mit Shoppingmöglichkeit.

In Köpenick entschließen wir uns, die Route über den Großen Müggelsee nach Zeuthen zu nehmen. Auf der Müggelspree in Klein Venedig kommt uns das andere Charterboot vom Landwehrkanal entgegen. Der Gosener Kanal ist wegen Arbeiten an einer Brücke gesperrt. Wir kehren um und nehmen die direkte Route. Am Köpenicker Schloss vorbei geht es zur olympischen Ruderregattastrecke von 1936 bei Grünau. Vorbei an den kleinen Inseln vor Karolinenhof erreichen wir die Schmöckwitzer Brücke. Auf dem Zeuthener See lassen wir die beflaggte Villa Dussmann an Steuerbord liegen und nehmen Kurs auf den Kirchturm. Nach dreieinhalb Tagen und rechtzeitig zum Abendessen beim Griechen nebenan erreichen wir den Zeuthener Steg von Kuhnle-Tours.

© 2022 by Klaus Neumann

Berlin-Oder-Umfahrung vom 24.9.-8.10.2021 mit einem Motorboot Typ Kormoran 1150 der Firma KUHNLE-TOURS

Berlin-Oder-Umfahrung vom 24.9.-8.10.2021 mit einem Motorboot Typ Kormoran 1150 der Firma KUHNLE-TOURS

Die zurückgelegte Strecke – 544 KM

Die Berlin-Oder-Umfahrung ist eine Wegstrecke auf dem Wasser rund um Berlin. Die Strecke ist ca. 400 km lang, aber je nachdem, welche Abstecher man noch fahren will, kommt man leicht auf 500 – 600 km, und eventuell noch mehr. Berlin ist umgeben von herrlichen Seen, Kanälen und schiffbaren Flüssen, sodass die Stadt und die Erholungsgebiete dieser Metropole von der Wasserseite neue, schöne und interessante Einblicke ermöglichen. Um dies einmal zu erleben charterten wir, das sind Helga, Heimke, Friedrich und Klaus, ein passendes Motorboot für 2 Paare. Wir entschieden uns für ein Boot des Typs Kormoran 1150, von der Firma KUHNLE-TOURS, Rechlin.


Wir starteten am Nachmittag des 24. Septembers von Zeuthen aus. Gleich nach der Übergabe und dem Verstauen des Gepäcks nutzten wir den Nachmittag und fuhren sogleich in Richtung Rahnsdorf (Neu Venedig), und ankerten im Seddinsee. Am nächsten Tag auf dem Oder-Havel-Kanal fuhren wir bis Müllrose, dann von Eisenhüttenstadt, die Oder abwärts, ca. 130 km, über Frankfurt/Oder, Hohensaaten bis zur Schleuse Liepe am Eingang des Finowkanals. Wir besichtigten das alte und neue Schiffshebewerk Niederfinow und befuhren den Finowkanal aus dem 17. Jahrhundert mit seinen 14 Schleusen. Dann ging es bis Oranienburg, wo wir die Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen besuchten.
Bald ging es dann auf der Havel bis Potsdam und anschließend über den Teltowkanal, Landwehrkanal und wieder auf der Spree kreuz und quer durch die City von Berlin. Zum Abschluss gönnten wir uns 4 Tage „Erholungstrip“ auf der Dahme, sowie auf den Teupitzer und Storkower Gewässern. Insgesamt legten wir in 14 Tagen 544 km zurück, dabei passierten wir 31 Schleusen und 3 Hubbrücken. Außer Zeuthen, Müllrose und ein wenig Oranienburg haben wir keine weiteren Stadtbesichtigungen gemacht. Wir haben uns im wesentlichen an der wunderschönen Kanal- und Flusslandschaft, sowie an den reichlich vorhandenen Wasservögeln, die uns im Wasser, auf den Bäumen und in der Luft begegneten, erfreut. Die Stadtansichten im Zentrum Berlins haben wir bewundert und die vielen, teils einfachen und entzückend hergerichteten Datschen, sowie die üppigen Stadtvillen auf den gepflegten Gärten mit Wasseranschluss und mit den schicken Motorbooten am Steg, ohne Neid zu verspüren, bewundert.
Teilnehmer: Helga & Heimke, Friedrich & Klaus (Klaus Schiffsführer mit Motorbootführerschein Binnen)

1.Tag, Feitag, 24.9. (Plan)


Ankunft Zeuthen, Bootsübergabe, Proviant verstauen.
Wenn noch Zeit ist, und Lust, fahren wir noch bis Köpenick zum Großen Müggelsee, Rahnsdorf, Klein Venedig.
Am 24.9. fahren Friedrich und Helga von Kappeln, und Heimke und Klaus von Wedel los, um gegen 13 Uhr in Zeuthen bei Berlin, das bereits im Frühjahr bei KUHNLE-TOURS gecharterte Motorboot, zu übernehmen. Wir hatten uns für einen Kormoran 1150 entschieden, ein Boot gut geeignet für zwei Paare mit separatem Wasch-/Duschraum und WC für beide Paare. Mit dem gleichen Typ waren wir bereits 3 Jahre zuvor in Polen auf den Masurischen Seen unterwegs gewesen. Tatsächlich waren Heimke und Klaus bereits kurz vor 13 Uhr am Ort, in der Marina in Zeuthen. Etwa eine halbe Stunde später kamen auch Helga und Friedrich an. Wir konnten bereits gegen 14:30 Uhr das Gepäck an Bord
bringen, anschließend hatten wir eine relativ kurze Einweisung. Dann fuhren Helga und Klaus zum nahen Rewe-Supermarkt und kauften die notwendigen Dinge für ein paar Tage ein. Als alles verstaut war, konnten wir um 16.05 Uhr die Marina verlassen, in Richtung Rahnsdorf. Zu der Zeit hatten wir dann das erste Auslaufbier verdient. Wir tranken es mit Genuss. Klaus, unser Skipper mit Motorbootsführerschein (Binnen) hatte sich gleich an das Boot gewöhnt, es reagierte in allen Bereichen gutmütig auf seine Ruder- und Maschinenkommandos. Über den Seddinsee und Gossenkanal kamen wir nach Rahensdorf, in die Siedlung Neu-Venedig. Traumhafte Datschen, aber auch üppige Vorstadtvillen umsäumten das Ufer. Wir wollten zu dem Ausflugslokal Neu Helgoland. Dort durften wir auch anlegen, wollten unser Begrüßungsdinner zu uns nehmen, aber wir hätten nicht über Nacht dort liegen bleiben können und weil es schon recht spät am Abend war mussten wir leider umkehren und gingen im Seddinsee vor Anker. Das Abendbrot bereiteten wir aus eigenen Mitteln zu und es war lecker. Mit einem Glas Wein beendeten wir den Tag, leicht müde, nach 22 Uhr.
22 km, 0 Schleusen


2.Tag, Samstag, 25.9. (Plan)
Gr. Müggelsee, dann: Eichwalde, Fürstenwalde, Müllrose
Wir hatten eine sehr schöne, ruhige Nacht hinter einer kleinen Insel im Seddinsee verbracht. Heimke sah eine Wasserratte in der Nähe unseres Bootes. Wir schliefen alle gut und fest. Nach einem ausführlichen Frühstück, von Helga und Klaus zubereitet, weich gekochten Eiern, gutem Kaffee. Um 9.15 Uhr hievten wir den Anker heraus und fuhren zur Wermsdorfer Schleuse. Wir hatten uns kurz vorher angemeldet und konnten so direkt in die Schleuse hineinfahren. Schon nach einer Viertelstunde ging es wieder weiter, auf dem Spree-Oder-Kanal in Richtung Osten. Hinter Fürstenwalde (Schleuse 13.05 bis 13.15 Uhr) machen wir fest am Wasserwanderplatz „Streitsberg“ zur Mittagspause. Unsere Damen bereiteten leckere Bratkartoffeln mit den Steaks, die wir uns noch in Zeuthen besorgt hatten. Nach einer 1 1/4 stündigen Pause ging es dann weiter. Schleuse Kerksdorf (16.25 Uhr – 17 Uhr) bis wir schließlich in Müllrose um 18.45 in der Marina festmachen. Kurz davor, beim Einladen in die Marina, erleben wir einen außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang an der Marina in Müllrose

Freundliche Begrüßung durch den Betreiber der Anlage. Er weist uns einen Liegeplatz zu. Wir können Strom nehmen und werden die Hafengebühr im „Leuchtturm“ entrichten, wo uns am späteren Abend, nachdem wir bei Resthelligkeit das Städtchen erkundet haben, noch 1-2 Bierchen bekommen, trotz geschlossener Gesellschaft einer Seniorengruppe, wo am späteren Abend als Überraschung für den Gastgeber noch eine Striptease Show stattfinden soll, zu der wir leider nicht eingeladen werden. Unsere Hafengebühr beträgt 1 Euro/Meter, also 11,50 Euro plus 1,-€ für Strom. Wir wandern noch zum Markt, dort steht eine sehr alte Kirche, 13. Jahrhundert, aber heute nicht mehr zugänglich, weil zu es zu spät ist. Am Markt sind zwei Bäcker, die am Sonntag ab 7 Uhr Brötchen und Brot verkaufen. Insgesamt sind wir erfreut und angenehm überrascht, über die freundlichen Menschen, die uns auf Fragen behilflich sind, die uns zuwinken (Angler und Wanderer am Ufer des Kanals, sowie Camper), die freundliche Kneipenbedienung im Leuchtturm und die freundlichen Schleusenmeister.
Heute 70 KM , 3 Schleusen

Tag, Sonntag 26.9. (Plan)

Müllrose – Eisenhüttenstadt, Frankfurt/Oder, Kienitz.
Nach ausgiebiger Frühstücksrunde mit von Friedrich geholten frischen Brötchen machen wir uns, bei herrlichem Spätsommerwetter, um 9.25 Uhr wieder auf die Reise. Heute ist Wahltag. Wir sind gespannt, wie die Wahl ausgehen wird.

Um 12 Uhr kommen wir in Eisenhüttenstadt an. Die große Kammerschleuse wird für uns erst gegen 15 Uhr geöffnet, so legen wir uns an einen Poller des „Alten Stadthafens“ und machen eine Pause. Die mögliche Stadtbesichtigung ersparen wir uns, nachdem im Reiseführer nichts gutes über die Stadt geschrieben ist. Beim Annähern an Eisenhüttenstadt fahren wir an kilometerlangen Fabrikanlagen der Eisenhütte vorbei. Der Schleusenmeister, sehr freundlich, hat gegen 15 Uhr ein kleines Fahrgastschiff von unten hoch zu schleusen, und wegen des enormen
Wasserverbrauchs müssen wir nun warten, bis das hochgeschleust ist, dann können wir zu Tal geschleust werden. Tatsächlich geht die Schleuse um 15 Uhr auf, wir alleine rein. Festgemacht, während der Schleusung, wird an Schwimmpollern, die mit dem Wasserstand herunter/heraufgleiten. Eine riesige Erleichterung für die Schiffsleute. Um 15.35 Uhr sind wir durch, nun auf der Oder. Hier fließt die Oder mit ca. 4-5 km Strömungsgeschwindigkeit abwärts, und wir kommen so mit unserer eigenen Geschwindigkeit von ca. 10 km/h. zügig voran.
Die Oder Landschaft ist sehr offen, beidseitig des Flusses Buhnen, auf die man auf keinen Fall stoßen sollte. Aber sie sind bei dem vorherrschenden Wasserstand gut sichtbar. Die Wassertiefe unter dem Kiel schwankt zwischen 0,1 bis 1.0 Meter. Unser Tiefgang ist 0,75 Meter, sodass die Wassertiefe manchmal recht knapp ausreicht für uns. Wir gewöhnen uns schnell an das System, wie das Fahrwasser ausgesteuert werden soll, nämlich mit roten und grünen Baken (rot auf polnischer, grün auf deutscher Seite) und gelben Kreuzen jeweils links und rechts des Ufers. Schon um 18.10 Uhr sind wir in Frankfurt/Oder fest an einem für Sportboote reservierten Anleger. Laut Plan wollten wir bis Kienitz, aber wegen der langen Verzögerung in Eisenhüttenstadt wurde das nun nichts mehr. Wir gehen zum nahen Griechen in einem
schön innen restaurierten Lagerhaus und essen dort lecker in freundlicher Atmosphäre. Klaus kriegt Lammhaxe in Auberginensoße- ganz ausgezeichnet. Es plagen uns die Mücken, wie schon vorher abends an den windstillen Liegeplätzen.
Heute ca. 57 KM zurückgelegt. 1 Schleuse

Frankfurt/Oder

4.Tag, Montag, 27.9. (Plan)

Kienitz, Hohensaaten, Oderberg, Niederfinow (Schiffshebewerk)
Heute wird wieder ein schöner Tag. Der Himmel ist noch etwas dunstig. 9.15 Uhr Leinen los, weiter geht es auf der großen Oder. Abgesehen von vereinzelten Anglern auf den Buhnen auf beiden Seiten des Stromes gibt es zunächst keinerlei Schiffsverkehr. Wir sahen zuletzt bei Eisenhüttenstadt ein kleines Fahrgastschiffchen, das uns entgegenkam und die lange Verzögerung vor der dortigen Schachtschleuse verursacht hatte. Auch bei Frankfurt kam gestern so ein kleines uns entgegen. Aber sonst gab es nichts, außer weite flache Landschaft, Wiesen, alte, gelegentlich abgestorbene hohe Bäume und viele Grau- und Seidenreiher.

Ein Seidenreiher

Abends bei Hohnsaaten sahen wir riesige Formationen Kraniche, sie flogen mit ständigem Trompeten in Richtung Nord-West. Vermutlich Rügen oder Darß. Von 15.45 Uhr bis 16.05 Uhr schleusen wir durch die Hohensaaten – Ost Schleuse, bei der wir uns angemeldet hatten und die nach kurzer Wartezeit bereit für uns war. Nun fahren wir noch bis zur Liepe-Schleuse, wo wir um 17.40 Uhr vor der Einfahrt zum Finow-Kanal über Nacht festmachen. Der Schleusenmeister wird uns morgen ab 9 Uhr in den Kanal hinein schleusen. Nun wandern wir noch zu dem riesigen Schiffshebewerk Niederfinow, das von einem neuen, überwiegend aus Beton gebauten, Schiffshebewerkes ersetzt werden wird. Es ist seit einigen Jahren im Bau, sollte bereits 2020 fertig sein, ist aber noch nicht. Abends viele Mücken. Heute haben wir 97 KM zurückgelegt. Eine Schleuse

5.Tag, Dienstag, 28.9. (Plan)


Finowkanal bis Eberswalde (12 Schleusen )
Wir hatten uns gestern schon vor die Lieper Schleuse gelegt, nachdem wir das mit dem Schleusenmeister abgesprochen hatten. Um 9 Uhr wäre er dann bereit, uns in den Kanal hinein zu lassen. Tatsächlich kurz nach 9 Uhr ging die uralte Schleuse auf und schon ging es los. Die Schleuse, Jahrgang 1877, wird mit der Hand bedient, wie wohl alle der nun folgenden, in diesem sehr alten Kanal, dessen Ursprünge aus dem 17. Jahrhundert sind. Auf diesem wunderschönen und engen Kanal, der zum Teil Wassertiefen von 0,75 bis 1 Meter aufwies (unser Echolot zeigte auf der ersten Strecke teilweise 0,0 m, unter Kiel schafften wir es aber trotzdem. Wir kamen an schönen einfacheren Häusern, teils sehr gepflegten, teils weniger gepflegten und auch wohl verwilderten, wenn nicht verlassenen Grundstücken vorbei. Ziegen waren am meckern, Schafe am blöken und vor uns öfter Schwäne mit bis zu 5 Kindern, die vor uns aufflogen, weil wir sie offenbar in ihrer Ruhe verschreckten. Heimke meinte, wir sollten etwas langsamer fahren, obwohl unsere Geschwindigkeit stark reduziert, und wohl kaum schneller als 6 km/h war. Der Kanal sehr kurvig und mit hohen, alten Bäumen, oder mit Schilf bewachsen, was den Kanal ziemlich eingeengt. Nun soll der Kanal 2023 für mehrere Jahre geschlossen werden. Man will ihn komplett sanieren. Wir passieren die Schleusen Liepe, Stecherschleuse, Ragöse, Kupferhammer, Drahthammerschleuse und Eberswalde.

Dort im Stadthafen legten wir an, um im 100 Meter entfernten Einkaufszentrum bei Edeka unseren Proviant aufzufüllen. Anschließend gingen wir zum nahen Pizzabäcker. Das waren echte Italiener und backten uns jedem eine sehr schmackhafte Pizza. Helga und Heimke sind von den Geschäften im Ort sehr angetan. Dort gibt es Pariser chic, Schuh und Kleidermode. Eberswalde war früher ein technischer Standort mit z.B. einer Kupferhütte, mit Walzwerk. Alles ist bereits Geschichte, einige restaurierte Gebäude, aber auch allerlei schrecklicher Verfall. Wir wollen noch ein Stückchen weiter, kommen aber nur bis zur Straßenbrücke, (sie heißt Hubbrücke Eisenspalterei) die alle 2 Stunden geöffnet werden kann, durch drehen eines Schalters. Da wir zu lange gegessen haben, kommen wir erst um 18 Uhr durch die Brücke, und dann ist die Weiterfahrt blockiert, weil auf dem Kanal bereits 17 Uhr Betriebsschluss ist. Wir verholen zur Wolfwinkler Schleuse und bleiben diese Nacht auf der Warteposition. Festmacherbier 18.30-19.30 Uhr, auf dem Oberdeck.
16 KM, 7 Schleusen, 1 Hubbrücke

6.Tag. Mittwoch, 29.9.(Plan)


Eberswalde, Oranienburg (Sachsenhausen)
Ruhige Nacht, Tag fängt trocken an, im Laufe des Tages zieht eine nasse Kaltfront über uns hinweg und es regnet stundenlang aus Kübeln und unsere arme Deckcrew steht im Wasser. Erst ganz spät am Nachmittag klart es auf und dann erschien sogar noch die Sonne. Erst ab 9.45 Uhr geht heute Morgen die Schleuse (Wolfswinkler) für uns auf. Der Schleusenwärter musste auf der vorherigen Schleuse noch ein anderes Boot abfertigen. Danach geht es einigermaßen schnell im Schneckentempo weiter, Schleusen Heegermühle, Schöpfurt, Grafenbrück, Leesenbrück, und Ruhlsdorf. Da machen wir ab 14.30 Uhr fest und legen nun eine Mittagspause ein, legen uns vor die Schleuse und es gibt lecker Brat fleisch mit Salat. Um 15 Uhr setzen wir die Reise fort und sind wenige Minuten danach auf der großen, breiten
Havel-Oder-Wasserstraße (HOW). Der Finowkanal wird nun verlassen. Es geht zügig voran bis Lehnitz. Vor uns nun eine Weile, ein großes Binnenschiff, wir bleiben hinter ihm, weil die Lehmitzschleuse uns sowieso nicht vor dem Binnenschiff Schleusen würde. Die riesige Schleuse ist schnell klar, und wir schummeln uns mit dem holländischen Binnenschiff durch.

holländisches Binnenschiff

Der holländische Kapitän ist sehr freundlich, kollegial und verschont uns mit heftigem Schraubenwasser und so geht alles sehr easy vonstatten. Um 18.45 Uhr machen wir dann fest, an der hochmodernen Steganlage von Oranienburg, unmittelbar vor dem Turn- und Sportzentrum. Wir zahlen unser Liegegeld (25 Euro Tag und Nacht). Wir erhalten beim Einkaufen Nachricht vom Ableben von Ulla und sind sehr traurig.
37 KM, 7 Schleusen


7.Tag, Donnerstag, 30.9. (Plan)


Oranienburg, Spandau, Glienicker Brücke – Potsdam
Uns ist der Plan auch gut gelungen, bestimmt verträgt er Änderungen…. wie folgt: Gegen 8 Uhr holt heute Friedrich Brötchen und Brot beim nahen Lidl. Danach ausführliches Frühstück. Gegen 10 Uhr bestellen wir eine Taxe, mit der wir eine kurze Stadtrundfahrt und Ablieferung vor dem Eingang zum KZ Sachsenhausen vereinbaren. Der Taxifahrer erzählte ein wenig von den augenblicklichen Schwierigkeiten mit den Behörden, Planungen und Misshelligkeiten, aber er gab zu ,dass „früher“ auch nicht alles gut funktioniert hat.

Sachsenhausen erschreckt auch durch die außergewöhnliche Dimension. Die Dokumentation war in Wort und Bild sehr informativ. Das Lager wurde von 1937 bis 1945 immer wieder vergrößert. Nach 1945 vom NKWD teilweise weitergenutzt, und erst dann Anfang der 1950er Jahre stillgelegt. 1992 nach einem Besuch von Izak Rabin, dem israelitischen Ministerpräsidenten, wurde die für die jüdischen Häftlinge extra gehaltenen Lagergebäude von Rechtsradikalen in Brand gesteckt. Die Gebäude sind wieder hergerichtet, aber die Brandmerkmale hat man teilweise gelassen.

Weitere Informationen: www.sachsenhausen-sbg.de
Auf dem Rückweg passieren wir die Gaststätte und die Marina „Mirage“ Lubea und gönnen uns ein kühles frisch gezapftes Radeberger und genießen dieses in warmer Spätsommer Sonne. Anschließend fahren wir mit unserem Boot in die Oranienburger Havel bis zum Schlosshafen, den wir zunächst nicht finden konnten, weil er laut Karte direkt am Schloss hinter der Straßenbrücke sein sollte. Dabei war er ca. 500 Meter hinter der Brücke, und es gab dort 2 Häfen, nämlich den Servicehafen und die Marina, in die wir natürlich zunächst einliefen. Das war sehr eng dort und ein in die Durchfahrt ragender Bugkorb eines Motorbootes wurde leicht touchiert. Hier war kein Platz für uns, und so verholten wir doch in den Servicehafen. Dort war auch der Hafenmeister, Duschen, WC, Wasser und Entsorgung sind möglich.
Aber wir verschieben das alles auf Morgen. Wir wanderten in die Innenstadt und gingen gut essen beim Italiener, direkt neben dem Schloss. Danach an Bord, Tagesabschluss mit Bier, Wein und Neckereien.
3 KM, 0 Schleusen


8.Tag, Freitag, 1.10. (Plan)


Potsdam – Teltowkanal – Neukölln Schifffahrtskanal – Landwehrkanal – Richtung Charlottenburg.
Nach einer langen Fahrt auf der Oder-Havel-Wasserstraße bei herrlichem Sonnenschein und den letzten warmen Sonnenstrahlen, kommen wir schließlich zu den Havelseen. Die Ufer sind zum Teil umsäumt mit herrlichen Stadtvillen, hübschen Einfamilien- und Wochenendhäusern. Die Häuser, die umgebenden von großen Gärten sind, sind meistens sehr gepflegt. Wir kommen gegen 12.30 Uhr zur Spandauer Schleuse, müssen dort bis 13 Uhr warten und kommen dann zügig mit ein paar Sportbooten durch. Durch die Havelseen geht es weiter bis Potsdam. Schlepp-/bzw. Schubverbände und einige Binnenschiffe kommen uns entgegen oder überholen uns, um in die Schleuse vor uns einzulaufen. Nach der Schleuse Spandau machen wir an einer Kaimauer fest.

Zum Mittag wird auf dem Deck gegrillt

Friedrich wirft seinen mitgebrachten Holzkohlegrill an und es gibt einen schmackhaften Fleisch- und Würstchengrill mit Bratkartoffeln. Nach einer gute Stunde fahren wir noch ein wenig weiter, kommen durch die Glienicker Brücke, bis wir um 16.55 Uhr in Potsdam einen Gastliegeplatz bei einem Motoryachtclub bekommen.

Glienicker Brücke

Allerdings zahlen wir für das Liegen, mit Strom und WC/Duschbenutzung 25 Euro. Wir wandern zur nahen Innenstadt und kaufen erst einmal wieder für die nächsten Tage ein.

Den Abend beschließen wir wieder mit einem einfachen Abendbrot mit Brot und Aufschnitt, anschließend gibt es noch Bier und ein Gläschen Wein.
40 km, 1 Schleuse

9.Tag, Samstag 2.10. (nur bis 10 Uhr!!)


Charlottenburg – Spreebogen – Regierungsviertel – Spree bis Zeuthen.
Auch heute morgen ist es wieder trocken, aber recht kühl, geschätzt 5 – 7°, aber im Laufe des Tages klart es auf und die Sonne scheint sehr intensiv. Es wird richtig warm. Von unserem Liegeplatz fahren wir wieder ein Stückchen zurück, um dann in den Griebnitzsee um Babelsberg herum in den Teltowkanal einzulaufen. Der Teil Griebnitzkanal ist landschaftlich sehr schön, umsäumt von wunderschönen kleineren und größeren und riesigen Protzvillen. Teils mit Garagen für die Luxusboote. Im Teltowkanal gibt es, abgesehen von einzelnen Grünflächen, z.B. auch einen Wohnmobilstellplatz im Bereich Kanalkilometer 6, vor der Autobahn A115, Abfahrt Klein Machnow, sehr schön am Kanal gelegen. Ansonsten ist im Teltowkanal kaum Interessantes zu sehen, außer stillgelegte Industrien, ein riesiges abgeschaltetes Kraftwerk und Industriebranche. Um 11 Uhr Klein Machnow Schleuse. Ausfahrt aus Schleuse erst 11.30 Uhr, wegen Gegenberufsverkehr, Schubverbände z.B. mit Eisenschrott beladen. Wir drehen sodann in den Neuköllner Schifffahrtskanal und müssen die Schleuse selbst bedienen, was ohne Probleme auch funktioniert. Die Schleusung dauert kaum 10 Minuten und schon geht es weiter, dann in den Landwehrkanal (ab 14.30 Uhr). Es ist Einbahnverkehr auf diesem Kanal, er ist nur von Ost nach West befahrbar! Der Landwehrkanal ist insgesamt ein erfreuliches Erlebnis. Kreuzberg!! Hunderte von Menschen liegen am Ufer, sonnen sich, reden miteinander, haben Spaß.

Landwehrkanal: viele Menschen sonnen sich bei dem herrlichen Wetter

Auf den einsehbaren Straßen pulsiert das Leben, viele, viele Menschen sind auf den Straßen. Wir sehen schöne große Wohnhäuser. Hier müsste man wohnen, wenn man in Berlin Zentrum wohnen möchte. Es geht zügig durch diesen Kanal, unter anderem am Technikmuseum mit einem Rosinenbomber außen hängend ausgestellt vorbei.

Deutsches Technikmuseum in Berlin

Auch an den Büros von Mercedes, Maserati, Commerzbank, dem Ministerium für Verteidigung. Es geht weiter bis zur Unterschleuse um 15.40 Uhr, die wir 10 Minuten später bereits zusammen mit einem Ausflugsschiff verlassen können. Dann drehen wir in die Spree ein, in den Spreebogen, wo wir um 16.30 Uhr am Bundesratsufer festmachen. Es warten bereits 2 weitere Sportboote auf die Durchfahrt am kommenden Sonntag, da wir die Passage auf der Spree in diesem Bereich nur bis 10 Uhr beginnen können. (Nur für Boote ohne Funkanlage) Es ist ein ruhiger öffentlicher Liegeplatz ohne Versorgung. Aber es gibt Restaurants in 10 Minuten Umkreis und wir nutzen die Gelegenheit, um beim Italiener Mocca ausführlich warm zu essen. (Auf Empfehlung eines aufdringlichen Ägypters, der uns nach dem Festmachen belästigte). Wir beschließen den Abend mit einem weiteren Gläschen Wein.
51 KM, 3 Schleusen

10. Tag, Sonntag, 3.10. (Plan)


Zeuthen – Königswusterhausen, Dahme, Teupitzsee. Meine Planung, Wochen vor unserer Reise gemacht, stimmt nicht mehr. Wir sind zeitmäßig nicht unter Druck und in sofern spielt sie auch keine Rolle. Ich lasse es so stehen.
Wir stehen, wie fast immer, bereits um 7.30 Uhr auf, und frühstücken wie gehabt gemeinsam. Der Tag ist grau, aber trocken und im Laufe des Tages wieder wird es schön, abends viele Mücken. Nachmittags wird es ganz warm. 8.40 Uhr Leinen los, wir fahren durch das Regierungsviertel, an all den neuen Gebäuden vorbei, dem Kanzleramt, dem Bellevue, dem Hauptbahnhof. Ganz wenig Verkehr. Es geht ganz schnell alles vorbei, obwohl Klaus die Maschine ganz langsam betätigte und wir durch Nachberechnung ca. 6 km/h feststellten.

Schon um 9.45 Uhr bis 9.55 Uhr passieren wir die Mühlendammschleuse und fahren weiter an Köpenick vorbei, in Richtung Dahme, Zeuthen, nach Süden. Gegen Mittag passieren wir wieder den Ausgangspunkt unserer Reise. Wir legen nicht an, sondern fahren weiter. Ab Zeuthen wird das Ufer der Dahme zusehend mit modernen Mehrfamilienhäusern umsäumt, die manche, der teils sehr gediegenen Villen, mit gepflegten Gärten am Wasser, haben für ihre teuren Luxusyachten Garagen am Wasser, zumindest aber Liegeplätze. Wir passieren den Hafeneinfahrt Königswusterhausen. Von 14.05 Uhr bis 14.35 Uhr passieren wir die kleine Schleuse Neue Mühle. Erneute Überraschung: sehr nette Grundstücke mit teilweise modernen Einfamilienhäusern, sowie Gartengrundstücke mit kleineren Datschen, alles sehr gut und gepflegt. Um 15 Uhr ankern wir im Krüpelsee. Am frühen Abend schmeißt Friedrich wieder seinen wunderschönen Holzkohlengrill an und wir haben ein sonntägliches Festessen mit Lammfilet, Rumpsteak, Kalbssteak, Bratkartoffeln und mediterranem Gemüse von Helga und Heimke liebevoll zubereitet. Dazu ein leckeres Pils, bzw. Grauburgunder. Zu vermerken ist, dass sehr viele Ruderer, Segler und Hausboote auf den Seen unterwegs waren. Die Ruderrennstrecke auf der Dahme, vor dem Ortsteil Grünau/Karolinenhof fiel besonders auf. Der Abschluss auch diesen wunderschönen Tages, bildet ein gemütliches Beisammensein mit Akkordeon und Grauburgunder.
44 KM, 2 Schleusen

11. – 14. Tag, 4.10. – 7.10.)
Dahme, Spree, Rundfahrt Teupitzer und Storkower Gewässer

11. Tag, Montag, 4.10.


Wir hatten eine absolut ruhige Nacht in der Achterkabine, während Helga und Friedrich unter dem Kettengeräusch leiden mussten, das durch das Schwanken des Bootes am Anker entstand. Wir schliefen etwas länger und heute Morgen waren Helga und Friedrich zuerst auf der Matte und machten Frühstück. Heimke und Klaus kamen ein wenig später. Der Morgen war grau, aber trocken und recht kühl. Nach dem Frühstück gingen wir um 9.25 Uhr Anker auf und setzten die Reise durch den Krüpelsee, Dolgensee bis Prieros fort, wo wir anlegten um einzukaufen. Nach 2 stündigem Aufenthalt ging es weiter durch Schmöldesee, Hölzerner See, Klein Köriser See, Moddergraben und Großer Moddersee. Dort vor der niedrigen Klappbrücke mussten wir nun fast 2 Stunden warten, weil die Öffnungszeiten 2 mal am Tag, nur um 11 und 17 Uhr waren und nicht mit unseren Informationen aus dem Törnatlas übereinstimmten. Tatsächlich um 17 Uhr geht die Brücke auf und wir fahren über den Schulzens See, Zemminsee, Schweriner See, in den Teupitzer See und legen am Hafensteg in Teupitz mit Stromanschluss an. 17.55 Uhr sind wir fest. Die Fahrt durch dieses Seengebiet war ein absolutes Highlight unserer Reise. Die Seen mit leicht modderigem Wasser, die Uferbereiche umsäumt, teils mit Urwäldern oder Freizeitanlagen, Campingplätzen und in den engeren Bereichen mit hübschen Häuschen, einige neuere natürlich, dem Zeitgeist entsprechend, zum Teil recht protzig. Fast alle diese Anwesen waren gut gepflegt, fast alle hatten Geldbeutel und Neigung entsprechend, größere oder kleinere Motorboote direkt am eigenen Anleger,
manche hatten auch Segelyachten bis zu – geschätzten 9 Metern – vor der Haustür liegen. Abends gingen Friedrich und Helga in das einzige, noch offene Restaurant, mehrere andere Restaurants waren wegen Montagsruhe oder, weil die Saison eigentlich wohl zu Ende ist, geschlossen. Trotzdem fiel auf, dass noch einzelne schwimmende Bungalows (Hausboote) mit 15 PS Außenbordmotoren – wegen der Führerscheinfreiheit – noch unterwegs waren. Der Tag endete mit einem außergewöhnlich rot-buntem Sonnenuntergang, und gegenüber der Sonne gab es einen rosaroten 180° reichenden herrlichen Regenbogen.
32 KM, 0 Schleusen, 1 Hubbrücke

12. Tag, Dienstag 5.10.


Es regnet, wir fahren von „unten“. Müssen den Weg von gestern teils wieder zurück und wollen in die Dahme, in Richtung Spreewald schippern. Um 11 Uhr nehmen wir die von Hand betätigte Zugbrücke wieder. Die Schleuse in Prieros ist seit 4.10., also seit gestern, nicht mehr besetzt, nur noch auf besondere Anforderung. Die Weiterfahrt auf der Dahme sparen wir uns deshalb, weil wir ja auch wieder zurück müssten und wir wollen ja nicht den Winter auf dem Boot verbringen, falls der Schleusenwärter stirbt. Wir „parken“ vor der Schleuse und unsere beiden Engel machen uns ein fantastisches Sauerkrautessen, Würstchen dazu grillt Friedrich. Zwischendurch war es mal trocken, aber im Laufe des Tages pieselt es wieder stark, wir entscheiden uns für einen Abzweig in Richtung Storkower Gewässer. Landen dann an der Fischerei am Wolziger See, wo wir gegen 15.50 Uhr festmachen. Ein junger Hafenmeister bittet uns in den kleinen Hafen, wo wir nun ruhig und sicher für 1,50€/Meter plus Strom über Nacht liegen können. Es gibt bei ihm, dem Hafenmeister, geräucherte Fische. In der Gaststätte wird Fisch in verschiedenen Varianten angeboten. Leider haben wir heute schon so gut Mittag gegessen, deshalb fällt der Gaststätten Besuch heute mal wieder aus. Wir haben ja vielleicht noch Gelegenheit auf der Rückfahrt hier einzufallen. Friedrich versucht, mit Klaus die Bildbearbeitung auf dem Apple PC zu verstehen, gelingt leider nicht, immerhin können wir schon einmal die Bilder durch Übertragung von den Kameras abspeichern. Zum Abendbrot gibt es geräucherten Saibling. 14 KM, 0 Schleusen, 1 Hubbrücke

13.Tag, Mittwoch, 6.10

Der Tag fängt heute morgen hell und sonnig an. Bis zum frühen Nachmittag scheint die Sonne noch einmal warm. Heute fahren wir erst nach 10 Uhr wieder weiter, wir haben nicht mehr viel vor, nur noch einen Abstecher in die Storkower Gewässer. Kurz nach der Schleuse Kummersdorf sehen wir eine Ansammlung von Kranichen auf einer Wiese. Der Kanal ist wunderschön, eng und wir bummeln mit ca. 8 km/h durch diese schöne Landschaft. Bei Storkow müssen wir auch eine Selbstbedienungsschleuse,anschließend noch eine Hubbrücke, die wir auch selber bedienen dürfen, passieren. Im Storkowersee ankern wir um 13.05 Uhr und machen eine ausführliche Mittagspause.

Kraniche in Kummersdorf

Wir essen, die in der Fischerei gezüchteten und geräucherten Lachsforellen, mit Vergnügen. Dazu machten Helga und Heimke leckeren frischen Salat. Inzwischen hat sich der Himmel ziemlich bezogen, Wind kommt auf. Aber es bleibt trocken. Der große Storkowsee zeichnet sich durch sehr klares Wasser aus. Man kann am Rand des Kanals bis auf ca. 1,5- 2 Meter den Grund sehen. Wir fahren nach ausgiebiger Mittagspause noch ein wenig über den großen Storkowsee bis zu seinem Ende und schippern im anschließenden Kanal noch bis zur Wendisch-Rietz-Schleuse, drehen dort aber um und gehen im Großen Storkower See vor Anker, für diese vorletzte Nacht an Bord. Gute Abendstimmung auf dem See, mit ruhigem Sonnenuntergang. Wunderbarer Sternenhimmel, Milchstraße sehr hell und deutlich zu erkennen.
21 km , 2 Schleusen

14.Tag, Donnerstag, 7.10.


Wir hatten eine absolut ruhige Nacht. Als wir morgens in die Gänge kommen empfängt uns der Tag mit dichtem Nebel. Wir essen in Ruhe noch Frühstück, haben es ja nicht so eilig, und dann geht plötzlich, wie ein Vorhang, der Nebel weg und wir haben nach ca. 10 Minuten absolut klare Luft und blauen Himmel ohne ein kleines Wölkchen. So blieb das fast den ganzen Tag. Ein wunderschöner Abschluss unserer insgesamt sehr gelungenen Bootspartie. Schnell öffnen wieder die Schleusen, die erste mit Selbstbedienung, die anderen mit freundlichen Schleusenmeister, bzw. Meisterinnen. Wir legen zur Mittagszeit bei der Fischerei am Wolziger See an und essen wunderbar Lachsforelle und kross gebratenen Wels. Schmeckte vorzüglich, dazu gab es ein Spreewälder Schwarzbier, lecker!

Wir setzten die Fahrt zügig fort und kamen wie geplant am Nachmittag in Zeuthen an und legten uns auf einen freien Platz in der Kuhnle Marina. Um 16.30 Uhr machten wir das Boot zum letzten Mal fest. Das erste Gepäck ging von Bord, und Klaus hatte einen Strafzettel über 15 Euro wegen falschen parken am PKW, der Zettel war in der Regenrinne, völlig durchweicht, und wir müssen das morgen im Rathaus abklären. Wir machten das Abendbrot an Bord mit mitgebrachten geräucherten Saiblingen und einem Stück vom geräucherten, dicken Aal.
31 KM , 3 Schleusen

15. Tag, 8.10.


Die Bootsübergabe soll gegen 9.30 Uhr stattfinden. Wir sind gespannt auf die Endabrechnung. Morgens gehe ich zum Auto, das auf der Straße vor der Kuhnle Marina abgestellt ist. Ich fand ein nasses, total verwittertes Knöllchen im Graben unter der Windschutzscheibe, das Tage vorher mir verpasst worden ist. Zunächst war ich der Meinung, dass hier ein eindeutiger Irrtum vorlag, denn es gab kein Verkehrsschild, das mich am Parken an diesem Ort gehindert haben könnte, ich stand nur ein wenig schräg, mit der rechten Seite auf dem nicht klar markierten „Bürgersteig“, der übergangslos auf gleichem Niveau des Straßenbelags war. Kein Grünstreifen, keine Begrenzung zwischen Bürgersteig und Straße waren vorhanden (Ein Parkplatz in der Nähe des Kuhnle Depots wäre sehr hilfreich). Nachdem die Bootsübergabe problemlos abgeschlossen war, trafen wir Vier uns zum letzten gemeinsamen Frühstück in der nahen Backstube. Danach gingen Heimke und Klaus ins Rathaus, um die Ordnungswidrigkeit zu „verhandeln“. Klaus erhielt eine Verwarnung , weil er den Bürgersteig versperrt hätte. Nun gut, es war nicht so eindeutig und so zahlte er das Bußgeld mit murren sofort, damit sollte die Sache aus der Welt sein, aber er fand es schofelig, kleinkariert und ungerecht. Gleich danach, gegen 11.30 Uhr waren wir auf der Autobahn und kamen um 15 Uhr in Wedel an. Auch Helga und Friedrich kamen im Laufe des späteren Tages nach 6 stündiger Fahrt in Kappeln an.

Zusammenfassung: Wir haben 544 KM Flussfahrt, 31 Schleusen, und 3 Hubbrücken bewältigt. Insgesamt haben wir 68,3 Stunden motort. Von insgesamt 15 Tagen hatten wir einmal Regenschauer und einen verregneten Tag, die übrige Zeit waren zwar nicht immer sehr warm, aber trocken und meistens schien auch die Sonne. Abgesehen von unerträglichem Motorenlärm bei Motorumdrehungen über 1500 UPM war das Boot technisch einwandfrei, wir hatten keinerlei Ausfälle. 0,75 m Tiefgang ist sehr geeignet für dieses Revier. Die Manövrierfähigkeit mit Bugstrahlruder und einem Propeller ist ausgezeichnet. Die Berlin-Oder-Umfahrung ist eine sehr empfehlenswerte Bootsfahrt. Man benötigt ca. 10 – 14 Tage.