Mein peinlichstes Schleusenmanöver

Mein peinlichstes Schleusenmanöver

Eine Geschichte aus dem Nähkästchen von Harald Kuhnle
(Geschäftsführer KUHNLE-TOURS)

Der übermütige Start

Es war der Vorabend von meinem Geburtstag, wir waren spät dran als wir an einer Außenbasis in Frankreich für unsere geplante Bootsfahrt ankamen, also haben meine Frau und ich unser Gepäck und die Kinder an Bord geworfen, sind noch fix in den Supermarkt nebenan gestürmt und haben dann schnell abgelegt, um die erste Schleuse noch zu schaffen. Da es schon auf 19 Uhr zu ging, sagte meine Frau, dass sie schon mal die Betten für die Kinder (damals sechs und zwei Jahre alt) fertig machen wolle, ich solle sie rufen, wenn ich Hilfe in der Schleuse brauchte. Ich sagte das, was Männer immer in solchen Fällen sagen: „Geht klar, ich regel das!“ Die Große könne mir ja beim Schleusen helfen.

Der Tag danach

Am nächsten Morgen riefen mich die Mitarbeiter aus dem Stuttgarter Büro an, angeblich um mir zu Geburtstag zu gratulieren. Aber vor allem äußerten sie ihr Mitgefühl über unser Schleusenpech! Erst nach dem Urlaub fand ich heraus, wie der Buschfunk über Nacht zwischen Frankreich und Deutschland funktioniert hatte: Eine der einheimischen Reinigungsfrauen der Basis war ausgerechnet mit dem Schleusenwärter verheiratet, der ihr abends erzählte: „Heute hat dein Arbeitgeber wieder einen besonders bekloppten Kunden geschickt, na, nun hat er einen Festmacher weniger an Bord.“

Fazit

Jeder hat schon Dinge erlebt, die man gleich nach der Tat am besten für sich behalten hat und die man auch 20 Jahre später erst nach dem vierten Bier erzählt. Ist so. Und glauben Sie mir: Das, was unseren Chartercrews passieren kann (wie mit dem Beiboot sinken, Ankerhebel versenken, sowie Grundberührungen aller Art) ist mir auch schon alles passiert. Was wäre ein Skipperleben ohne Pleiten, Pech und Pannen? Langweilig. Wichtig ist das rheinische Motto, dass ich in über vierzig Jahren, die wir nun schon auf der „boot“ in Düsseldorf ausstellen, verinnerlicht habe: „Et hätt noch immer jot jejange.“

Wir sehen uns auf dem Wasser!

Ihr Harald Kuhnle

Hausboot fahren im Herbst

Indian Summer auf Havel, Spree und Dahme

Der Goldene Oktober lockt unabhängig von den Herbstferien zu einem Törn auf Seen und Flüssen. Die Taschen sind schnell gepackt. Angebrochene Speisen und Getränke aus der Küche werden in der Kühlbox verstaut. Zu dritt erreichen wir nach knapp drei Stunden gegen Mittag die Charterbasis am Südufer der Müritz.

Einige ungeduldige Chartergäste schlendern bereits vorm Einchecken und der Einweisung über den Steg. Auch wir haben es eilig, verstauen Gepäck und Vorräte im Boot, holen uns im Büro einen aktuellen Törnatlas und legen ab. Die zu Hause frisch zubereitete Lasagne sollte für den ersten Abend reichen. Spätestens am nächsten Tag wollen wir in Fürstenberg an der Havel beim Discounter nachbunkern.

Die Schleusen im Mecklenburg-Vorpommern schließen rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit schon gegen 17.45 Uhr. Fünf Stunden sollten reichen, um noch am ersten Tag ein Stück voranzukommen. Wir schaffen ohne Warten vier Schleusen. Hinter der Kleinen Müritz entdecken wir über dem Sumpfsee Adler in der Luft. Im Lärzer Kanal vor Mirow leuchten die Gefieder einiger Eisvögel im Licht der Nachmittagssonne. Spätestens ab dem Zotzensee südlich von Mirow sind wir umgeben vom „Indian Summer“. Bei Priepert mündet der Oberlauf der Havel von Norden kommend in den Ellbogensee. Am Abend machen gemütlich an der Sportbootwartestelle in Steinhavel fest. Nach dem ersten Anlegebier steigt der Duft der Lasagne vom Backofen in den Salon. Im Schein der übereinanderstehenden roten Ampeln vor der Schleuse stimmen wir uns auf eine erholsame Woche auf dem Wasser ein. Müde kriechen wir in die Kojen.

Tag 2

Am nächsten Morgen leuchten die beiden Ampeln wie am Vorabend übereinanderstehend. Das bedeutet, die Schleuse ist außer Betrieb. Als Gedankenstütze kann man sich einen Schleusenwärter im Schlaf vorstellen. Auf der Seite liegend stehen seine Augen für den Betrachter übereinander. Ist der Schleusenwärter aufgestanden und aufrecht zum Dienst gegangen, stehen beide Augen nebeneinander. Dann leuchten auch die beiden roten Ampeln nebeneinander. Genaugenommen erlischt eine Ampel und stattdessen wird eine dritte Leuchte dazugeschaltet.

In unserem Fall erlischt eines der beiden roten Lichter wenige Minuten vor Betriebsbeginn, ohne dass ein zweites eingeschaltet wird. Das bedeutet, dass die Schleusung vorbereitet und unmittelbar bevorsteht. Kurz darauf erlischt das rote Licht und wechselt auf Grün. Wir starten den Motor, legen ab und jonglieren das Boot in die Schleusenkammer. Nach wenigen Minuten sind wir draußen, fahren über die enge Havel auf den Röblinsee und sehen die Kulisse von Fürstenberg voraus. Hinter der ersten Selbstbedienungsschleuse auf dieser Reise machen wir am Gästesteg des Fürstenberger Yachtclubs fest, legen 3 Euro Kurzliegegeld in den Briefkasten des Hafenmeisterbüros und schlendern vorbei am Schluss zum nahegelegenen Supermarkt. Die für eine Woche bemessenen Vorräte verteilen wir auf Kühlschrank und freie Schubläden.

Weiter geht es nun im Land Brandenburg über den Schwedtsee vorbei an der ehemaligen Eisenbahnfähre der Gedenkstätte Ravensbrück auf den Stolpsee. An dessen Südostufer wechselt die Kulisse. Hinter den alten im Wasser stehenden Bootshäusern ragt das von Buchen bewachsene Ufer steil auf. Nach zahlreichen Kurven erreichen wir Bredereiche mit dem einer Guillotine ähnelnden oberen Schleusentor. Ein Stück weiter erreichen wir Regow mit der Ziegenfarm Capriolenhof. Der Käse von hier wir in Berliner Sternerestaurants und Märkte in der Region geliefert. Im Herbst öffnet der Hofladen nur am Wochenende. Wir sparen uns den Besuch für die Rückfahrt auf.

An der Schleuse Zaaren widerfährt uns ein Missgeschick. In der Eile dreht unser Mitfahrer statt des grünen den roten Bedienhebel und löst einen Notstopp der Schleusung aus. Über die Sprechsäule erreichen wir niemand und auch nicht über o2. Zum Glück hat unser Crewmitglied einen anderen Handyprovider, über den die Verbindung mit der Leitzentrale endlich zustande kommt. Der Mitarbeiter will versuchen, das Problem in etwa zehn Minuten zu lösen. Es besteht aber keine Internetverbindung und deshalb könne kein Reset der Schleusensteuerung durchgeführt werden. Dass man mitten in der märkischen Walachei bei technischen Infrastruktur ausgerechnet aufs Internet vertraut, gibt uns zu denken. Ein Blick auf die Masten mit den Webcams gibt einen Hinweis auf die Übertragungsart des Internets: Satellitenschüsseln deuten darauf hin, dass die Bilder über den Äther in die Leitzentrale übermittelt werden. Demnach dürfte der Mann am Bildschirm statt der Schleuse gerade Schnee sehen.

Nach einer Weile rufen wir erneut in der Zentrale an. Der Mitarbeiter sagt, er hätte nun aus Eberswalde einen Techniker in Marsch gesetzt. Bis der eintrifft, kann es eine gute Stunde dauern. Nach eineinhalb Stunden Wartezeit ist von dem Techniker nichts zu sehen. Plötzlich verstummt der nervige Alarmton und das Schleusentor schließt hinter uns. Wir lösen die Festmacher, um beim Abstieg nicht in der Kammer hängenzubleiben. Mit deutlicher Verspätung und reichlich Fontane-Feeling auf der verbleibenden Strecke erreichen wir am Abend Zehdenick noch rechtzeitig vor Schleusenschluss. Hinter der gleichzeitig mit der Schleuse öffnenden Klappbrücke machen wir über Nacht an der Wartestelle fest.

Tag 3

Am dritten Tag zieht es uns in aller Frühe zum Bäcker am Rathausmarkt. Zeitig legen wir ab, um durch den Vosskanal und die Schleusen in Bischofswerder und Liebenwalde zu gelangen. Die Ampeln stehen bereits auf Grün. Wir fahren direkt in die Kammer und bedienen mit besonderer Vorsicht den grünen Hebel. Über die Oder-Havel-Wasserstraße erreichen wir die Wartestelle der Schleuse Lehnitz. Wir warten auf einen angekündigten Eisbrecher. Hinter diesem dürfen wir in die Kammer fahren. Wir blicken gespannt aufs Schilf zwischen dem Wartesteg und der Uferböschung und hoffen, einen Biber zu sehen. Leider haben wir heute kein Glück.

Wir lassen den Lehnitzsee und die Kleingärten von Oranienburg hinter uns. Einige Kilometer weiter erreichen wir das 1917 von der AEG gegründete Elektrostahlwerk Hennigsdorf. Lastkähne aus Richtung Polen liefern hier Metallschrott für die Schmelzöfen an. Kurz vor der Abzweigung in den Nieder-Neuendorfer See passieren wir das Eisenbahnwerk von Bombardier. Auf den Abstellgleisen zum Kanal hin warten Regionalexpresszüge für die DB und die Österreichischen Bundesbahnen auf die Übergabe. Seit wir ab dem Havel-Oder-Dreieck auf dem Kanal fahren, haben wir noch kein Binnenschiff gesehen. Einen Biber entdeckten wir kurz hinter Oranienburg.

Auf dem Nieder-Neuendorfer See verlief früher die DDR-Grenze zu Westberlin. Hier kommt uns von der Spandauer Schleuse her das erste Binnenschiff entgegen. Kurz vor Tegelort wird das Fahrwasser der Havel enger und wir gehen mit der Fahrt runter, um die Autofähre vor uns vorbeizulassen. Vor uns liegt Spandau mit der Insel Eiswerder vor uns und den alten Speichern zur Rechten, die zu Eigentumswohnungen mit Wasserblick umgebaut werden. Ohne lange Wartezeit gelangen wir durch die Schleuse und nehmen Kurs auf Gatow.

Wir melden uns bei den Eltern unserer Schwiegertochter. 20 Minuten später machen wir in der Nähe des Hauses fest. Coffee time. Die Verwandtschaft liefert Nachschub an Kaffeefiltern und wir frischen Kaffee und den Obstkuchen vom Bäcker in Zehdenick. Schwiegertochters Papa ist von unserem Bootsnamen LURCHI ganz angetan. Der weckt in ihm Erinnerungen an die Kindheit, als es im Schuhgeschäft die Hefte mit dem Salamander zum Sammeln gab. Die Großmutter nannte ihn damals Lurchi.

In der Abenddämmerung geht es zurück nach Spandau, um eine weitere Mitfahrerin am Bahnhof im Empfang zu nehmen. Die Wartezeit auf den ICE wird genutzt, um schnell noch einige Flaschen Wein nachzubunkern. Zu viert starten wir von der Spreemündung aus in Richtung Charlottenburger Schleuse. Wir erreichen diese kurz vor 22 Uhr. Am Charlottenburger Ufer neben dem Schloss machen wir am öffentlichen 24-Stunden-Anleger über Nacht fest.

Tag 4

Im Morgengrauen werden wir von Bauarbeiten am gegenüberliegenden Ufer geweckt. Gut so, denn wir wollen zeitig durchs Regierungsviertel. Es ist noch ruhig auf der Spree und wir können uns in dem von den Behörden vorgegebenem Zeitfenster ohne Druck voranschleichen. Die überwiegend älteren Industriebauten im Kreuzungsbereich der Spree mit dem Landwehr- und dem Charlottenburger Verbindungskanal gehen allmählich in die Repräsentationsbauten der Politik über. Die S-Bahnstation Bellevue kündigt den Amtssitz des Bundespräsidenten an, der sich hinter einer mit Videokameras bespickten Mauer befindet. Die der Spree abgeneigte Fassade mit dem Rasen davor ist dennoch gut zu erkennen. Dahinter ragt die goldene Viktoria auf der Siegessäule thronend über die Baumkronen des Großen Tiergartens hinweg.

Auf dem Moabiter Werder zur Linken erstreckt sich die schlangenartig gewellte, kurz vor der Wende von Georg Bumiller entworfene Anlage mit 700 Wohnungen, an deren östlichem Ende das Erweiterungsterrain fürs Kanzleramt anschließt. Gegenüber zeigt sich das markante Haus der Kulturen der Welt, die vom amerikanischen Volk nach dem Zweiten Weltkrieg gestiftete ehemalige Kongresshalle, im Volksmund „Schwangere Auster“ genannt. Gleich dahinter folgt der wuchtige Betonbau des Bundeskanzleramts mit der Brücke zum Erweiterungsgelände, und an der Flagge zu erkennen die Botschaft der Schweiz. Am Nordufer der Spree gegenüber erstrahlt kaum noch erkennbar die gläserne Konstruktion des Hauptbahnhofs. Auf dem Washingtonplatz stört ein Glaswürfel den freien Blick auf das Bahnhofsgebäude. Als Solitär wäre der Cube Berlin mit der nach innen gefalteten Glasfassade architektonisch interessant. Den Bahnhof verdeckend wirkt das Gebäude deplatziert. Ob sich der Stadtplaner dessen wohl bewusst ist?

Hinter dem Hauptbahnhof ragt ein weiterer Würfel schon länger über die Dächer Berlins – der des berühmten Klinikums Charité. Hinter dem Spreebogenpark verbindet eine Fußgängerbrücke das nach Paul-Löbe benannte Abgeordnetenhaus mit der Bibliothek des Bundestages. Direkt am Ufer gedenken „Weiße Kreuze“ den Opfern, die genau hier und an anderen Stellen bei der Flucht über die Mauer ums Leben gekommen sind. Dahinter öffnet sich für einen Moment der Blick auf das Reichstagsgebäude. Hinter der Marschallbrücke liegt linkerhand der für 24 Stunden kostenlos nutzbare Sportbootanleger Schiffbauerdamm mit Blick auf das ARD-Hauptstadtstudio.

Hier auch nur für einige Stunden festzumachen lohnt sich. Am Reichstagsufer entlang führt der Weg zum Bahnhof Friedrichsstraße. Im „Tränenpalast“, dem ehemaligen Abfertigungsgebäude für die Ausreise aus Ostberlin, bietet eine sehenswerte Ausstellung interessante Einblicke in das ehemals geteilte Berlin. Gegenüber auf dem Schiffbauerdamm führt der Weg vorbei an der „Ständigen Vertretung“ zu Bertold Brechts Wirkungsstätte Berliner Ensemble. Gegenüber vom Bahnhof an der Friedrichstraße locken der Admiralspalast und das Kabarett Distel ins Theater. Hinter der Weidendammer Brücke liegt rechts das berühmte Revuetheater Friedrichstadtpalast.

Dahinter mündet die Friedrichstraße in die Chausseestraße. Hinter einer Mauer liegen der Kirchhof der Französischen Reformierten Gemeinde und der Dorotheenstädtische Friedhof. Die hier neben Brecht und Helene Weigel ruhenden Prominenten bis hin in die jüngere Zeit würde den Rahmen sprengen. Lieber sollte sich der Leser die Zeit nehmen, hier selbst auf Entdeckungstour zu gehen.

Unsere Bootstour führt an der Museumsinsel vorbei. Dem Bode-Museum mit byzantinischer Kunst folgen das Pergamonmuseum mit den antiken Sammlungen und die Alte Nationalgalerie mit dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelm IV. Unübersehbar an der nächsten Brücke ragt die Kuppel des Berliner Doms empor, gefolgt vom wieder aufgebauten Stadtschloss, an dessen Stelle zu DDR-Zeiten der Palast der Republik stand. Heute befinden sich im Schloss die Kunstausstellungen des Humboldt-Forums.

Hinter der Rathausbrücke, benannt nach dem nahegelegenen Roten Rathaus, reihen sich an unserer Backbordseite die Kneipen des Nikolaiviertels aneinander. Kurz vor der Mühlendammbrücke links liegt die Sportbootwartestelle der gleichnamigen Schleuse. Wir lassen ein in Gegenrichtung fahrendes Schiff der weißen Flotte passieren und fahren direkt in die Kammer ein.

Hinter der Schleuse lohnt ein Blick auf den Historischen Hafen und das Märkische Museum der Berliner Geschichte und Kultur. Passend zur Hafenszene bietet das Marinehaus maritime Kneipenatmosphäre. Gleich daneben hat sich die Volksrepublik China unübersehbar mit ihrer Botschaft niedergelassen. Hinter der Jannowitzbrücke schlängeln sich S- und Fernbahn auf Stützen am Ufer entlang in Richtung Ostbahnhof. Dahinter macht sich allmählich Berlins Partyszene mit zahlreichen Strandbars breit.

Hinter der Schillingbrücke schlängeln sich zwischen Stralauer Allee und Ufer einige hundert Meter verbliebene Mauer entlang. Leider sind die Kunstwerke der Eastside Gallery nur von der Straßenseite aus zu betrachten. Die der Spree zugewandte Seite mit den weniger künstlerisch wertvollen Graffitis wurde gerade weiß übermalt.

Die Mauerreste enden kurz vor der berühmten Oberbaumbrücke mit den beide Türmen. Hier befand sich einst ein Grenzübergang zwischen Ost und West. Gleich dahinter liegt am Anfang des ehemaligen Osthafens die Deutschlandzentrale eines amerikanischen Medienkonzerns. Früher hatte das Gebäude die Funktion eines riesigen Eierkühlhauses.

Wir fahren vorbei an der Einfahrt zum Landwehrkanal und dem Flutgraben mit dem vor Wintereinbruch geleerten Badeschiff und dem Partyschiff HOPPETOSSE außerhalb des Fahrwassers auf der Innenseite des ehemaligen Zollstegs dicht am Ufer entlang. Vorsichtig und mit Blick aufs Echolot zwängen wir uns am Bug einer Schiffsruine vorbei in Richtung Molecule Man. Die dreiteilige Metallskulptur soll die Einheit Berlins symbolisieren. Kurz vor der Elsenbrücke liegt eine Reihe gelber Sperrtonnen quer im Fahrwasser. Die Brücke weicht gerade einem Neubau und wir überlegen uns eine Alternativroute in Richtung Köpenick.

Die Oberschleuse des Landwehrkanals öffnet um 11.15 Uhr. Zeit für eine Kaffeepause. Ein Polizeiboot fährt eine halbe Stunde früher in die Schleuse. Der Skipper bittet uns, ihm nicht zu folgen. Schade. Angesichts der großen Schleusenkammer hätten wir die Gelegenheit gern genutzt. Mit zwei anderen Sportbooten, davon einem futuristisch anmutenden Rumpf mit Schweizer Flagge, passieren wir zur angekündigten Zeit die Oberschleuse und fahren mit reduzierter Geschwindigkeit im Konvoi in Richtung Neuköllner Kanal. Die Selbstbedienungsschleuse Neukölln scheint ein wenig altersschwach und träge. Der Wasserausgleich erfolgt anscheinend nicht über Klappenschütze. Das Tor vor uns öffnet nur einen Spalt weit und der Wasserausgleich geht gemächlich von statten. Dann öffnet sich das Tor für die Ausfahrt.

An der Kreuzung mit dem Teltowkanal entscheiden wir uns für den Umweg über den Britzer Verbindungskanal, um nach drei Kilometern wieder auf die Treptower Spree zu gelangen. Das östliche Ende des Teltowkanals wird von tristem Gewerbegelände flankiert. An der Spree erwarten uns historische Industriearchitektur und ein Bootsanleger mit Shoppingmöglichkeit.

In Köpenick entschließen wir uns, die Route über den Großen Müggelsee nach Zeuthen zu nehmen. Auf der Müggelspree in Klein Venedig kommt uns das andere Charterboot vom Landwehrkanal entgegen. Der Gosener Kanal ist wegen Arbeiten an einer Brücke gesperrt. Wir kehren um und nehmen die direkte Route. Am Köpenicker Schloss vorbei geht es zur olympischen Ruderregattastrecke von 1936 bei Grünau. Vorbei an den kleinen Inseln vor Karolinenhof erreichen wir die Schmöckwitzer Brücke. Auf dem Zeuthener See lassen wir die beflaggte Villa Dussmann an Steuerbord liegen und nehmen Kurs auf den Kirchturm. Nach dreieinhalb Tagen und rechtzeitig zum Abendessen beim Griechen nebenan erreichen wir den Zeuthener Steg von Kuhnle-Tours.

© 2022 by Klaus Neumann

Zwischen Herbst und Hauptstadt – Berliner Flussfahrt mit Seenswürdigkeiten

Zwischen Herbst und Hauptstadt – Berliner Flussfahrt mit Seenswürdigkeiten

Die KUHNLE-TOURS Grafikdesignerin Heike Meyer ist mit ihrer Familie unterwegs gewesen. Papa Jörg Meyer hat das Bordbuch geführt. Hier ist sein Bericht.

Zugegeben – wir waren vor zehn Jahren schon mal da. Aber daran kann sich unser Sohn nicht mehr erinnern. Und da demnächst eine Klassenfahrt nach Berlin ansteht und Berlin immer eine Reise wert ist (und erst recht auf dem Wasser), dachten wir, kann es nichts schaden, ihn schon einmal etwas Berliner Luft schnuppern zu lassen … Also kurzentschlossen vom 30. Oktober bis 5. November eine Kormoran 1140 gechartert, Zugtickets gekauft und Taschen gepackt.

Am Samstag ging’s um 6 Uhr in Böblingen los: mit der S-Bahn nach Stuttgart, dann nonstop mit dem ICE nach Berlin und mit der Berliner S-Bahn ans Ziel. Von der Haltestation in Zeuthen sind es nur ein paar hundert Meter zur Kuhnle-Marina – auch mit Gepäck kein Problem zu Fuß.

Das Bild zeigt einen Steg an dem viele ähnlich aussehende Hausboote der Baureihe Kormoran liegen. Darüber weht an einem Mast die blaube Kuhnle-Tours-Flagge.
Basis Zeuthen: Die paar Meter von der S-Bahn-Station sind auch mit Gepäck zu schaffen.

Um 13.30 Uhr stehen wir erwartungsvoll vor dem Büro, eine nette Mitarbeiterin bringt uns zu „unserem“ Boot und hält die Einweisung so kurz, wie wir sie brauchen. Denn wir wollen noch los! Also flugs zum nahen REWE-Supermarkt, mit dem Nötigen für ein paar Tage eingedeckt (Kerzen nicht vergessen für die Stimmung!) und aufs Hausboot gebracht. Stauen ist kein Problem – auf einer Kormoran gibt es jede Menge Platz.

Zu Sehen ist die modern gestaltete Zeuthener Filiane des Rewe-Marktes.
Beste Versorgung vor Ort: Rewe-Markt in Zeuthen

Ende Oktober wird es schon recht früh dämmerig; also Hausboot aus der Box zirkeln, Gashebel auf den Tisch und ab geht’s. Mit satten acht Stundenkilometern – Hektik kommt da keine auf! Die lassen wir lieber auf dem Steg zurück … Einen Schlenker durch eine betörend schöne Seenlandschaft noch und schon haben wir über den Großen Zug kurz vor Sonnenuntergang unser erstes Etappenziel erreicht: den Krossinsee (mal mit K und mal mit C geschrieben). Dort lassen wir in einer stillen Schilfbucht den Anker ins Wasser rauschen. Still? Nun ja, während Heike Spaghetti mit Tomatensoße kocht, beobachtet der Sohn eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen einem Grau- und einem Silberreiher, die erst mit einsetzender Dunkelheit ihr Ende findet.

Zu sehen sind zwei Schwäne auf einer weiten Wasserfläche im Abendlicht.
Natur außenbords.

Dies ist der einzige Moment, an dem wir bedauern, dass wir nicht mehr Sommer haben – wie unbeschreiblich schön wäre ein Abend auf dem Achterdeck bei einem Glas Rotwein! Aber es ist definitiv zu kalt. Und so machen wir es uns im schön beheizten Salon gemütlich. Dank Spannungswandler ist übrigens auch das Aufladen unserer Smartphones gesichert.

Zu sehen ist ein Smartphone, dass über einen Spannungswandler in die 12-Volt-Steckdose beim Fahrstand aufgeladeb wird.
Handyladen kein Problem, entweder gleich mit 12-Volt-Stecker oder über den Spannungswandler an Bord.

Halloween am Charlottenburger Ufer

Nach einem schönen Frühstück heißt es „Anker auf!“ Wir tuckern bei traumhaftem Wetter – blauer Himmel, Sonnenschein und angenehme Temperatur – gleich hinter Schmöckwitz auf die Spree-Oder-Wasserstraße. Erste Begegnung mit der Berufsschifffahrt (in Gestalt eines Schubverbands) auf dem, je näher man sich kommt, umso schmaler scheinenden Kanal. Puh, geschafft!

Schon bald wird der Kanal wieder zu einer buchten- und inselreichen Seenkette (die Dahme durchfließt hier den Seddinsee und den Langen See). Natur pur – es ist kaum vorstellbar, dass wir nicht einmal 30 Kilometer vom Brandenburger Tor entfernt sind! Und dann kommt Köpenick in Sicht. Aber wir verschieben den Hauptmann auf später und lassen Köpenick rechts liegen.

Zu sehen ist ein Binnenfrachtschiff in Fahrt im Hintergrund die Oberbaumbrücke mit den charakteristischen Türmchen und einer gelben U-Bahn.
„Die Wasserstraße ist für alle da!“ – „Aber der ist viiieeel stärker als wir!“ – „Dann weichen wir eben aus!“

Jetzt wird es doch allmählich städtischer: mittlerweile bewegen wir uns auf der Spree am Rummelsburger See vorbei. Dort und auch an der Insel der Jugend besorgt uns der schwimmende Schrott – hoffentlich sind diese halb versunkenen Untersätze („Boote“ kann man das kaum nennen) wenigstens fest vertäut!

Zu sehen sind eine Anzahl alter und sehr alter Boote, ein Boot liegt halb gesunden und von einer Ölsperre umgeben etwas abseits.
Schwimmender Schiffsfriedhof nahe der Insel der Jugend.

Bald tauchen wir mit unserem Hausboot in Bilder ein, die jeder aus dem Fernsehen kennt: Wir passieren an der Nahtstelle von West- und Ostberlin den dreifachen Molecule Man und steuern die Oberbaumbrücke – eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt – an. Heike ist von dem Motiv mit dem Funkturm im Hintergrund so begeistert, dass wir ein Stück an der Einfahrt in den Landwehrkanal vorbeifahren müssen. Und so kommt es zu einem kleinen Malheur: Weil wir jetzt von der falschen Seite auf die Oberschleuse zufahren, sehen wir das erste rote Halte-Signal für die Sportschifffahrt nicht und wollen gerade an dem Poller für die Berufsschifffahrt festmachen, als uns ein netter Schleusenwärter zur „richtigen“ Wartestelle winkt („Eijentlich müsste ick jetzt 35 Euro kassieren ….“)


Zu sehen ist der Landwehrkanal vom Wasser aus mit einer Rundbogenbrücke unter der sich ein Geschwader Schwäne versammelt hat.
Landwehrkanal: Wer ist hier die Attraktion?
Zu sehen ist eine Bootscrew, am Fahrstand eines Hausbootes, die sich unter einer niedrigen Brücke duckt.
Achtung Kopf einziehen! Die Brücke der Landwehrkanals sind schön. Aber berüchtigt niedrig. Für eine Kormoran reicht es gut.

Letzter Tag im Landwehrkanal, um ohne vorherige Anmeldung durchzukommen. An diesem sonnigen und warmen Halloween-Sonntag ist halb Berlin auf den Beinen und flaniert oder chillt am Ufer und auf den Brücken des Landwehrkanals. Nicht immer ist nur Tabak zu riechen und wir staunen und werden bestaunt. Es ist nicht ganz sicher, wer hier die Attraktion ist … Doch wir müssen höllisch aufpassen und rechtzeitig den Kopf einziehen – die meisten Brücken sind so niedrig, dass zwischen Kajütaufbau und Eisenkonstruktion kaum noch Platz bleibt. Es dämmert schon, als wir die Unterschleuse erreichen. Hier machen wir alles richtig und finden bald – wieder auf der Spree – am Charlottenburger Ufer gegenüber dem Österreichpark ein schönes Plätzchen zum Anlegen. Klar, dass es zum Halloween-Abendessen eine Kürbissuppe gibt und danach noch einen kurzen nächtlichen Spaziergang zum Charlottenburger Schloss …

Zu sehen ist ein Hausboot im fast ganz verschwunden Tageslicht, es liegt an einer Spundwand am mit herbstlichen Blättern bedecktem Ufer, im Hintergrund sieht man die Lichter einer Brücke und der Stadt Berlin.
Mit dem Boot zum Schloss: Anleger Charlottenburger Ufer.

Mitten ins Herz von Berlin

Der nächste Morgen schaut leider etwas trüb aus der Wäsche – aber schließlich ist ja auch schon 1. November. Wir fahren über die Spree, passieren Siemensstadt und Schloss Bellevue (allerdings eingerüstet) und fahren dann direkt am Kanzleramt vorbei. Die meisten Büros sind unbesetzt, in einem vespert ein Mann gerade sein Pausenbrot. Sooo nahe kommt man dem Regierungssitz nur selten! Dann kommt der Reichstag. Schade, wir können außer etlichen Journalisten keine bekannten Politikergesichter am Ufer entdecken. Es ist noch Vormittag – trotzdem machen wir schon fest: am Schiffbauerdamm. Heute wollen wir unserem Jungen mal die Highlights von Berlin zeigen. Jetzt tauchen auch die ersten Sightseeing-Schiffe auf. Die Rundfahrten starten in der Nachsaison scheinbar erst nach 11 Uhr. Da haben wir Glück gehabt – an den Brücken kann es aufregend eng werden, wenn man so einem Pott in die Quere kommt. Übrigens, wir hatten uns schlau gemacht: Man darf ab dem 1. November auch nach 10.30 Uhr ohne Funkzeugnis im Herz von Berlin unterwegs sein.

Zu sehen ist eine Hauswand mit Fenstern, durch das Fenster sind Kabael und technische Gerätschaften zu sehen.
Wird hier Politik gemacht? Oder blos Fernsehen?
Zu sehen ist das Achterdeck eines Hausbootes mit Fahrstand Vater und Sohn am Stuern, im Hintergrund Regierungsgebäude.
Berlin, Regierungsviertel: Die beiden Brücken, die die Regierungsbeäude verbinden heißen inoffziell „höhere und niedrigere Beamtenlaufbahn“
Zu sehen ist der Blick vom Schiffsbug auf Wasser im Hintergrund ist der Bahnhof Friedrichstraße zu sehen. Alles zur blauen Stunde, also mit Abendstimmung.
Anleger Schiffbauer Damm mit dem Bahnhof Friedrichstraße im Hintergrund.

Heute also zu Fuß Strecke machen: vorbei am Anhalter Bahnhof über den Bebelplatz (besser bekannt als Opernplatz) mit Humboldt Universität, St. Hedwig, Staatsoper und Alter Wache zum Dom und von dort über die Museumsinsel (montags leider alles geschlossen) zum Humboldt Forum im wiederaufgebauten Berliner Schloss. Mittlerweile hat es leicht zu nieseln begonnen – darum dachten wir, das sei die beste Gelegenheit, ohne lange anzustehen auf den Fernsehturm am Alex zu kommen. Denkste! Nach über einer Stunde sind wir durchgefroren, nass und schlecht gelaunt und immer noch nicht am Eingang. Ohne online-Ticket keine Chance!

Also zurück aufs Boot, das immer noch einsam am Schiffbauerdamm liegt. Badesachen eingepackt und zum Schwimmbad Mitte – einer sehr puristischen Badeanstalt aus den 30er Jahren. Nach der letzten Bahn festgestellt, dass keiner Lust aufs Kochen hat und auf dem Rückweg zum Boot eher zufällig im „Friedel Richter“ einem Geheimtipp-Restaurant mit ganz exquisiter Küche gelandet. Damit war der Tag dann endgültig gerettet.


Hausboot in Vorbeifahrt an der modernen Fassade des Humboldt-Forums.
Humboldt-Forum im wiederaufgebauten Schloss.

Kleiner Schalter – große Wirkung

Am Dienstag, dem 2. November, hat sich das Wetter wieder gefangen und um 9 Uhr stehen wir vorm Zimt & Zucker Kaffeehaus, um den 3G-Regeln gemäß an einem Frühstückstisch platziert zu werden. Pappvoll und kaffeewach legen wir ab und beschauen uns bald darauf vom Wasser aus Museumsinsel, Dom und Berliner Schloss (von hinten erkennt man: Alles nur Fassade!).

Zu sehen ist ein reich gedeckter Frühstückstisch in einem Café.
Frühstück an Land

Aber dann – Katastrophe! Das Wasser läuft in den Waschbecken nicht ab! Sollten wir drei denn den Abwassertank binnen dreier Tage zu Überlaufen gebracht haben? Ab zur nächstbesten Absauganlage. Das wäre die Citymarina Rummelsburg. Aber, oje!, ein Anruf bringt Ernüchterung: in der Citymarina wird weiter modernisiert, die Absauganlage ist vorübergehend außer Betrieb! Nächste Möglichkeit ist das Wassersportzentrum Berlin. Hinter Köpenick – so weit raus wollten wir heute eigentlich noch nicht, aber hilft nichts. „Und – hat sich was getan?“ – „Nee, immer noch unverändert!“ Also auf nach Osten!

Zu sehen ist ein Hausboot beim Schleusenvorgang, auf dem Vordeck steht der jugendliche Sohn der eine Festmacherleine um einen Poller führt.
Mühlendammschleuse in Berlin-Mitte

Wir dampfen Fullspeed durch die Mühlendammschleuse, an der East Side Gallery, dem Treptower Park (mit dem riesigen sowjetischen Ehrenmal) und an der Insel der Jugend vorbei, machen nur kurz Einkaufsstopp beim Bootsanleger Netto/REWE in Niederschöneweide und sind bald darauf in Köpenick. Dort biegen wir nach links Richtung Großem Müggelsee ab. Ziel ist der Steg F („Eff wie Fäkalienabsauganlage …“) des Wassersportzentrums. Und dann? Kaum haben wir den Rüssel in die Öffnung gesteckt, saugt er nur noch Luft – jetzt ist guter Rat teuer! Oder? Oder einfach nur ein Anruf im Marinabüro? Gesagt – getan: Heike spricht mit Brian und nach ein paar gezielten Fragen ahnt der Techniker die Ursache. Ganz einfach: Unser Sohn hatte am Abend zuvor nur einen entscheidenden Sicherungsschalter zu viel umgelegt – den von der Abwasserpumpe! Klick – und schon verschwindet das Wasser aus den Waschbecken!

Zu sehen ist ein Supermarktparkplatz zwischen zwei Einkaufsmärkten. Im Hintergrund ist das Deckshaus einer im Wasser liegenden Kormoran zu sehen.
Boat-In-Discounter: Nettomarkt und Getränkemarkt in Niederschöneweide.
Zu sehen ist der Hafen der Citymarina Berlin Rummelsburg, im Hintergrund teilweise moderne Gebäude, teilweise alte Industriearchitektur mit Backsteingebäuden.
Citymarina Berlin-Rummelsburg
Zu sehen ist ein Wegweiser der mit drei Tafeln den Weg nach Köpenick, Neukölln/Potsdamm und Berlin-Mitte/Kreuzberg zeigt. In Hintergrund ein Ufergarten mit Grill und Sitzecke.
Was ist wo am Wasser? Wegweiser für Bootfahrer in Köpenick.

Wir machen am Kopfsteg C fest und uns auf einen längeren Spaziergang. Zuerst nach Friedrichshagen, wo die Spree aus dem Müggelsee fließt und dann über den Spreetunnel hinweg (bei seiner Einweihung 1927 eine kleine Sensation) und auf der Köpenicker Seite durch schönen Wald in die Köpenicker Altstadt. Im Bezirksamt (dem ehemaligen Rathaus) gibt es eine Ausstellung über den „Hauptmann von Köpenick“ Friedrich Wilhelm Voigt. Das Schloss hat schon zu – darum gehen wir zurück und essen im Ratskeller ein deftiges Abendessen, bei dem unser Sohn seine erste Berliner Weiße in Rot trinkt. Und dann, weil er sie so lecker findet, gleich noch eine … Zum Hausboot zurück fahren wir aber mit der Tram.

Zu sehen ist der liebevoll gestaltete Eingang zum historischen Spreetunnel.
Eingang zum Spreetunnel.

Die Keimzelle Berlins

Der 3. November ist ein Tag, der trüb startet, aber dann doch ganz heiter wird. Wir tuckern auf dem betonnten Fahrwasser über den Müggelsee, an Neu Venedig vorbei, durch den Dämeritzsee und den Flakensee zur Woltersdorfer Schleuse. Hier sind wir verblüfft vom kristallklaren Wasser, das seinen Ursprung wahrscheinlich im Kalkstein hat, schließlich beginnt hinter der Schleuse auch der Kalksee, der Heike sogar noch zu einem (zugegebenermaßen sehr kurzen) Badestopp verleitet. Wir kommen schließlich ins Strausberger Mühlenfließ und legen an einem brandneuen Wasserwanderrastplatz (für acht Boote mit bis zu 13 m Länge, 4,50 m Breite und 1 m Tiefgang) an.

Unser Etappenziel ist erreicht – denn der Eingang zum Museumspark Rüdersdorf ist gleich um die Ecke (und geöffnet!). Faszinierend: Hier im Rüdersdorfer Kalksteinbruch wurden die Kalksteine abgebaut, aus denen viele bedeutende Bauwerke in Berlin und Umgebung errichtet sind, zum Beispiel das Brandenburger Tor, das Olympiastadion und das Schloss Sanssouci!

Anleger am Museumspark
Man sieht alte Maschinenteile aus Stahl, im Hintergrund eine großes Tagebauloch.
Aussicht auf die Kalkabbaugrube
Man sieht große alte Industriegebäude mit hohen Schornsteinen und anderen Aufbauen aus Backstein. Sie gehören zum Museumspark Rüdersdorf.
Frühere Gebäude der Baustoffverabeitung im Museumspark Rüdersdorf.

Rückfahrt nach Zeuthen

Der Regen hat uns am Donnerstag endgültig eingeholt – da fällt das Ende unseres herbstlichen Hausboot-Törns nicht so schwer. Wir freuen uns über den Innensteuerstand und machen uns auf den Weg zurück. Zwei Stunden später sind wir wieder in Zeuthen.

Vorteile einer Fahrt im Spätherbst:

  • Keine Wartezeiten an den Schleusen
  • Jede Menge freie Liegeplätze
  • Freundliche Berliner*innen (ja: *, Berlin ist ziemlich kreuz und queer …)
  • Sonne – ohne Sonnenbrand
Man sieht einen Steg an dem viele ähnlich aussehende Hausboote der Kormoran-Baureihe festgemacht sind.
Zurück am Steg in Zeuthen.