Schwester Havel, Mutter Elbe

Schwester Havel, Mutter Elbe

Mit einer Kormoran ist die Elbe sogar in den meisten Sommern noch schiffbar. Törnbericht einer Urlaubsfahrt im großen Bogen von Zeuthen an die Müritz

Mit Urlaubsplänen wird man ja mit der Zeit vorsichtig. Einmal hatten mein Mann und ich uns auf zwei lauschige Wochen mit einer netten kleinen gecharterten Segelyacht in der Türkei gefreut.

„Du, das wird super, ein Boot für zwei kriegen wir da jetzt für unter 1000 Euro“, freute sich der schwäbische Ehemann.
Kurz darauf kam eine Nachricht vom ausgezogenen Sohn: „Was macht Ihr eigentlich im Urlaub?“
„Türkei. Segeln.“
„Cool, ich komm mit.“
Es dauerte nicht lange, da hatte sich die Kunde auch zur ebenfalls schon lange selbstständigen Tochter herumgesprochen.
„Hab gehört, es geht in die Türkei zum Segeln?“
„Hmja“
„Super, bin dabei!“
Kurz: Es wurde nichts aus dem kleinen 2-Personen-Rutscher, es musste eine stattliche Yacht mit 3 Kabinen her. Und zwei Flüge extra. Und dann waren die Kinder inzwischen so groß, dass sie genau wie wir zuweilen Wein zum Essen und auch gerne einen Gin-Tonic davor oder danach (gerne auch beides) trinken.
„Humpf“ machte der Schwabe.

Urlaubsplanung Kids-free?
Als es also im folgenden Jahr wieder darum ging, zu überlegen, wo es hin gehen sollte, kalkulierten wir derartige Nebenkosten vorsichtshalber gleich mit ein. Völlig unnötigerweise, denn weil unsere Urlaubskasse noch von der schicken Yacht in Marmaris her nur so mittelvoll war, entschieden wir uns, für das, was bei uns Budget-Ferien sind: Hausbooturlaub. Sehr zügig winkten die Kinder ab, Hausbootferien machen sie inzwischen lieber ohne Eltern mit eigenen Kumpels.

Das war schon mal gelungen! Jetzt nur noch ein Boot suchen! Wir fanden eine Kormoran 1140, die von der Basis in Zeuthen an die Müritz sollte, weil sie in der Werft zur Überholung eingeplant war. Ich weiß, nach über 20 Jahren in der Firma hätte mich das misstrauisch machen sollen, seufz!

Transfer-Logistik bei Einfachfahrten
Einer der großen Vorteile, die eine Charterflotte wie Kuhnle-Tours mit mehreren Standorten hat, ist der, dass man Oneways, Einfachfahrten machen kann. Also von Basis zu Basis, statt hin und zurück zu fahren. Der Nachteil von Oneways ist, dass man irgendeinen Transfer organisieren muss. Und zwar nicht nur für zwei Leutchen, sondern auch für:

  • zwei Fahrräder
  • zwei Reisetaschen
  • Bootsgrill, Kühlbox, Arbeitsrucksäcke (seufz!)
  • Bootskiste
  • Proviant
  • Getränke

Um weder unseren Mitarbeitern auf den Nerv zu gehen (nach Zeuthen fährt man von der Müritz mindestens zwei Stunden), noch uns mit dem Gepäck in die Bahn zu quälen (so abenteuerlustig sind wir dann auch wieder nicht!), luden wir alles in und auf mein altertümliches Wohnmobil, dass gerade mit einem von mir ausgetüftelten und von der Werft gebauten Fahrradträger ausgestattet worden war und tuckerten mit 110 km/h gen Zeuthen. Kurz nach unserem Urlaub wurden wir nämlich ohnehin im südlichen Brandenburg erwartet, da könnte man das Wohnmobil auf dem Rückweg wieder einsammeln.

Auf gehts: Bei eher mittelprächtigen Wetter starten wir den Sprint zur Schleuse Kleinmachnow.
Wir und die Döbel schaffen es aber nur bis zum Teltower Hafen.

Sportliches Nachmittagsprogramm
Am 1. Juli übernahmen wir die „Döbel“ – wieder mal so, wie man es eher nicht machen soll: in Hektik. Noch schnell durch die Schleuse Kleinmachnow! Das sind kurz über 40 Kilometer von Zeuthen aus – ziemlich sportlich für ein Nachmittagsprogramm. Die Durchschnittschartercrew fährt 30 bis 40 Kilometer am Tag. Also: Fix den Rewe in Zeuthen gestürmt, Zeug an Bord geworfen, noch mal schnell bei den Zeuthnern gefragt, ob Wasser, Abwasser, Diesel okay sind. Antwort: „Joar, klar.“ Nichts wie los.
Wir schaffen es bis zum Stadthafen Teltow. Eine schöne neue Anlage mit schicker Beachbar, doch dank eines gemeinsam mit uns eintreffenden Regenschauers ist man dort gerade dabei, die Strandliegen zusammenzuräumen und die Bierzapfanlage durchzuspülen. Nach einer Weile stöbern wir den Hafenmeister auf, der heute eigentlich frei hat und uns trotzdem mit der wichtigsten aller Informationen versorgt: „Für Brötchen geht Ihr nicht hier zum ersten, sondern über die Brücke zu dem Franzosenbäcker.“ Der heißt „Aux Delice Normands“, hat mehrere Filialen in Berlin und die nächstliegende ist immer noch knapp zwei Kilometer weit weg. Aber er macht der deutschen Entsprechung seines Namens („zu den normannischen Köstlichkeiten“) alle Ehre.
Der Gatte radelt morgens los und kommt nach einer gefühlten Ewigkeit – ich bin schon ganz geschwächt vor Hunger – mit duftenden, innen flaumig-fluffigen, außen knusprig-knackigen Croissants wieder. Überaus glücklich bestreiche ich immer ein Stück Croissant mit der Birnen-Vanille-Marmelade, die uns aus dem Land Fleesensee zugelaufen ist. Köstlich. Regnet es? Mir doch egal!

An der Schleuse Kleinmachnow melden wir uns über die Gegensprechanlage und bekommen gesagt, dass wir in etwa einer Stunde mit einem Berufsschiff zusammen geschleust werden. Also erst mal festmachen. In der ehemaligen Schleusnerbude soll es ein kleines Kanalmuseum geben, das ist mein Ziel. Zwischendurch stolpere ich noch an einem kleinen Park über den dort stehenden Straßenbahnwaggon 3587 der auch ein kleines Museum beherbergt, aber gerade geschlossen ist.
Zur Schleusenerbude muss man von der Schleusenbrücke aus eine enge Treppe herunter und kommt dann zwischen zwei der drei Kammern der Schleusenanlage Kleinmachnow an. Ein älterer Herr begrüßt mich in der Schleusnerbude. Er ist der ehemalige technische Leiter der Schleuse und hat hier jahrzehntelang Dienst getan. Er führt mich liebevoll durch die zwei Kämmerchen des Museums und erzählt aus seinem Leben. Der Teltowkanal hat eine überaus interessante Geschichte und die Schleuse Kleinmachnow ist nicht nur optisch wirklich ein Schmuckstück, sondern auch technisch spannend. Es bewährt sich immer wieder, einfach vor Ort den Menschen zuzuhören, die man so trifft. Falls die Schleusnerbude mal nicht besetzt ist, habe ich hier einen Link: Die Geschichte des Teltowkanals ist defintiv spannender, als den Kanal zu befahren. Die Schleuse ist hier das einzige Highlight.
https://www.wsa-spree-havel.wsv.de/Webs/WSA/Spree-Havel/DE/01_Wasserstrassen/02_Bundeswasserstrassen/59_Teltowkanal/Geschichte.html?nn=2526302

Schleuse Kleinmachnow von Osten aus gesehen

Bridge of Spies
Nach der Schleuse kommen wir zügig voran. Potsdam lassen wir links liegen, biegen gleich Richtung Glienicker Brücke ab. Als Hamburgerin habe ich ja eine Schwäche für genietetes Eisen. Und diese 1907 gebaute Brücke ist nicht nur schön, sondern auch geschichtsträchtig, wie zuletzt Tom Hanks in dem Spielberg-Film „Bridge of Spies – der Unterhändler“ zeigte: Drei Mal – 1962, 1985 und 1986 – tauschten die West- und Ostmächte im Laufe des Kalten Kriegs hier insgesamt 40 Personen (nicht alles Spione, aber einige) aus.
Vom Jungfernsee richten wir den Bug unserer „Döbel“ Richtung Sacrow-Paretzer-Kanal. Für einen Besuch des Schlosses Paretz nehmen wir uns keine Zeit. Eigentlich schade, denn Königin Louise, die hier mit ihrem Mann Friedrich Wilhelm III. und den gemeinsamen Kindern die Sommerfrische verbrachte, war ja immerhin eine mecklenburgische Prinzessin. Louise brachte in 17 Ehejahren zehn Kinder zur Welt, von denen immerhin sieben das Erwachsenenalter erreichten, bevor sie 1810, mit nur 34 Jahren in Hohenzieritz starb. Nunja, wir wollen abends in Brandenburg nett essen gehen und am Tag darauf noch etwas einkaufen, insofern lassen wir den Gashebel auf „Voraus“.

Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam.

Schwester Havel
Nach dem Sacrow-Paretzer-Kanal hat uns die Havel wieder. Moment mal: Wenn man zum Rhein „Vater Rhein“ sagt und zur Elbe „Mutter Elbe“. Was ist dann die Havel? Die Schwester? Die Tochter? Wir folgen also der Schwester Havel zu Tal der Mutter Elbe entgegen. Landschaftlich zeigt sich der insgesamt 334 Kilometer lange Fluss, den wir hier als Untere Havel-Wasserstraße befahren, von seiner schönsten Seite. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) hat die Mischung aus breitem Fluss und Seenkette sauber und ordentlich betonnt. Da hier im Unterlauf nur wenig Gefälle ist, sind es bis zur Elbe zwar 122 Kilometer, aber nur sechs Schleusen.
Die erste Herausforderung – wenn man das bei der niedrigen Fließgeschwindigkeit überhaupt so nennen mag – gibt es bei Kilometer 42. Hier, am sogenannten „Deetzer Knie“, biegt der Fluss fast im rechten Winkel ab. Als es vor Jahren mal darum ging, die Charterscheinregelung, nach der Hausboote auch ohne Bootsführerschein gefahren werden dürfen, um die Untere Havel zu erweitern, hatte die WSV zu einer Bereisungsfahrt eingeladen. Eben hier, am „Deezter Knie“ müssen sich Binnenschiffe gegenseitig per Funk „wahrschauen“ dass sie da sind, um überraschende Begegnungen oder gar Unfälle zu vermeiden. Sportboote unterliegen dieser Meldepflicht nicht, dennoch kam die WSV nach der Bereisung zu dem Schluss, dass ein Boot, das einen Sportbootführerschein-Binnen-Inhaber an Bord hat, da ein geringeres Risiko darstellt, als eine noch so gründlich eingewiesene Charterscheincrew. Alternativ könnte man übrigens ein klitzekleines Kanälchen von gerade mal 500 Metern Länge buddeln, das die Knickstelle begradigt. Da ist auch nix weiter als Sumpf, mit einem Schwimmbagger und einem Stapel Spundwänden könnte man das relativ schnell erledigen. Naja.

Mal ’nen Kanal buddeln? Engstelle Deetzer Knie an der UHW (Bildschirmfoto der IENC-Karte der Wasserstraßenverwaltung)

Vorstadt- oder Sportbootschleuse?
Wir mäandern uns die Havel weiter Richtung Brandenburg. Unser Ziel ist es, die Vorstadtschleuse Brandenburg vor ihrer Schließung (ausgerechnet heute anders als sonst üblich um 19 Uhr) zu erreichen. Durch die Sportbootschleuse in der Stadt wollen wir nicht, denn davor liegt die Steintorbrücke, die mit 3,04 m Durchfahrtshöhe bei einem Stand von 214 cm am Oberpegel Brandenburg angegeben ist. Eine Kormoran hat etwa 2,85 Meter über der Wasserlinie, insofern könnte man es auf einen Versuch ankommen lassen. Ist aber eh wurst, weil die Sportbootschleuse auch um 19 Uhr schließt und wir uns noch ein paar Kilometer durch die Stadt anschleichen müssten. Außerdem hat die Steintorbrücke einen gemauerten Bogen, der eventuell dem Salondach doch zu nahe kommen könnte.

Privatschleusung in Brandenburg.


Fast ohne Wartezeit bekommen wir eine Privatschleusung in der riesigen Schleusenkammer, richten danach den Bug nach Backbord zur Innenstadt. Ober- und unterhalb der modernen Jahrtausendbrücke gibt es mehrere Liegestellen für Sportboote. Wären doch alle Städte so freundlich zu Gastbooten! Wir legen uns mit dem Heck an den Steg, ich finde ein Schild, auf dem steht, dass man sich bitte an den Hafenmeister der anderen Anlegeplätze (auf der anderen Uferseite und südlich der Jahrtausendbrücke) wenden möchte. Ich wandere da hin, um ein weiteres Schild zu finden, auf dem steht, dass der Hafenmeister schon Feierabend hat. Nun denn! Dann also morgen. Dafür habe ich von der Brücke aus einen tollen Blick auf unser Bötchen und das Packhofufer vor dem alten Werftgebäude. In dem befindet sich nämlich das von uns ausgewählte Restaurant, ein Italiener, der „La Famiglia“ heißt. Vater ist der Koch, die Mutter serviert und der Sohn ist der Chef und kellnert. Wir sitzen auf der schönen Terrasse fast mit Blick aufs Boot.

Die „Döbel“ am Wasserwanderrastplatz Packhofufer. Im ehemaligen Werftgebäude isst man italienisch bei La Famiglia.

Shopping in Brandenburg
Am nächsten Morgen gehen wir Brandenburg entdecken. Wir hatten schon bei einem einen Abendspaziergang die Lage sondiert und daher trennen wir uns für den Vormittag: Ich schlendere durch kleine Lädchen und erstehe einen schön getöpferten Kaffeepott. (Die kleinen Tassen auf unseren Booten sind echt ärgerlich. Dass es sie immer noch gibt, ist ein schönes Beispiel dafür, wie wenig Macht man als Ehefrau des Geschäftsführers hat.) Ein paar Schaufenster weiter entdecke ich ein paar hübsche kleine silberne Ohrstecker, die unbedingt mitmüssen. Der freundliche Verkäufer zeigt mir noch den passenden Anhänger dazu. Nun bin ich kein Halskettentyp und frage, ob es den Anhänger nicht als Brosche gibt. Gibt es nicht, aber er verspricht, den Anhänger mit einer Krawattennadel zu versehen, damit ich ihn am Blazer-Revers befestigt bekomme. Ein bisschen mulmig ist mir schon, als ich Ohrstecker und künftige Brosche bezahle. Aber tatsächlich kommt nicht lange nach unserer Rückkehr ein eingeschriebener Brief von Firma Kretschmer aus Brandenburg mit der neuen Brosche bei mir an. Was hatte ich gedacht? Dass außerhalb meines mecklenburgischen Dorfs die Welt voller Banditen ist? Ich glaube, ich gucke zuviele Krimis!

Cool-on-demand
Der Gemahl hat unterdessen eine Landfleischerei um Wurst, Aufschnitt und Grillfleisch erleichtert und verstaut alles sicher im Kühlschank an Bord. Wir legen ab und fahren die Niederhavel herunter. Eigentlich wäre es nett, hier eine Charterbasis aufzumachen, aber bisher waren unsere Bemühungen vergebens. Dabei ist man auf Boote wirklich perfekt eingestellt in dieser schönen Havelstadt: Knapp hinter der nächsten Brücke liegt ein Rewe-Markt mit Anlegesteg zum Einkaufen. Bei der Nachrechcherche erklärt mir der zuvorkommende Marktleiter, gerne könnten Bootscrews auch vorab bei ihm anrufen, dass er die gewünschten Getränke kalt stellen möchte. Hier ist die Telefonnummer: (0 33 81) 6 05 54 30.

Herz und Platz für Bootfahrer: Anlegestelle für Rewe-Kunden in Brandneburg/Havel.

Kunst und Natur im Westhavelland
Über Breitlingsee und Plauer See (nach dem Brandenburger Ortsteil Plaue benannt) folgen wir der Seenkette nach Norden. Da wir zu lange getrödelt haben, schaffen wir es nur noch bis zur Schleuse Bahnitz, die allerdings ihren Betrieb schon eingestellt hat, als wir angetuckert kommen. Macht nichts, denn von der Wartestelle der Schleuse kann man bequem an Land, es sind dort sogar Tafeln aufgestellt, die über Natur- und Flusslandschaft und die Tiere informieren, die uns im und über Wasser im Naturpark Westhavelland begegnen.

Bei herrlichstem Sonnenschein setzen wir am nächsten Tag unseren Törn fort. Berufsschiffe nehmen ja vom Plauer See aus üblicherweise den Elbe-Havel-Kanal, so wird es ruhiger auf dem Fluss. Aber ein bisschen Aufmerksamkeit braucht man schon am Steuer: Es gibt Sandbänke mitten im Fluss, auf denen sich Vögel ausruhen, bis sie im Wasser den nächsten Leckerbissen erspähen. Die auch hier ausgelegten Tonnen bewahren die Bootscrews vor dem Verlust ihrer Kaution, trotzdem ist das hier kein Revier, in dem man als Steuermann noch nebenbei Kartoffeln schälen kann.

Das Örtchen Premnitz beeindruckt uns mit einer schönen Uferpromenade samt Kunst! Im Zuge der Bundesgartenschau 2015 sollten triste Bauwerke in Hingucker verwandelt werden. So steht direkt am Ufer ein Wohnblock, dessen Außenfassaden mit Illusionsmalerei versehen sind. Außerdem gibt es auf dem Dach eine über der Havel schwebende Aussichtsplattform. Anlegen lohnt sich! Und dann steht da auch noch die „Galiarde“ – eine sechs Meter hohe Edelstahlskulptur von Volker Michael Roth. Über ihre Bedeutung sagt der Tourismusverband Havelland: Die Figur „symbolisiert mit sprießender Pflanze den Aufschwung der Stadt. Neben ihr sitzt ein Fischer in seinem Boot als Sinnbild der Entwicklung des Ortes vom Fischerdorf zur Industriestadt.“

Uferkunst in Premnitz: Aus Tristesse Hingucker gemacht.

Außenbordkameraden unter dem Mikroskop
Ein paar Minuten später erreichen wir Milow. Bei unserem letzten Haveltörn Anfang der 2000er hatten wir hier übernachtet. Allerdings nicht an der schönen Steganlage, an der wir jetzt festmachen, sondern an der Betonwand auf der anderen Flussseite. Der Steg war damals nur winzig klein und vor allem belegt. Diesmal wollen wir uns den Besuch des Besucherzentrums des Naturparks Westhavelland nicht entgehen lassen und auch den Gasthof kann man mal genauer angucken.

Mittagspause in Milow.

Das Besucherzentrum enttäuscht nicht. Wie viele dieser Einrichtungen ist sie liebevoll, fachkundig und erlebnisorientiert gestaltet. Und selbstverständlich kinderfreundlich und barrierefrei. Großartig hier ist, dass es eine Flusslandschaft gibt, die man auf Knopfdruck mit echtem Wasser überfluten kann und man so einen Eindruck davon bekommt, wie wichtig Auwälder, Deiche und Überflutungsflächen sind. Auf dem Boden ist der Flusslauf der Havel mit Seitenarmen und anderen Verzweigungen aufgemalt, es gibt jede Menge interaktive Ausstellungsstücke und auch ein Mikroskop steht bereit, um die kleinsten Außenbordkameraden zu entdecken. Nachdem unser Wissensdurst gestillt ist, versorgen wir auch den gewöhnlichen Hunger nebenan im Gasthof.


Jetzt überfluten wir die Gegend! Flusslandschaftsmodell mit echtem Wasser in Milow.

Der Tag ist noch nicht weit fortgeschritten, so ist Rathenow unser nächstes Ziel. Wir nehmen nicht die Hauptschleuse, sondern die Sportbootschleuse in der Stadt, amüsieren uns beim Warten über die Schleusenspucker, eine Bronze-Skulpturengruppe von Volker Michael Roth, dessen Name uns noch aus Premnitz in Erinnerung ist. Die Geschichte dahinter: In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts lungerten im Stadthafen von Rathenow (also oberhalb der Schleuse) immer ein paar Tagelöhner herum, die hofften, ein paar schnelle Taler zu machen, in dem sie halfen, die dort anlegenden Frachtkähne zu be- oder entladen. Rathenow war als Wiege der Optik-Industrie und Mühlenstadt ein wirtschaftliches Zentrum, so gab es immer mal was zu tun. Und wenn gerade nicht, vertrieben sich die Tagelöhner die Zeit damit, hin und wieder einen Schluck aus ihrem Flachmann zu nehmen und sich von der Schleusenbrücke aus mit den anderen im Weitspucken zu messen. Nun, man muss nicht jeder Unart ein Denkmal setzen, aber die Skulpturengruppe schießt alle paar Augenblicke einen zumeist unerwarteten kurzen Wasserstrahl in die Rathenower Stadthavel, der zumindest für Uneingeweihte überraschend kommt.

Schleusenspucker in Rathenow.

Unterhalb der Stadtschleuse gibt es wieder einen schönen Anleger vor dem örtlichen Rewe-Markt. Eigentlich müsste man schon aus Prinzip hier anlegen und einkaufen, wenn Herr Rewe schon Geld für die Anlegestelle in die Hand genommen hat! Leider sind wir noch aus Brandenburg gut versorgt.
Einen guten Kilometer unterhalb der Schleuse Grütz verlassen wir Brandenburg. Also vielleicht, denn hier ist die Havel ein paar Kilometer lang die Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Ob wir gerade auf der brandenburgischen oder auch der sachsen-anhaltinischen Seite des Flusses sind? Keine Ahnung. Zwölf Kilometer wechselt die Havel jetzt immer mal das Bundesland. Wie die Wasserschutzpolizisten hier wohl klarkommen?


Bei Garz soll es noch einen Hafen geben. Den wollen wir uns angucken. Unterhalb der Schleuse zweigt ein zunächst betonnter Seitenarm nach Westen ab. Vorsichtig schleichen wir uns an, misstrauisch von einen spitzschnabeligen Vogel beobachtet. Der Hafen von Garz ist relativ eng und dicht mit Dauerliegern gefüllt. Wir hatten eigentlich auf eine Möglichkeit, unseren Abwassertank abzusaugen gehofft, aber der Wasserstand ist so niedrig, und wir müssten halb im Päckchen anlegen, so dass wir bezweifeln, dass wir mit dem Schlauch rankommen. Der nächste Abzweig führt nach Strodehne. Hier gibt es reichlich Platz an einer modernen Schwimmsteganlage, aber es ist noch zu früh zum Übernachten, so legen wir nach einem Käffchen an Bord wieder ab.

Dunkle Wolken zeigen sich am Himmel, so biegen wir schnell in einen östlichen Altarm ein. Hier, in Vehlgast-Kümmernitz erwartet uns ein kleiner Schwimmsteg, an dem wir festmachen. Im Ort gibt es eine hübsche neugotische Backsteinkirche und einen schönen Dorfkern. Wir lassen den Regenschauer über uns hinwegziehen und klappen die Laptops auf, E-Mails checken.

Wir folgen der immer breiter und gemächlicher fließenden Havel bis nach Havelberg, unserem Ziel für heute Abend. Auch hier gibt es eine Absauganlage für Abwassertanks wie unseren, der örtliche Charterunternehmer sagt jedoch, seine Tankkapazität reiche gerade so für die eigene Flotte aus, zusätzliches Abwasser bekomme er nicht untergebracht. Seufz.

Essen bei der Nachbarin
Mit den Fahrrädern gehen wir auf Stadtrundfahrt. Die Stadt ist schön, hat einen monumentalen Dom und mehrere schöne Kirchen, aber auch wieder ein interessantes Naturparkzentrum, das „Haus der Flüsse“. Wir googeln, ob es nicht ein nettes Restaurant für uns gibt und finden uns überaus artgerecht im Restaurantschiff „Hoffnung“ untergebracht, dass auf der Havelseite der Stadtinsel nahe des Kornspeichers (und des alten Pegelturms) festgemacht ist. Die „Hoffnung“ ist sozusagen eine Nachbarin von uns: Das Binnenschifferforum verzeichnet sie als 41 m langes Großmotorgüterschiff, das 1909 in Waren an der Müritz gebaut worden ist. Bis 1997 war sie wohl noch in Fahrt, seit 2022 liegt sie mit einer Art aufgesetztem Wintergarten in Havelberg.
Wir bereuen unsere Wahl durchaus nicht. Ein ebenso liebevoller wie zuvorkommender Service, und wirklich leckeres, frisch zubereitetes Essen (das darf dann auch ein wenig länger dauern) und natürlich perfekte Aussicht auf das Wasser! Leider haben wir den Sparerib-All-you-can-eat-Tag verpasst, aber der Rippchenteller ist genauso lecker und lässt noch Platz für einen Nachtisch.

Unterwegs zu unentdeckten Weiten
Nach dem Frühstück beginnt das große Abenteuer. Jetzt werden mein Mann und ich einen Gewässerabschnitt befahren, auf dem wir noch nie zuvor unterwegs waren: die Elbe zwischen Havelberg und Dömitz. Bei unserer ersten Havelfahrt waren wir über den Elbe-Havel-Kanal nach Magdeburg und von da aus die Elbe zu Tal bis Havelberg gefahren, wo wir wieder eingeschleust haben und dann die Havel zu Berg zurück an die Müritz gefahren sind.

Theoretisch führen von Havelberg zwei Wege in die Elbe: Die große und moderne Schleuse gleich in Havelberg oder aber die sogenannte Mündungsstrecke. Zwanzig Kilometer schlängelt sich die Mündungsstrecke zuerst als Havel, dann als Kanal mit dem Namen „Gnevsdorfer Vorfluter“ einigermaßen parallel an der Elbe entlang. Beide Gewässer sind befahrbar, aber eben nicht durchgängig, weil in der Mitte, in Quitzöbel, eine große Wehranlage steht, dessen Schleuse seit Ewigkeiten gesperrt ist.
Wir nehmen also die große Schleuse in Havelberg. Kaum dass sich die Außentor für uns geöffnet haben – wir sind noch auf dem Schleusenkanal – meldet sich das Echolot mit einem mahnenden Piepser um uns darauf vorzubereiten, dass man auf der Elbe mit allem zu rechnen hat – mit Hochwasser aus Tschechien genauso wie damit, zwischen den Buhnen Platz für Sandburgen mit vier Zimmern bauen zu können.

Oberhalb des Schleusenkanals Havelberg: Elbfähre Räbel

Aber als erstes nehmen wir den Törnatlas zur Hand. Wie sind nochmal diese grünen und roten Tafeln und die gelben Kreuze (mal liegend als x, mal stehend als +) zu deuten? Da war doch irgendwas mit Fahrrinne, oder? Nun ist es ja so, dass wir mit unseren 75 Zentimetern Tiefgang niedrigen Wasserständen entspannt begegnen. Aber einmal nachgucken schadet sicher nicht, auch wenn sich das Echolot nach der letzten Sandbank vor dem Schleusenkanal nicht wieder gemuckst hat.

Elbe: Fluss ohne Limits
Ebenfalls ungewohnt für uns Seenketten-Kapitäne: Es gibt Strömung! So mit zwei bis vier Kilometern pro Stunde – je nach Uferseite und Gewässerbreite – schiebt uns die Mutter Elbe nach Westen. Wenn wir dann noch den Hebel auf den Tisch legen, also unseren Diesel mit Vollgas fahren, weht es uns direkt die Haare aus dem Gesicht. Geschwindigkeitsrausch mit 13 km/h! Doch es geht noch schneller, wie uns ein aufkommendes Flitzeboot zeigt. Das kleine Sportboot gleitet mit soviel Speed über den Fluss und an uns vorbei, dass wir kaum Zeit zum Grüßen haben. Hier auf dem Fluss gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Unendliche Weiten: Hier auf der Elbe hat es mal so richtig Platz!

Bis zu unserem Etappenstopp im Wittenberge ist nicht viel zu sehen: unter uns blaues Flusswasser, über uns an Steuerbord blauer brandenburgischer Himmel, an Backbord blauer sachsen-anhaltinischer Himmel und hinter den Buhnen beidseitig jeweils grünes Deichvorland. Zwischen Rühstädt und Wittenberge fließt die Elbe in drei großen Bögen durch das UNESCO Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Außer Natur gibt es hier nix. Wir essen während der Fahrt ein Salatchen und wechseln uns am Steuer ab. Außer dem Bootsanlegesteg in Hinzdorf gibt es keine Anlegemöglichkeit hier. Wittenberge, wir kommen!

Wir haben viel vor in der schönen Hafenstadt an der Elbe. Unser Abwassertank muss jetzt wirklich mal leer gemacht werden, das Bier geht zur Neige und außerdem hat unser Kleiner morgen die feierliche Übergabe seines Bachelor-Zeugnisses in Hamburg. Tausche Hausboot gegen Eisenbahn!

Einfahrt nach Wittenberge

Doch erst mal müssen wir überhaupt reinkommen. Der Hafen ist nicht zu übersehen. Einen Kilomter nach einer Eisenbahnbrücke über die Elbe geht es rechts ab. Der Fluss Karthane und wahrscheinlich auch ein paar clevere Wasserbauer haben hier für ein geräumiges Hafenbecken gesorgt, das nur äußerst spärlich mit Booten gefüllt ist. So ein Glück! Oder etwa nicht? Beim Näherkommen sehen wir überall Schilder: Ab heute ist der Hafen gesperrt! Drachenbootrennen! Wie jetzt? Wir legen erst mal an.

Sportboothafen Nedwiganger: Heute müssen wir draußen bleiben.

Den Schwimmsteg entlang und dann den Steiger hoch, ist ein Grüppchen mit Aufbauarbeiten für irgendeine Festivität beschäftigt. Ich finde den Hafenmeister und erkundige mich danach, ob das Anlegeverbot auch für ein nettes kleines harmloses Hausboot wir unseres gilt, dass wir zwei Tage bestimmt nicht bewegen werden. „Jo, das gilt auch für Euch“, werde ich beschieden. Ich frage, ob wir denn bitte noch unser Abwasser an die auf dem Steg stehende Absauganlage übergeben dürfen. „Och, watt, dat Schietding ist doch kaputt.“ Die Pumpe sei so gebaut, dass immer wieder ein bestimmtes Teil verstopfe und dann zerbröselt, sagt der Hafenmeister, da die Reparatur immer vierstellig koste, habe man es irgendwann aufgegeben.
Jetzt bin ich ehrlich verzweifelt und das scheint man mir anzusehen. Der Hafenmeister hört mir freundlich zu, als ich erkläre, dass Wittenberge fest eingeplant ist, weil ja der Kleine morgen in Hamburg sein Zeugnis bekommt und schon die große wegen Corona ohne Elternbeistand ihren Bachelor alleine habe abholen müssen. Er fasst sich ein Herz. „Guck mal, da hinten an dem Fahrgaststeg, da könnt ihr ran. Da kommt die nächsten Tage eh keiner. Legt euch da man hin.“ Glücklich kehre ich mit der guten Nachricht vom Fahrgastanleger und der schlechten, dass wir unseren Abwassertank noch bis Dömitz behalten müssen, wieder an Bord zurück.

Ausweichliegeplatz am Fahrgaststeiger. Wenn man sich die Dalben genau anguckt, bekommt man eine Vorstellung davon, was an der Elbe Hochwasser bedeutet.


Der Fahrgastanleger erweist sich als echter Glücksfall. Wir liegen ein bisschen ab vom Geschehen im Sportboothafen, können aber entspannt über eine Rampe mit den Fahrrädern an Land. Als erstes radeln wir zum Bahnhof, die Tickets für morgen besorgen und die Verbindungen noch mal checken, dann zum Einkaufen. Mein Mann macht sich schon abends auf dem Weg zurück an die Müritz. Er meint, der Kleine würden den letzten Tag seines Studiums auch ohne ihn überstehen und will lieber mal im Büro vorbeischauen, da werde er eher gebraucht.

Ich radele mit den Einkäufen zurück an Bord und genieße die Abendsonne mit einen Aperol Spritz. Zwischendurch kommen tiefe Trommeln immer mal näher: Die Drachenbootteams trainieren für morgen. Bei zweiten Aperol Spritz mustere ich dann doch kritisch das Glas: Habe ich hier eben Geigen gehört? Und Bläser? Mit mir und dem Aperol Spritz ist alles in Ordnung, google ich mir zurecht! Nicht einmal hundert Meter Luftlinie entfernt probt das Filmorchester Babelsberg unter freiem Himmel für die morgen stattfindenden Elblandfestspiele. Das Hotel Alte Ölmühle, in dessen großem Innenhof eine Bühne steht, ist die traumhaft schöne Kulisse. Ich sehe zwar keinen der Musiker, aber zu hören sind sie richtig gut.


Kurzentschlossen schreibe ich im schwindenden Tageslicht eine Mail an die Touristinfo und frage, ob es eventuell noch Karten gibt. Am nächsten Vormittag kommt die Antwort auf meinem iPad an: Man habe noch zwei Karten zurückbekommen, ich verabrede, dass die an der Abendkasse hinterlegt werden, weil ich ja schon auf dem Weg nach Hamburg bin. Auf meine Frage, ob ich die vorab bezahlen solle, bekomme ich zur Antwort, an der Abendkasse passe das schon noch. Wie toll ist das, bitte? Leider kommt mein Zug aus Hamburg so kanpp an, dass ich fast den Anpfiff verpasse. Der Gatte ist einigermaßen angefressen, weil er ohne einen Schluck zu trinken mit Büroklamotten und Rucksack Platz nehmen musste. Den Bootsschlüssel hatte ich (absprachegemäß) in der Tasche.
Wir erleben einen wunderschönes Konzert mit Musik aus den 20er Jahren, trinken kühles Bier zu Bratwurst vom Grill und kommen mit anderen Gästen ins Gespräch. Nach dem Konzert hocken wir noch eine Weile zusammen beim Bier auf einer Treppe, wo die Musiker an uns vorbeikommen. Wir bedanken uns artig für die schöne Musik. Gelegenheiten gibt es für die, die sie zu nutzen wissen!

The Real Comedian Harmonists bei den Elblandfestspielen im Hof des Hotels Alte Ölmühle in Wittenberge.

„Watt, so flach seid Ihr?“
Der nächste Tag auf der Elbe hält wenig urbanes Leben für uns bereit. Deichvorland, aber immerhin sieht man ab und zu Radfahrer auf der Deichkrone nebenher- oder entgegenradeln. Also ordentlich benehmen, als eines der wenigen Boote auf dem Fluss sitzen wir sozusagen auf unserem Achterdeck wie auf dem Präsentierteller. Und da man nie weiß, ob nicht ein Vogelkundler mit Feldstecher auf dem Deich steht, bleiben wir mit T-Shirt und Shorts vergleichsweise förmlich gekleidet.

Einfahrt zum Bootsclub Cumlosen (Brandenburg)

In vier Häfen biegen wir noch ein, um mal zu gucken. Zuerst zum Bootsclub Cumlosen, dann zum Verein Schnackenburger Bootsfreunde, dann wieder auf die Brandenburger Seite nach Lenzen, schließlich werfen wir noch einen Blick in den ebenfalls in Niedersachsen gelegenen Sportboothafen Gorleben. Kurz vor Dömitz macht das brandenburgische Ufer Platz für Mecklenburg-Vorpommern und wir sind wieder im heimatlichen Bundesland. Mal gucken, ob wir die Schleuse noch schaffen.

Fünf Kilometer weiter zu Tal: Schnackenburg (Niedersachsen)
Zehn Kilometer weiter in Lenzen wieder in Brandenburg.
Auf eine Erkundung des Hafens von Gorleben (Niedersachens) müssen wir verzichten. Hier wird es selbst für uns langsam knapp.
Rechts ab Richtung Müritz: Ansteuerung von Dömitz an der Elbe und an der Elde.
Die Heimat hat uns wieder: Dömitz liegt zwei Kilometer hinter der brandenburgischen Grenze. Und eine halbe Flussbreite von Niedersachsen entfernt.

Die Lichtsignale im Vorhafen sind ein bisschen verwirrend, was ist hier Brücke, was ist für die Schleuse? Ein Anruf auf der Schleuse verschafft uns Klarheit. „Natürlich könnt Ihr geschleust werden“, sagt der Schleusenwärter. „Was habt Ihr denn für Tiefgang?“ Das ist eine seltsame Frage, denn offiziell gibt es keine Tauchtiefenbeschränkung für die Müritz-Elde-Wasserstraße – ich habe die Meldungen aufmerksam verfolgt, für Dömitz war nichts dabei. „75 Zentimeter“, antworten wir. Woraufhin der Schleusenwärter uns grüne Lichter gibt.

Klappbrücke Dömitz: Die Schleuse und ihre Lichter sind erst dahinter.


Als wir in der Schleuse drin sind, fragen wir ihn, bei welchem Tiefgang er uns nicht mehr reingelassen hätte. „So was bei 1,10 rum“ meint er, „hätte nicht gedacht, dass Euer dicker Pott so flach ist.“ Wir beglückwünschen uns einmal mehr zu unserer Kormoran. Sie ist defitiv für die Gewässer zwischen Elbe und Oder perfekt geeignet. Besser als so manch holländischer Stahlverdränger mit seinen 1,20 Metern Tiefgang und dem Überbau aus Kuchenbude und Geräteträger.

Einfahrt zum Wasserwanderzentrum Dömitz.
Rewe ist nicht der einzige Supermarkt mit Herz für Bootfahrer: Dem Wasserwanderzentrum Dömitz hat Aldi einen Kräutergarten als Werbefläche für die örtliche Filiale spendiert.

Bergauf zur gefräßigen Pumpe
Gleich oberhalb der Schleuse biegen wir in das Hafenbecken des Wasserwanderzentrums Dömitz ein. Wir bekommen einen schönen Liegeplatz in dem lauschigen Hafen – und freuen uns an den sauberen Sanitäranlagen, denn auch hier ist nichts mit Absaugen, der Saugtankwagen kommt immer nur für die großen Wohnboote der Marina und das ist jedenfalls nicht heute. Im ruhigen Hafenbecken kann ich endlich mal wieder ein bisschen schwimmen. In Wittenberge war da ja abends keine Zeit und mitten auf der Elbe habe ich mich natürlich nicht getraut, von wegen Strömung und so.
Wir verdödeln die Zeit ein bisschen und drehen enttäuscht von dem frühen Küchenschluss im Hotel am Dömitzer Hafen wieder um. Ist aber keine so große Katastrophe, ein freundlicher Dönermann mit Elbblick-Terrasse versorgt uns. Am nächsten Morgen erreicht uns die Tiefgangswarnung für den Dömitzer Elbehafen. Kurz darauf wird die Elbe wegen Niedrigwasser gesperrt. Uff!

Nach unserer Rückkehr vom Dönerschmaus ist der Hafen romantisch beleuchtet.
Schleuse Neu Kaliß an der Müritz-Elde-Wasserstraße: Ist das auf einmal eng!
Aber sehr idyllisch!
Ab der Schleuse Malliß verkrümelt sich die Autorin in den Schatten des Niedergangs.

Mit dem Abwassertank wird es jetzt langsam eng. Wir sehen also zu, dass wir nach Grabow kommen, denn dort steht eine Absauganlage, das weiß ich sicher. Und richtig, am Bollwerk ist Platz und unweit eines kleinen Häuschens, indem wir die Pumpe vermuten, machen wir fest. Eine Tür lässt sich auffrickeln und dort sehen wir tatsächlich eine schöne Absauganlage. Mit einem Münzeinwurf. Bei Passanten und den Campern des Wohnmobilstellplatzes tauschen wir uns insgesamt für drei Euro passende Münzen zusammen. Leider ist die Pumpe in Sachen Münzen gefräßiger als in Sachen Abwasser. Was für ein beklopptes System! Man setzt den Schlauch an, wirft eine Münze ein, die Pumpe baut ein Vakuum auf, beginnt kurz zu saugen, dann ist die Zeit abgelaufen, sie verliert das Vakuum wieder, man wirft die nächste Münze ein. Für zehn Sekunden effektives Saugen fünfzig Cent. Als unsere Münzen alle sind, beschließen wir, dass das jetzt reichen muss. Von Grabow haben wir genug und fahren weiter.

Stadthafen Grabow.
Absaugen in Grabow: „Beklopptes System“


Der freundliche Schleusenwärter in der Leitzentrale Parchim lupft für uns zwei Minuten nach der offiziellen Zugzeit die Hubbrücke in Grabow, auch die Schleuse schaffen wir noch. Bis zur Schleuse Hechtsforth kommen wir, die hat aber schon Feierabend, so übernachten wir an der Wartestelle. Während der Grill schon mal vorwärmt, gehen wir noch eine Runde schwimmen.

Bootsgrill „Cobb“


Am nächsten Tag ist Kilometerfressen angesagt. Die Julisonne röstet mich auf der Badeplattform achtern, so dass ich mich wieder mit dem Festmacher in der Hand in den Niedergang hocke um ein wenig Schatten zu erwischen. Der Gemahl zieht sich mit der Vorleine in den Salon zurück. Zwischen den Schleusen ist die Müritz-Elde-Wasserstraße wunderschön. Eine spiegelglatte Wasseroberfläche, Bäume links und rechts am Ufer, hier und da Weiden und Felder.

Eldedreieck: Links nach Schwerin, rechts zur Müritz

Wir wollen Strecke machen, so lassen wir Neustadt-Glewe unbesucht und biegen am Eldedreieck nach Westen ab. Auch den schönen Hafen von Matzlow-Garwitz unterhalb der Schleuse erreichen wir lange bevor es Zeit zum Übernachten ist. Wir passieren Parchim ohne Zwischenstopp und huschen kurz vor Betriebsschluss durch die Schleuse Neuburg, so dass wir zum Abend in der Stadtmarina in Lübz ankommen, wo uns eine komplett intakte, betriebsbereite Absauganlage erwartet, die jetzt wirklich den Tank leer zischt. Eigentlich wollten wir im Restaurant Alter Amtsturm einkehren, das hat aber ausgerechnet heute Ruhetag, so kochen wir an Bord.

Stadtmarina in Lübz: Die Einfahrt sieht schmaler aus als sie ist. Der Hafen ist gemütlich und stadtnah. Und sehr gut ausgestattet.

Zwei Mal Schreck in der Morgenstunde
Am nächsten Morgen wollen wir die letzten 20 Kilometer bis zu unseren angestammten Badeseen, den mecklenburgsichen Oberseen , nur noch hinter uns bringen. Aber, oh Schreck! Der Motor springt nicht an. Er hatte sich in den letzten Tagen immer mal ein wenig geziert und sich zwei bis drei Mal bitten lassen. Heute klickt es nur und nix passiert. Wie so oft, ist es der Kuhnle-Tours-Notdienst, der hier Rat weiß. Er beschreibt exakt, wo der Anlasser zu finden ist, und mit wieviel Schwung wir ihn mit dem Hammer einen vor den Latz knallen sollen, schon springt der Diesel wieder an.

Die Großseen haben uns wieder! Auf dem Petersdorfer See, westlich der Autobahnbrücke gilt es die Tonnen zu beachten, weil das Fahrwasser sehr weit nach Süden schwenkt.

Tja, das war es mit dem Plan, die letzten 80 Kilometer von Badepause zu Badepause über die Großseen zurück zu trödeln. Wir beschließen, heute bis Malchow zu fahren, denn wer weiß, wie oft sich der Anlasser noch mit dem Hammer auf die Sprünge helfen lässt. Eine Badepause vor Anker und dann springt der Motor nicht an? Wie soll uns der Notdienst da helfen? Seufz. Unterhalb der Drehbrücke legen wir bei Don Camillo, einem sehr guten Restaurant mit italienischer Küche am Malchower Erddamm, an. Jetzt wäre es eigentlich günstig noch mal zu baden. Aber dunkle Wolken zeigen sich schon jetzt und später am Abend geht ein Unwetter über unserem Bötchen und Malchow nieder, das es nur so kracht, blitz und regnet. Wow!

Restaurant Don Camillo in Malchow.
Abendessen mit Blick aufs Boot (und aufs Malchower Kloster mit dem Orgelmuseum).

Nach der Mittagspause des Charterteams erreichen wir unseren Heimathafen im Süden der Müritz. Wir bekommen einen neuen Anlasser verpasst und laufen gleich wieder aus, die Badepausen nachholen. In Sichtweite von unserem Haus (aber immerhin außerhalb des häuslichen W-Lan-Netzes) ankern wir für die Nacht, um die letzten Urlaubsstunden noch zu genießen. Nach dem Frühstück und meiner morgendlichen Schwimmrunde verdrücke ich mich mit meinem Buch in die schattige Bugkabine. Der Gemahl hockt am Salontisch vor seinem Rechner.


Plötzlich ruft er mich hoch. „Komm schnell, du musst ans Steuer!“
Da startet er auch schon den Motor, ich stürze aufs Achterdeck und sehe was los ist. Ich am Lesen, er in seine Arbeit vertieft, sind wir unbemerkt am Anker vertrieben. 50 Meter ist das Schilf noch weg, da hätten wir schon gerne ein bisschen mehr Abstand. Er wuchtet den Anker hoch, während ich vorsichtig in Richtung Wind fahre. So schnell wie die Gefahr da war, ist sie auch wieder gebannt. Aber irgendwie ist die Unbeschwertheit der letzten Tage futsch.
Der Ehemann übernimmt das Steuer von mir und richtet den Bug in Richtung Heimathafen. „Na, dann lass uns mal zusammenpacken.“

Mitten durch Berlin

Mitten durch Berlin

17 SSK-Mitglieder der Sektion Dreyländeregg trafen sich um 03.00 Uhr bei Meier Reisen in
Arlesheim. Der freundliche Chauffeur konnte pünktlich um 03.30 Uhr abfahren. Trotz des
vielen Gepäcks hat er den Anhänger wieder abgehängt und alles im Bus verstaut und somit
konnte er statt 80 mit 100 km Richtung Zürich fahren.

Zusammenfassung:

24. September 2022 bis 1. Oktober 2022
Organisation: Patricia und Markus Woodtli
43 Teilnehmer
17 aus der Sektion Dreyländeregg
10 Schiffe von Kuhnle-Tours:
9 Kormorane und 1 Aquino
Total Schleusen 5
Total Kilometer 195
Total gefahrene Zeit 27 Stunden

Samstag, 24. September 2022
Wetter in Basel regnerisch / Wetter in Berlin bedeckt und trocken / gefahrene km: 20

Mit einer kleinen Verspätung startete die Swiss-Maschine Richtung Berlin. Dort hatten wir auf dem neuen Flughafen einige Mühe, den Zubringerbus zu finden. Trotzdem waren wir zur rechten Zeit in Zeuthen auf der Kuhnle-Basis. Der Eindruck der Basis zeigte noch Spuren aus DDR-Zeiten. Schon bald kam der erste Höhepunkt: nach einem kurzen Fussmarsch war plötzlich Apéro-Zeit. Alle hatten etwas Hunger und Durst und alle Wünsche wurden erfüllt. Nach der Pause war jetzt plötzlich Smutje-Zeit. Schließlich musste ja noch für eine Woche Frühstück und Apéro eingekauft werden. Der Rewe-Markt war 800 Meter entfernt und auf der Basis hatte es nur zwei Handwagen. Die Bedenken, wegen dem Transport, waren nur kurz, da waren Katja und Albert Singer sowie Beatrice und Jakob Zurbuchen mit ihren Privatautos und haben den Transport teilweise übernommen. Je ein Schiffsführer musste auf der Basis zur Schiffsübernahme bleiben. Pünktlich um 14 Uhr begann die Einweisung durch die Chefin mit zackigem Berliner Charme. Um 15.30 Uhr konnten alle zehn Schiffe ablegen und über den Zeuthener und den Müggelsee beim Wassersportzentrum Berlin Spreepoint um 18 Uhr anlegen. Die junge Hafenmeisterin ist sofort auf einen Kormoran aufgestiegen und hat jedem Boot einen Platz zugewiesen. Um 19 Uhr haben uns Patricia und Markus im Restaurant Bräustübl zum Apéro und Nachtessen erwartet. Danach neigte sich ein langer Tag dem Ende zu und frühzeitig war auf allen Schiffen Nachtruhe angesagt.

Sonntag, 25.September 2022
Wetter: gut, leicht bedeckt / gefahrene km: 26 /Schleusen: 2


Auf unserem Schiff mit dem Namen «Dorsch» gab es zum Frühstück Spiegeleier. Wir hatten Glück, zwei Smutje an Bord zu haben. Zum einen Esthi Wentz, zum andren René Flad. Pünktlich um 9 Uhr startete der Konvoi Richtung Köpenick, Baumgarteninsel, Rümmels-Burger See, Insel der Jugend, auf der Spree durch Ober- und Unterschleuse zur Anlegestelle Schlossbrücke Charlottenburg. Der Schleusenwärter der zweiten
Schleuse war sehr humorvoll, hat er doch über Lautsprecheranlage verkündet, dass er jetzt Pause mache und im Weiteren seien Motoren abzustellen sowie auf das Rauchen zu verzichten. Um 14.20 Uhr wurden die Boote am Steiger vertäut. Jetzt war der Besuch von Schloss Charlottenburg angesagt. Nach dem
Bildervortrag war ein Umtrunk in einem umliegenden Gasthof unumgänglich. Zur großen Freude besuchte uns am Anlieger der Schweizer Botschafter und zeigte großes Interesse an unseren Schiffen. Das
Nachtessen war fakultativ und somit konnte jede Crew nach Wunsch und Laune ein Restaurant aussuchen. Ein großes Kompliment richte ich an die Heizung der Schiffe, bei den kühlen Nächten waren die Radiatoren eine sehr gute Wärmequelle.

Alle zehn Boote am öffentlichen Anleger Charlottenburg
Schleuse Charlottenburg von oben. Alle passen in einem Schleusengang durch

Montag, 26.September 2022
Wetter: sehr gut, mässiger Wind / gefahrene km: 27 / Schleusen: 1

Nach zwei Kilometern Fahrt kam bereits die erste Schleuse und alle zehn Schiffe konnten auf einmal schleusen. Trotz des Rotsignals im Wartebereich für Sportboote sind alle losgefahren, vergebens wartete ich auf eine Belehrung des Schleusenwärters via Lautsprecher. Nach einer gemütlichen Fahrt steuerten wir den Hafen von Potsdam an. Der sehr hilfsbereite Hafenmeister hat für jedes Boot einen Platz zugewiesen. Nach einem oder zwei Ankertrunks fuhr der Bus mit Reiseleiterin vor. Bei der dreistündigen Führung besuchten wir nebst Park Sanssouci und Cecilienhof diverse schöne Gebiete von Potsdam. Die charmante Reiseführerin erzählte nicht nur aus der vergangenen Römerzeit, sondern auch Geschichten aus ihrer Jugend in der DDR-Zeit, welche den meisten noch geläufig ist. Für das fakultative Nachtessen wählten einige das Hafenrestaurant aus. Von außen eher eine Kneipe, aber innen war das Essen, im Wintergarten, perfekt. Beim Dessert er zählte uns Goffredo Lörtscher von seinen Erlebnissen mit seinem Schiffsmotor. Dieses Jahr verzeichnete er so viele Ausfälle, dass er sich entschlossen hat, einen neuen Motor einbauen zu lassen. Seine Anekdoten mit entsprechenden Bildern wird er allen Interessierten bei seinem Referat am Hogg vom 1. Februar 2023 in Basel erzählen.

Am Steg in einer Linie – Marina am Tiefen See Potsdam
3er Pack rechts und 2er Pack links – passt!

Dienstag, 27.September 2022
Wetter: leichter Regen / gefahrene km: 16


Da wir erst um 14 Uhr zum Ablegen bereit sein mussten, nutzten alle die freie Zeit, den Bordvorrat zu ergänzen. Auf der Fahrt über den Templinersee und den Schwielowsee fuhren wir auf der Havel nach Werder. Nach einer kurzen Orientierung der Schiffsführer durch Markus, betreffend der Durchfahrt Berlin-Mitte, war der Apéro angesagt. Das vorzügliche Nachtessen und das sehr freundliche Personal sowie eine (oder zwei) Tröpfchen Fischergeist, rundeten den schönen Tag ab. Nach dem Absacker auf den Schiffen wurden die Lichter gelöscht.

Megapack in Werder, direkt neben dem Fischrestaurant Arielle, wo wir das zweite gemeinsame Nachtessen genossen

Mittwoch, 28. September 2022
Wetter: trocken, leicht bewölkt /gefahrene km: 42

Pünktlich um 9.30 Uhr wurden die Leinen gelöst. Über den großen und kleinen Zernsee und der Postdamer Havel und dem Sacrow-Paretzer-Kanal ging es ostwärts zum Schlänitzsee, Fahrlandersee, Weissersee, Jungfernsee via Havel nach Spandau. Teilweise fuhren wir bergwärts, teilweise talwärts. Durch diese Wechsel war auch die Betonung rot/grün manchmal verwirrend. Es kam vor, dass Schiffsführer auch mal auf der falschen Seite fuhren. Um 14.30 Uhr legten wir, trotzdem unversehrt, bei der Marina Lanke Spandau an. Der ordnungsliebende Hafenmeister wies allen Booten einen Platz zu. Heute war fakultatives Nachtessen angesagt. Wir haben uns für den Italiener entschieden.

Richtung «Berlin Mitte» nochmals durch die Schleuse Charlottenburg

Donnerstag, 29. September 2022
Wetter: bedeckt / gefahrene km: 20 / Schleusen: 1

Noch vor 7 Uhr sind alle Schiffe gestartet. Über die Havel, die untere Spree sind wir auf der Berliner
Spree an unserem Nachtlager Schiffbauerdamm, unweit des Regierungsgebäudes, um 9.30 Uhr angelangt. Wir mussten so früh fahren, weil Berlin-Mitte ohne Funkausrüstung ab 10.30 Uhr nicht befahren werden darf. Jetzt setzte auch der starke Verkehr mit Ausflugsbooten ein. Wehe du kommst ihnen ins Fahrwasser, ich vertraue den Kormorans auf ihre Stabilität, traue aber nicht den Kappenmännern (Wasserschutzpolizei). Auch aufgefallen sind mir die vielen Clochards an den Ufern. Bei den einen bestand die Wohnung aus alten Schachteln, bei anderen aus einem Zelt mit Vorplatz. Ich frage mich, wer glücklicher ist, die am Ufer oder wir, mit Vorschriften übersäten. Da wir sehr nahe beim Kanzleramt und dem Brandenburger Tor waren, war eine Citytour, speziell für die Damen, ein Muss. Wir wollten eigentlich auf den Fernsehturm, um die Aussicht zu genießen, aber 26 Euro Eintritt fanden wir dann doch zu überrissen.

Sieben Kuhnle-Boote am 100 Meter langen Schiffsbauerdamm, unweit des Regierungsviertels

Freitag, 30.September 2022
Wetter: sehr schön / gefahrene km: 37 / Schleusen: 1

Weiter ging’s auf der Spree und auf der Dahme und über den Zeuthener See bis nach Wildau. Anlegen im
Yachthafen Wildau. Der Hafenmeister wies und die Plätze so zu, dass es in der Einfahrt eng wurde. Somit hatten zwei Hafenanlieger an uns Schweizern nicht enorm große Freude. Um 15 Uhr waren alle Schiffe platziert und einige Schiffsbesatzungen legten einen Mittagsschlaf ein. Jetzt stand das große Abschiedsessen auf dem Programm. Das Hafenrestaurant «Villa am See» war nur zwei Steinwürfe entfernt. Während des Apéros erklärten uns Patricia und Markus, wie das morgen mit der Schiffabgabe laufen würde. Ein mitreisender Obmann einer Sektion hat während der Reise für die Organisatoren gesammelt. In einer kleinen Laudatio bedankte er sich, im Namen aller Teilnehmer bei Patricia und Markus. Sie haben nicht nur organisiert und bestellt, nein sie haben uns geführt und waren immer zur Stelle. Für ihr großes Engagement wurde ihnen ein Gutschein eines der größten Jachtausrüster der Schweiz ausgehändigt. In seiner Dankessprache meinte der Sprecher: Bei solchen Organisatoren kommen wir nächstes Jahr wieder.

Letzter Abend in der Villa am See
Fotosujets gibt’s überall – neben und auf dem Wasser

Samstag, 1. Oktober 2022
Wetter: leicht bedeckt, eher kühl

Jetzt kam die letzte kurze Fahrt von Wildau nach Zeuthen. Angekommen auf der Basis, haben die Herren sofort begonnen, das Gepäck aus den Schiffen zu nehmen. Die Damen und Smutjes haben die Boote besenrein gemacht. Nach einer kurzen Wartezeit kam die gleiche Chefin, wie bei der Schiffsübergabe, hat kurz die Betriebsstunden abgelesen und kontrolliert, ob wir nichts vergessen haben. Auf unserem Schiff haben wir prompt einen 12-Volt-Stecker liegen gelassen. Sofort hat sie uns das Objekt übergeben und gefragt, ob am Schiff etwas defekt sei. Da alles so speditiv abgelaufen war, waren wir etwas zu früh und konnten genüsslich eine Pfeife rauchen (Nichtraucher wissen nicht, wie schön das ist). Mit dem Zubringer-Bus fuhren wir zum Flughafen. Jetzt kam wieder das Prozedere wie in Zürich: Isaak Nohara suchen und schauen, wie er das Gepäck aufgibt. Die Billette hatten wir bereits beim letzten Nachtessen erhalten. Nach ein bis zwei Umtrünken und der Einnahme einer Zwischenverpflegung konnten wir den Weg zum Gate in Angriff nehmen. Nach dem Besteigen des Airbus der Swiss haben alle ihren Platz eingenommen. Der Pilot gab durch, dass sich der Abflug wegen dem Gepäck um dreißig Minuten verspätet. Dann wurde vom Personal die obligate kleine Schokolade und eine Flasche Wasser verteilt. Zufällig habe ich von meinem Sitz aus einen Blick aus dem Fenster geworfen und – man glaubt das nicht – da stand ein Förderband und unsere Koffer und kein Mensch, der das ganze bediente. Jetzt haben die Verantwortlichen zwanzig Jahre an diesem Flughafen gebaut, abgeändert, repariert etc. haben aber vergessen, genügend Personal zu rekrutieren. Als endlich das Gepäck verladen war, gab der Pilot bekannt, dass wegen schlechtem Wetter in Zürich weitere dreißig Minuten gewartet werden müsse. Nach einer geglückten Landung haben sich die Basler von den Kollegen und Kolleginnen der östlichen Schweiz verabschiedet und sind per Bus nach Arlesheim gereist.

Fazit
Das war eine sehr schöne Woche. Einen Dank richte ich an alle Teilnehmer für ihre Pünktlichkeit. Wir konnten jeden Tag gemeinsam pünktlich losfahren und fast keiner hat vorausfahrende Schiffe überholt. Danke auch an Köbi Zurbuchen, für seine schönen Luftaufnahmen. Ein riesengroßer Dank richtet sich an die Organisation Patricia und Markus. Macht weiter so, wir kommen wieder.

Text und Bilder Peter Wentz, Goffredo Lörtscher, Jakob Zurbuchen

Törnbericht aus der Zeitschrift Schleusenschiffer 04-2022

Berlin-Oder-Umfahrung vom 24.9.-8.10.2021 mit einem Motorboot Typ Kormoran 1150 der Firma KUHNLE-TOURS

Berlin-Oder-Umfahrung vom 24.9.-8.10.2021 mit einem Motorboot Typ Kormoran 1150 der Firma KUHNLE-TOURS

Die zurückgelegte Strecke – 544 KM

Die Berlin-Oder-Umfahrung ist eine Wegstrecke auf dem Wasser rund um Berlin. Die Strecke ist ca. 400 km lang, aber je nachdem, welche Abstecher man noch fahren will, kommt man leicht auf 500 – 600 km, und eventuell noch mehr. Berlin ist umgeben von herrlichen Seen, Kanälen und schiffbaren Flüssen, sodass die Stadt und die Erholungsgebiete dieser Metropole von der Wasserseite neue, schöne und interessante Einblicke ermöglichen. Um dies einmal zu erleben charterten wir, das sind Helga, Heimke, Friedrich und Klaus, ein passendes Motorboot für 2 Paare. Wir entschieden uns für ein Boot des Typs Kormoran 1150, von der Firma KUHNLE-TOURS, Rechlin.


Wir starteten am Nachmittag des 24. Septembers von Zeuthen aus. Gleich nach der Übergabe und dem Verstauen des Gepäcks nutzten wir den Nachmittag und fuhren sogleich in Richtung Rahnsdorf (Neu Venedig), und ankerten im Seddinsee. Am nächsten Tag auf dem Oder-Havel-Kanal fuhren wir bis Müllrose, dann von Eisenhüttenstadt, die Oder abwärts, ca. 130 km, über Frankfurt/Oder, Hohensaaten bis zur Schleuse Liepe am Eingang des Finowkanals. Wir besichtigten das alte und neue Schiffshebewerk Niederfinow und befuhren den Finowkanal aus dem 17. Jahrhundert mit seinen 14 Schleusen. Dann ging es bis Oranienburg, wo wir die Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen besuchten.
Bald ging es dann auf der Havel bis Potsdam und anschließend über den Teltowkanal, Landwehrkanal und wieder auf der Spree kreuz und quer durch die City von Berlin. Zum Abschluss gönnten wir uns 4 Tage „Erholungstrip“ auf der Dahme, sowie auf den Teupitzer und Storkower Gewässern. Insgesamt legten wir in 14 Tagen 544 km zurück, dabei passierten wir 31 Schleusen und 3 Hubbrücken. Außer Zeuthen, Müllrose und ein wenig Oranienburg haben wir keine weiteren Stadtbesichtigungen gemacht. Wir haben uns im wesentlichen an der wunderschönen Kanal- und Flusslandschaft, sowie an den reichlich vorhandenen Wasservögeln, die uns im Wasser, auf den Bäumen und in der Luft begegneten, erfreut. Die Stadtansichten im Zentrum Berlins haben wir bewundert und die vielen, teils einfachen und entzückend hergerichteten Datschen, sowie die üppigen Stadtvillen auf den gepflegten Gärten mit Wasseranschluss und mit den schicken Motorbooten am Steg, ohne Neid zu verspüren, bewundert.
Teilnehmer: Helga & Heimke, Friedrich & Klaus (Klaus Schiffsführer mit Motorbootführerschein Binnen)

1.Tag, Feitag, 24.9. (Plan)


Ankunft Zeuthen, Bootsübergabe, Proviant verstauen.
Wenn noch Zeit ist, und Lust, fahren wir noch bis Köpenick zum Großen Müggelsee, Rahnsdorf, Klein Venedig.
Am 24.9. fahren Friedrich und Helga von Kappeln, und Heimke und Klaus von Wedel los, um gegen 13 Uhr in Zeuthen bei Berlin, das bereits im Frühjahr bei KUHNLE-TOURS gecharterte Motorboot, zu übernehmen. Wir hatten uns für einen Kormoran 1150 entschieden, ein Boot gut geeignet für zwei Paare mit separatem Wasch-/Duschraum und WC für beide Paare. Mit dem gleichen Typ waren wir bereits 3 Jahre zuvor in Polen auf den Masurischen Seen unterwegs gewesen. Tatsächlich waren Heimke und Klaus bereits kurz vor 13 Uhr am Ort, in der Marina in Zeuthen. Etwa eine halbe Stunde später kamen auch Helga und Friedrich an. Wir konnten bereits gegen 14:30 Uhr das Gepäck an Bord
bringen, anschließend hatten wir eine relativ kurze Einweisung. Dann fuhren Helga und Klaus zum nahen Rewe-Supermarkt und kauften die notwendigen Dinge für ein paar Tage ein. Als alles verstaut war, konnten wir um 16.05 Uhr die Marina verlassen, in Richtung Rahnsdorf. Zu der Zeit hatten wir dann das erste Auslaufbier verdient. Wir tranken es mit Genuss. Klaus, unser Skipper mit Motorbootsführerschein (Binnen) hatte sich gleich an das Boot gewöhnt, es reagierte in allen Bereichen gutmütig auf seine Ruder- und Maschinenkommandos. Über den Seddinsee und Gossenkanal kamen wir nach Rahensdorf, in die Siedlung Neu-Venedig. Traumhafte Datschen, aber auch üppige Vorstadtvillen umsäumten das Ufer. Wir wollten zu dem Ausflugslokal Neu Helgoland. Dort durften wir auch anlegen, wollten unser Begrüßungsdinner zu uns nehmen, aber wir hätten nicht über Nacht dort liegen bleiben können und weil es schon recht spät am Abend war mussten wir leider umkehren und gingen im Seddinsee vor Anker. Das Abendbrot bereiteten wir aus eigenen Mitteln zu und es war lecker. Mit einem Glas Wein beendeten wir den Tag, leicht müde, nach 22 Uhr.
22 km, 0 Schleusen


2.Tag, Samstag, 25.9. (Plan)
Gr. Müggelsee, dann: Eichwalde, Fürstenwalde, Müllrose
Wir hatten eine sehr schöne, ruhige Nacht hinter einer kleinen Insel im Seddinsee verbracht. Heimke sah eine Wasserratte in der Nähe unseres Bootes. Wir schliefen alle gut und fest. Nach einem ausführlichen Frühstück, von Helga und Klaus zubereitet, weich gekochten Eiern, gutem Kaffee. Um 9.15 Uhr hievten wir den Anker heraus und fuhren zur Wermsdorfer Schleuse. Wir hatten uns kurz vorher angemeldet und konnten so direkt in die Schleuse hineinfahren. Schon nach einer Viertelstunde ging es wieder weiter, auf dem Spree-Oder-Kanal in Richtung Osten. Hinter Fürstenwalde (Schleuse 13.05 bis 13.15 Uhr) machen wir fest am Wasserwanderplatz „Streitsberg“ zur Mittagspause. Unsere Damen bereiteten leckere Bratkartoffeln mit den Steaks, die wir uns noch in Zeuthen besorgt hatten. Nach einer 1 1/4 stündigen Pause ging es dann weiter. Schleuse Kerksdorf (16.25 Uhr – 17 Uhr) bis wir schließlich in Müllrose um 18.45 in der Marina festmachen. Kurz davor, beim Einladen in die Marina, erleben wir einen außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang an der Marina in Müllrose

Freundliche Begrüßung durch den Betreiber der Anlage. Er weist uns einen Liegeplatz zu. Wir können Strom nehmen und werden die Hafengebühr im „Leuchtturm“ entrichten, wo uns am späteren Abend, nachdem wir bei Resthelligkeit das Städtchen erkundet haben, noch 1-2 Bierchen bekommen, trotz geschlossener Gesellschaft einer Seniorengruppe, wo am späteren Abend als Überraschung für den Gastgeber noch eine Striptease Show stattfinden soll, zu der wir leider nicht eingeladen werden. Unsere Hafengebühr beträgt 1 Euro/Meter, also 11,50 Euro plus 1,-€ für Strom. Wir wandern noch zum Markt, dort steht eine sehr alte Kirche, 13. Jahrhundert, aber heute nicht mehr zugänglich, weil zu es zu spät ist. Am Markt sind zwei Bäcker, die am Sonntag ab 7 Uhr Brötchen und Brot verkaufen. Insgesamt sind wir erfreut und angenehm überrascht, über die freundlichen Menschen, die uns auf Fragen behilflich sind, die uns zuwinken (Angler und Wanderer am Ufer des Kanals, sowie Camper), die freundliche Kneipenbedienung im Leuchtturm und die freundlichen Schleusenmeister.
Heute 70 KM , 3 Schleusen

Tag, Sonntag 26.9. (Plan)

Müllrose – Eisenhüttenstadt, Frankfurt/Oder, Kienitz.
Nach ausgiebiger Frühstücksrunde mit von Friedrich geholten frischen Brötchen machen wir uns, bei herrlichem Spätsommerwetter, um 9.25 Uhr wieder auf die Reise. Heute ist Wahltag. Wir sind gespannt, wie die Wahl ausgehen wird.

Um 12 Uhr kommen wir in Eisenhüttenstadt an. Die große Kammerschleuse wird für uns erst gegen 15 Uhr geöffnet, so legen wir uns an einen Poller des „Alten Stadthafens“ und machen eine Pause. Die mögliche Stadtbesichtigung ersparen wir uns, nachdem im Reiseführer nichts gutes über die Stadt geschrieben ist. Beim Annähern an Eisenhüttenstadt fahren wir an kilometerlangen Fabrikanlagen der Eisenhütte vorbei. Der Schleusenmeister, sehr freundlich, hat gegen 15 Uhr ein kleines Fahrgastschiff von unten hoch zu schleusen, und wegen des enormen
Wasserverbrauchs müssen wir nun warten, bis das hochgeschleust ist, dann können wir zu Tal geschleust werden. Tatsächlich geht die Schleuse um 15 Uhr auf, wir alleine rein. Festgemacht, während der Schleusung, wird an Schwimmpollern, die mit dem Wasserstand herunter/heraufgleiten. Eine riesige Erleichterung für die Schiffsleute. Um 15.35 Uhr sind wir durch, nun auf der Oder. Hier fließt die Oder mit ca. 4-5 km Strömungsgeschwindigkeit abwärts, und wir kommen so mit unserer eigenen Geschwindigkeit von ca. 10 km/h. zügig voran.
Die Oder Landschaft ist sehr offen, beidseitig des Flusses Buhnen, auf die man auf keinen Fall stoßen sollte. Aber sie sind bei dem vorherrschenden Wasserstand gut sichtbar. Die Wassertiefe unter dem Kiel schwankt zwischen 0,1 bis 1.0 Meter. Unser Tiefgang ist 0,75 Meter, sodass die Wassertiefe manchmal recht knapp ausreicht für uns. Wir gewöhnen uns schnell an das System, wie das Fahrwasser ausgesteuert werden soll, nämlich mit roten und grünen Baken (rot auf polnischer, grün auf deutscher Seite) und gelben Kreuzen jeweils links und rechts des Ufers. Schon um 18.10 Uhr sind wir in Frankfurt/Oder fest an einem für Sportboote reservierten Anleger. Laut Plan wollten wir bis Kienitz, aber wegen der langen Verzögerung in Eisenhüttenstadt wurde das nun nichts mehr. Wir gehen zum nahen Griechen in einem
schön innen restaurierten Lagerhaus und essen dort lecker in freundlicher Atmosphäre. Klaus kriegt Lammhaxe in Auberginensoße- ganz ausgezeichnet. Es plagen uns die Mücken, wie schon vorher abends an den windstillen Liegeplätzen.
Heute ca. 57 KM zurückgelegt. 1 Schleuse

Frankfurt/Oder

4.Tag, Montag, 27.9. (Plan)

Kienitz, Hohensaaten, Oderberg, Niederfinow (Schiffshebewerk)
Heute wird wieder ein schöner Tag. Der Himmel ist noch etwas dunstig. 9.15 Uhr Leinen los, weiter geht es auf der großen Oder. Abgesehen von vereinzelten Anglern auf den Buhnen auf beiden Seiten des Stromes gibt es zunächst keinerlei Schiffsverkehr. Wir sahen zuletzt bei Eisenhüttenstadt ein kleines Fahrgastschiffchen, das uns entgegenkam und die lange Verzögerung vor der dortigen Schachtschleuse verursacht hatte. Auch bei Frankfurt kam gestern so ein kleines uns entgegen. Aber sonst gab es nichts, außer weite flache Landschaft, Wiesen, alte, gelegentlich abgestorbene hohe Bäume und viele Grau- und Seidenreiher.

Ein Seidenreiher

Abends bei Hohnsaaten sahen wir riesige Formationen Kraniche, sie flogen mit ständigem Trompeten in Richtung Nord-West. Vermutlich Rügen oder Darß. Von 15.45 Uhr bis 16.05 Uhr schleusen wir durch die Hohensaaten – Ost Schleuse, bei der wir uns angemeldet hatten und die nach kurzer Wartezeit bereit für uns war. Nun fahren wir noch bis zur Liepe-Schleuse, wo wir um 17.40 Uhr vor der Einfahrt zum Finow-Kanal über Nacht festmachen. Der Schleusenmeister wird uns morgen ab 9 Uhr in den Kanal hinein schleusen. Nun wandern wir noch zu dem riesigen Schiffshebewerk Niederfinow, das von einem neuen, überwiegend aus Beton gebauten, Schiffshebewerkes ersetzt werden wird. Es ist seit einigen Jahren im Bau, sollte bereits 2020 fertig sein, ist aber noch nicht. Abends viele Mücken. Heute haben wir 97 KM zurückgelegt. Eine Schleuse

5.Tag, Dienstag, 28.9. (Plan)


Finowkanal bis Eberswalde (12 Schleusen )
Wir hatten uns gestern schon vor die Lieper Schleuse gelegt, nachdem wir das mit dem Schleusenmeister abgesprochen hatten. Um 9 Uhr wäre er dann bereit, uns in den Kanal hinein zu lassen. Tatsächlich kurz nach 9 Uhr ging die uralte Schleuse auf und schon ging es los. Die Schleuse, Jahrgang 1877, wird mit der Hand bedient, wie wohl alle der nun folgenden, in diesem sehr alten Kanal, dessen Ursprünge aus dem 17. Jahrhundert sind. Auf diesem wunderschönen und engen Kanal, der zum Teil Wassertiefen von 0,75 bis 1 Meter aufwies (unser Echolot zeigte auf der ersten Strecke teilweise 0,0 m, unter Kiel schafften wir es aber trotzdem. Wir kamen an schönen einfacheren Häusern, teils sehr gepflegten, teils weniger gepflegten und auch wohl verwilderten, wenn nicht verlassenen Grundstücken vorbei. Ziegen waren am meckern, Schafe am blöken und vor uns öfter Schwäne mit bis zu 5 Kindern, die vor uns aufflogen, weil wir sie offenbar in ihrer Ruhe verschreckten. Heimke meinte, wir sollten etwas langsamer fahren, obwohl unsere Geschwindigkeit stark reduziert, und wohl kaum schneller als 6 km/h war. Der Kanal sehr kurvig und mit hohen, alten Bäumen, oder mit Schilf bewachsen, was den Kanal ziemlich eingeengt. Nun soll der Kanal 2023 für mehrere Jahre geschlossen werden. Man will ihn komplett sanieren. Wir passieren die Schleusen Liepe, Stecherschleuse, Ragöse, Kupferhammer, Drahthammerschleuse und Eberswalde.

Dort im Stadthafen legten wir an, um im 100 Meter entfernten Einkaufszentrum bei Edeka unseren Proviant aufzufüllen. Anschließend gingen wir zum nahen Pizzabäcker. Das waren echte Italiener und backten uns jedem eine sehr schmackhafte Pizza. Helga und Heimke sind von den Geschäften im Ort sehr angetan. Dort gibt es Pariser chic, Schuh und Kleidermode. Eberswalde war früher ein technischer Standort mit z.B. einer Kupferhütte, mit Walzwerk. Alles ist bereits Geschichte, einige restaurierte Gebäude, aber auch allerlei schrecklicher Verfall. Wir wollen noch ein Stückchen weiter, kommen aber nur bis zur Straßenbrücke, (sie heißt Hubbrücke Eisenspalterei) die alle 2 Stunden geöffnet werden kann, durch drehen eines Schalters. Da wir zu lange gegessen haben, kommen wir erst um 18 Uhr durch die Brücke, und dann ist die Weiterfahrt blockiert, weil auf dem Kanal bereits 17 Uhr Betriebsschluss ist. Wir verholen zur Wolfwinkler Schleuse und bleiben diese Nacht auf der Warteposition. Festmacherbier 18.30-19.30 Uhr, auf dem Oberdeck.
16 KM, 7 Schleusen, 1 Hubbrücke

6.Tag. Mittwoch, 29.9.(Plan)


Eberswalde, Oranienburg (Sachsenhausen)
Ruhige Nacht, Tag fängt trocken an, im Laufe des Tages zieht eine nasse Kaltfront über uns hinweg und es regnet stundenlang aus Kübeln und unsere arme Deckcrew steht im Wasser. Erst ganz spät am Nachmittag klart es auf und dann erschien sogar noch die Sonne. Erst ab 9.45 Uhr geht heute Morgen die Schleuse (Wolfswinkler) für uns auf. Der Schleusenwärter musste auf der vorherigen Schleuse noch ein anderes Boot abfertigen. Danach geht es einigermaßen schnell im Schneckentempo weiter, Schleusen Heegermühle, Schöpfurt, Grafenbrück, Leesenbrück, und Ruhlsdorf. Da machen wir ab 14.30 Uhr fest und legen nun eine Mittagspause ein, legen uns vor die Schleuse und es gibt lecker Brat fleisch mit Salat. Um 15 Uhr setzen wir die Reise fort und sind wenige Minuten danach auf der großen, breiten
Havel-Oder-Wasserstraße (HOW). Der Finowkanal wird nun verlassen. Es geht zügig voran bis Lehnitz. Vor uns nun eine Weile, ein großes Binnenschiff, wir bleiben hinter ihm, weil die Lehmitzschleuse uns sowieso nicht vor dem Binnenschiff Schleusen würde. Die riesige Schleuse ist schnell klar, und wir schummeln uns mit dem holländischen Binnenschiff durch.

holländisches Binnenschiff

Der holländische Kapitän ist sehr freundlich, kollegial und verschont uns mit heftigem Schraubenwasser und so geht alles sehr easy vonstatten. Um 18.45 Uhr machen wir dann fest, an der hochmodernen Steganlage von Oranienburg, unmittelbar vor dem Turn- und Sportzentrum. Wir zahlen unser Liegegeld (25 Euro Tag und Nacht). Wir erhalten beim Einkaufen Nachricht vom Ableben von Ulla und sind sehr traurig.
37 KM, 7 Schleusen


7.Tag, Donnerstag, 30.9. (Plan)


Oranienburg, Spandau, Glienicker Brücke – Potsdam
Uns ist der Plan auch gut gelungen, bestimmt verträgt er Änderungen…. wie folgt: Gegen 8 Uhr holt heute Friedrich Brötchen und Brot beim nahen Lidl. Danach ausführliches Frühstück. Gegen 10 Uhr bestellen wir eine Taxe, mit der wir eine kurze Stadtrundfahrt und Ablieferung vor dem Eingang zum KZ Sachsenhausen vereinbaren. Der Taxifahrer erzählte ein wenig von den augenblicklichen Schwierigkeiten mit den Behörden, Planungen und Misshelligkeiten, aber er gab zu ,dass „früher“ auch nicht alles gut funktioniert hat.

Sachsenhausen erschreckt auch durch die außergewöhnliche Dimension. Die Dokumentation war in Wort und Bild sehr informativ. Das Lager wurde von 1937 bis 1945 immer wieder vergrößert. Nach 1945 vom NKWD teilweise weitergenutzt, und erst dann Anfang der 1950er Jahre stillgelegt. 1992 nach einem Besuch von Izak Rabin, dem israelitischen Ministerpräsidenten, wurde die für die jüdischen Häftlinge extra gehaltenen Lagergebäude von Rechtsradikalen in Brand gesteckt. Die Gebäude sind wieder hergerichtet, aber die Brandmerkmale hat man teilweise gelassen.

Weitere Informationen: www.sachsenhausen-sbg.de
Auf dem Rückweg passieren wir die Gaststätte und die Marina „Mirage“ Lubea und gönnen uns ein kühles frisch gezapftes Radeberger und genießen dieses in warmer Spätsommer Sonne. Anschließend fahren wir mit unserem Boot in die Oranienburger Havel bis zum Schlosshafen, den wir zunächst nicht finden konnten, weil er laut Karte direkt am Schloss hinter der Straßenbrücke sein sollte. Dabei war er ca. 500 Meter hinter der Brücke, und es gab dort 2 Häfen, nämlich den Servicehafen und die Marina, in die wir natürlich zunächst einliefen. Das war sehr eng dort und ein in die Durchfahrt ragender Bugkorb eines Motorbootes wurde leicht touchiert. Hier war kein Platz für uns, und so verholten wir doch in den Servicehafen. Dort war auch der Hafenmeister, Duschen, WC, Wasser und Entsorgung sind möglich.
Aber wir verschieben das alles auf Morgen. Wir wanderten in die Innenstadt und gingen gut essen beim Italiener, direkt neben dem Schloss. Danach an Bord, Tagesabschluss mit Bier, Wein und Neckereien.
3 KM, 0 Schleusen


8.Tag, Freitag, 1.10. (Plan)


Potsdam – Teltowkanal – Neukölln Schifffahrtskanal – Landwehrkanal – Richtung Charlottenburg.
Nach einer langen Fahrt auf der Oder-Havel-Wasserstraße bei herrlichem Sonnenschein und den letzten warmen Sonnenstrahlen, kommen wir schließlich zu den Havelseen. Die Ufer sind zum Teil umsäumt mit herrlichen Stadtvillen, hübschen Einfamilien- und Wochenendhäusern. Die Häuser, die umgebenden von großen Gärten sind, sind meistens sehr gepflegt. Wir kommen gegen 12.30 Uhr zur Spandauer Schleuse, müssen dort bis 13 Uhr warten und kommen dann zügig mit ein paar Sportbooten durch. Durch die Havelseen geht es weiter bis Potsdam. Schlepp-/bzw. Schubverbände und einige Binnenschiffe kommen uns entgegen oder überholen uns, um in die Schleuse vor uns einzulaufen. Nach der Schleuse Spandau machen wir an einer Kaimauer fest.

Zum Mittag wird auf dem Deck gegrillt

Friedrich wirft seinen mitgebrachten Holzkohlegrill an und es gibt einen schmackhaften Fleisch- und Würstchengrill mit Bratkartoffeln. Nach einer gute Stunde fahren wir noch ein wenig weiter, kommen durch die Glienicker Brücke, bis wir um 16.55 Uhr in Potsdam einen Gastliegeplatz bei einem Motoryachtclub bekommen.

Glienicker Brücke

Allerdings zahlen wir für das Liegen, mit Strom und WC/Duschbenutzung 25 Euro. Wir wandern zur nahen Innenstadt und kaufen erst einmal wieder für die nächsten Tage ein.

Den Abend beschließen wir wieder mit einem einfachen Abendbrot mit Brot und Aufschnitt, anschließend gibt es noch Bier und ein Gläschen Wein.
40 km, 1 Schleuse

9.Tag, Samstag 2.10. (nur bis 10 Uhr!!)


Charlottenburg – Spreebogen – Regierungsviertel – Spree bis Zeuthen.
Auch heute morgen ist es wieder trocken, aber recht kühl, geschätzt 5 – 7°, aber im Laufe des Tages klart es auf und die Sonne scheint sehr intensiv. Es wird richtig warm. Von unserem Liegeplatz fahren wir wieder ein Stückchen zurück, um dann in den Griebnitzsee um Babelsberg herum in den Teltowkanal einzulaufen. Der Teil Griebnitzkanal ist landschaftlich sehr schön, umsäumt von wunderschönen kleineren und größeren und riesigen Protzvillen. Teils mit Garagen für die Luxusboote. Im Teltowkanal gibt es, abgesehen von einzelnen Grünflächen, z.B. auch einen Wohnmobilstellplatz im Bereich Kanalkilometer 6, vor der Autobahn A115, Abfahrt Klein Machnow, sehr schön am Kanal gelegen. Ansonsten ist im Teltowkanal kaum Interessantes zu sehen, außer stillgelegte Industrien, ein riesiges abgeschaltetes Kraftwerk und Industriebranche. Um 11 Uhr Klein Machnow Schleuse. Ausfahrt aus Schleuse erst 11.30 Uhr, wegen Gegenberufsverkehr, Schubverbände z.B. mit Eisenschrott beladen. Wir drehen sodann in den Neuköllner Schifffahrtskanal und müssen die Schleuse selbst bedienen, was ohne Probleme auch funktioniert. Die Schleusung dauert kaum 10 Minuten und schon geht es weiter, dann in den Landwehrkanal (ab 14.30 Uhr). Es ist Einbahnverkehr auf diesem Kanal, er ist nur von Ost nach West befahrbar! Der Landwehrkanal ist insgesamt ein erfreuliches Erlebnis. Kreuzberg!! Hunderte von Menschen liegen am Ufer, sonnen sich, reden miteinander, haben Spaß.

Landwehrkanal: viele Menschen sonnen sich bei dem herrlichen Wetter

Auf den einsehbaren Straßen pulsiert das Leben, viele, viele Menschen sind auf den Straßen. Wir sehen schöne große Wohnhäuser. Hier müsste man wohnen, wenn man in Berlin Zentrum wohnen möchte. Es geht zügig durch diesen Kanal, unter anderem am Technikmuseum mit einem Rosinenbomber außen hängend ausgestellt vorbei.

Deutsches Technikmuseum in Berlin

Auch an den Büros von Mercedes, Maserati, Commerzbank, dem Ministerium für Verteidigung. Es geht weiter bis zur Unterschleuse um 15.40 Uhr, die wir 10 Minuten später bereits zusammen mit einem Ausflugsschiff verlassen können. Dann drehen wir in die Spree ein, in den Spreebogen, wo wir um 16.30 Uhr am Bundesratsufer festmachen. Es warten bereits 2 weitere Sportboote auf die Durchfahrt am kommenden Sonntag, da wir die Passage auf der Spree in diesem Bereich nur bis 10 Uhr beginnen können. (Nur für Boote ohne Funkanlage) Es ist ein ruhiger öffentlicher Liegeplatz ohne Versorgung. Aber es gibt Restaurants in 10 Minuten Umkreis und wir nutzen die Gelegenheit, um beim Italiener Mocca ausführlich warm zu essen. (Auf Empfehlung eines aufdringlichen Ägypters, der uns nach dem Festmachen belästigte). Wir beschließen den Abend mit einem weiteren Gläschen Wein.
51 KM, 3 Schleusen

10. Tag, Sonntag, 3.10. (Plan)


Zeuthen – Königswusterhausen, Dahme, Teupitzsee. Meine Planung, Wochen vor unserer Reise gemacht, stimmt nicht mehr. Wir sind zeitmäßig nicht unter Druck und in sofern spielt sie auch keine Rolle. Ich lasse es so stehen.
Wir stehen, wie fast immer, bereits um 7.30 Uhr auf, und frühstücken wie gehabt gemeinsam. Der Tag ist grau, aber trocken und im Laufe des Tages wieder wird es schön, abends viele Mücken. Nachmittags wird es ganz warm. 8.40 Uhr Leinen los, wir fahren durch das Regierungsviertel, an all den neuen Gebäuden vorbei, dem Kanzleramt, dem Bellevue, dem Hauptbahnhof. Ganz wenig Verkehr. Es geht ganz schnell alles vorbei, obwohl Klaus die Maschine ganz langsam betätigte und wir durch Nachberechnung ca. 6 km/h feststellten.

Schon um 9.45 Uhr bis 9.55 Uhr passieren wir die Mühlendammschleuse und fahren weiter an Köpenick vorbei, in Richtung Dahme, Zeuthen, nach Süden. Gegen Mittag passieren wir wieder den Ausgangspunkt unserer Reise. Wir legen nicht an, sondern fahren weiter. Ab Zeuthen wird das Ufer der Dahme zusehend mit modernen Mehrfamilienhäusern umsäumt, die manche, der teils sehr gediegenen Villen, mit gepflegten Gärten am Wasser, haben für ihre teuren Luxusyachten Garagen am Wasser, zumindest aber Liegeplätze. Wir passieren den Hafeneinfahrt Königswusterhausen. Von 14.05 Uhr bis 14.35 Uhr passieren wir die kleine Schleuse Neue Mühle. Erneute Überraschung: sehr nette Grundstücke mit teilweise modernen Einfamilienhäusern, sowie Gartengrundstücke mit kleineren Datschen, alles sehr gut und gepflegt. Um 15 Uhr ankern wir im Krüpelsee. Am frühen Abend schmeißt Friedrich wieder seinen wunderschönen Holzkohlengrill an und wir haben ein sonntägliches Festessen mit Lammfilet, Rumpsteak, Kalbssteak, Bratkartoffeln und mediterranem Gemüse von Helga und Heimke liebevoll zubereitet. Dazu ein leckeres Pils, bzw. Grauburgunder. Zu vermerken ist, dass sehr viele Ruderer, Segler und Hausboote auf den Seen unterwegs waren. Die Ruderrennstrecke auf der Dahme, vor dem Ortsteil Grünau/Karolinenhof fiel besonders auf. Der Abschluss auch diesen wunderschönen Tages, bildet ein gemütliches Beisammensein mit Akkordeon und Grauburgunder.
44 KM, 2 Schleusen

11. – 14. Tag, 4.10. – 7.10.)
Dahme, Spree, Rundfahrt Teupitzer und Storkower Gewässer

11. Tag, Montag, 4.10.


Wir hatten eine absolut ruhige Nacht in der Achterkabine, während Helga und Friedrich unter dem Kettengeräusch leiden mussten, das durch das Schwanken des Bootes am Anker entstand. Wir schliefen etwas länger und heute Morgen waren Helga und Friedrich zuerst auf der Matte und machten Frühstück. Heimke und Klaus kamen ein wenig später. Der Morgen war grau, aber trocken und recht kühl. Nach dem Frühstück gingen wir um 9.25 Uhr Anker auf und setzten die Reise durch den Krüpelsee, Dolgensee bis Prieros fort, wo wir anlegten um einzukaufen. Nach 2 stündigem Aufenthalt ging es weiter durch Schmöldesee, Hölzerner See, Klein Köriser See, Moddergraben und Großer Moddersee. Dort vor der niedrigen Klappbrücke mussten wir nun fast 2 Stunden warten, weil die Öffnungszeiten 2 mal am Tag, nur um 11 und 17 Uhr waren und nicht mit unseren Informationen aus dem Törnatlas übereinstimmten. Tatsächlich um 17 Uhr geht die Brücke auf und wir fahren über den Schulzens See, Zemminsee, Schweriner See, in den Teupitzer See und legen am Hafensteg in Teupitz mit Stromanschluss an. 17.55 Uhr sind wir fest. Die Fahrt durch dieses Seengebiet war ein absolutes Highlight unserer Reise. Die Seen mit leicht modderigem Wasser, die Uferbereiche umsäumt, teils mit Urwäldern oder Freizeitanlagen, Campingplätzen und in den engeren Bereichen mit hübschen Häuschen, einige neuere natürlich, dem Zeitgeist entsprechend, zum Teil recht protzig. Fast alle diese Anwesen waren gut gepflegt, fast alle hatten Geldbeutel und Neigung entsprechend, größere oder kleinere Motorboote direkt am eigenen Anleger,
manche hatten auch Segelyachten bis zu – geschätzten 9 Metern – vor der Haustür liegen. Abends gingen Friedrich und Helga in das einzige, noch offene Restaurant, mehrere andere Restaurants waren wegen Montagsruhe oder, weil die Saison eigentlich wohl zu Ende ist, geschlossen. Trotzdem fiel auf, dass noch einzelne schwimmende Bungalows (Hausboote) mit 15 PS Außenbordmotoren – wegen der Führerscheinfreiheit – noch unterwegs waren. Der Tag endete mit einem außergewöhnlich rot-buntem Sonnenuntergang, und gegenüber der Sonne gab es einen rosaroten 180° reichenden herrlichen Regenbogen.
32 KM, 0 Schleusen, 1 Hubbrücke

12. Tag, Dienstag 5.10.


Es regnet, wir fahren von „unten“. Müssen den Weg von gestern teils wieder zurück und wollen in die Dahme, in Richtung Spreewald schippern. Um 11 Uhr nehmen wir die von Hand betätigte Zugbrücke wieder. Die Schleuse in Prieros ist seit 4.10., also seit gestern, nicht mehr besetzt, nur noch auf besondere Anforderung. Die Weiterfahrt auf der Dahme sparen wir uns deshalb, weil wir ja auch wieder zurück müssten und wir wollen ja nicht den Winter auf dem Boot verbringen, falls der Schleusenwärter stirbt. Wir „parken“ vor der Schleuse und unsere beiden Engel machen uns ein fantastisches Sauerkrautessen, Würstchen dazu grillt Friedrich. Zwischendurch war es mal trocken, aber im Laufe des Tages pieselt es wieder stark, wir entscheiden uns für einen Abzweig in Richtung Storkower Gewässer. Landen dann an der Fischerei am Wolziger See, wo wir gegen 15.50 Uhr festmachen. Ein junger Hafenmeister bittet uns in den kleinen Hafen, wo wir nun ruhig und sicher für 1,50€/Meter plus Strom über Nacht liegen können. Es gibt bei ihm, dem Hafenmeister, geräucherte Fische. In der Gaststätte wird Fisch in verschiedenen Varianten angeboten. Leider haben wir heute schon so gut Mittag gegessen, deshalb fällt der Gaststätten Besuch heute mal wieder aus. Wir haben ja vielleicht noch Gelegenheit auf der Rückfahrt hier einzufallen. Friedrich versucht, mit Klaus die Bildbearbeitung auf dem Apple PC zu verstehen, gelingt leider nicht, immerhin können wir schon einmal die Bilder durch Übertragung von den Kameras abspeichern. Zum Abendbrot gibt es geräucherten Saibling. 14 KM, 0 Schleusen, 1 Hubbrücke

13.Tag, Mittwoch, 6.10

Der Tag fängt heute morgen hell und sonnig an. Bis zum frühen Nachmittag scheint die Sonne noch einmal warm. Heute fahren wir erst nach 10 Uhr wieder weiter, wir haben nicht mehr viel vor, nur noch einen Abstecher in die Storkower Gewässer. Kurz nach der Schleuse Kummersdorf sehen wir eine Ansammlung von Kranichen auf einer Wiese. Der Kanal ist wunderschön, eng und wir bummeln mit ca. 8 km/h durch diese schöne Landschaft. Bei Storkow müssen wir auch eine Selbstbedienungsschleuse,anschließend noch eine Hubbrücke, die wir auch selber bedienen dürfen, passieren. Im Storkowersee ankern wir um 13.05 Uhr und machen eine ausführliche Mittagspause.

Kraniche in Kummersdorf

Wir essen, die in der Fischerei gezüchteten und geräucherten Lachsforellen, mit Vergnügen. Dazu machten Helga und Heimke leckeren frischen Salat. Inzwischen hat sich der Himmel ziemlich bezogen, Wind kommt auf. Aber es bleibt trocken. Der große Storkowsee zeichnet sich durch sehr klares Wasser aus. Man kann am Rand des Kanals bis auf ca. 1,5- 2 Meter den Grund sehen. Wir fahren nach ausgiebiger Mittagspause noch ein wenig über den großen Storkowsee bis zu seinem Ende und schippern im anschließenden Kanal noch bis zur Wendisch-Rietz-Schleuse, drehen dort aber um und gehen im Großen Storkower See vor Anker, für diese vorletzte Nacht an Bord. Gute Abendstimmung auf dem See, mit ruhigem Sonnenuntergang. Wunderbarer Sternenhimmel, Milchstraße sehr hell und deutlich zu erkennen.
21 km , 2 Schleusen

14.Tag, Donnerstag, 7.10.


Wir hatten eine absolut ruhige Nacht. Als wir morgens in die Gänge kommen empfängt uns der Tag mit dichtem Nebel. Wir essen in Ruhe noch Frühstück, haben es ja nicht so eilig, und dann geht plötzlich, wie ein Vorhang, der Nebel weg und wir haben nach ca. 10 Minuten absolut klare Luft und blauen Himmel ohne ein kleines Wölkchen. So blieb das fast den ganzen Tag. Ein wunderschöner Abschluss unserer insgesamt sehr gelungenen Bootspartie. Schnell öffnen wieder die Schleusen, die erste mit Selbstbedienung, die anderen mit freundlichen Schleusenmeister, bzw. Meisterinnen. Wir legen zur Mittagszeit bei der Fischerei am Wolziger See an und essen wunderbar Lachsforelle und kross gebratenen Wels. Schmeckte vorzüglich, dazu gab es ein Spreewälder Schwarzbier, lecker!

Wir setzten die Fahrt zügig fort und kamen wie geplant am Nachmittag in Zeuthen an und legten uns auf einen freien Platz in der Kuhnle Marina. Um 16.30 Uhr machten wir das Boot zum letzten Mal fest. Das erste Gepäck ging von Bord, und Klaus hatte einen Strafzettel über 15 Euro wegen falschen parken am PKW, der Zettel war in der Regenrinne, völlig durchweicht, und wir müssen das morgen im Rathaus abklären. Wir machten das Abendbrot an Bord mit mitgebrachten geräucherten Saiblingen und einem Stück vom geräucherten, dicken Aal.
31 KM , 3 Schleusen

15. Tag, 8.10.


Die Bootsübergabe soll gegen 9.30 Uhr stattfinden. Wir sind gespannt auf die Endabrechnung. Morgens gehe ich zum Auto, das auf der Straße vor der Kuhnle Marina abgestellt ist. Ich fand ein nasses, total verwittertes Knöllchen im Graben unter der Windschutzscheibe, das Tage vorher mir verpasst worden ist. Zunächst war ich der Meinung, dass hier ein eindeutiger Irrtum vorlag, denn es gab kein Verkehrsschild, das mich am Parken an diesem Ort gehindert haben könnte, ich stand nur ein wenig schräg, mit der rechten Seite auf dem nicht klar markierten „Bürgersteig“, der übergangslos auf gleichem Niveau des Straßenbelags war. Kein Grünstreifen, keine Begrenzung zwischen Bürgersteig und Straße waren vorhanden (Ein Parkplatz in der Nähe des Kuhnle Depots wäre sehr hilfreich). Nachdem die Bootsübergabe problemlos abgeschlossen war, trafen wir Vier uns zum letzten gemeinsamen Frühstück in der nahen Backstube. Danach gingen Heimke und Klaus ins Rathaus, um die Ordnungswidrigkeit zu „verhandeln“. Klaus erhielt eine Verwarnung , weil er den Bürgersteig versperrt hätte. Nun gut, es war nicht so eindeutig und so zahlte er das Bußgeld mit murren sofort, damit sollte die Sache aus der Welt sein, aber er fand es schofelig, kleinkariert und ungerecht. Gleich danach, gegen 11.30 Uhr waren wir auf der Autobahn und kamen um 15 Uhr in Wedel an. Auch Helga und Friedrich kamen im Laufe des späteren Tages nach 6 stündiger Fahrt in Kappeln an.

Zusammenfassung: Wir haben 544 KM Flussfahrt, 31 Schleusen, und 3 Hubbrücken bewältigt. Insgesamt haben wir 68,3 Stunden motort. Von insgesamt 15 Tagen hatten wir einmal Regenschauer und einen verregneten Tag, die übrige Zeit waren zwar nicht immer sehr warm, aber trocken und meistens schien auch die Sonne. Abgesehen von unerträglichem Motorenlärm bei Motorumdrehungen über 1500 UPM war das Boot technisch einwandfrei, wir hatten keinerlei Ausfälle. 0,75 m Tiefgang ist sehr geeignet für dieses Revier. Die Manövrierfähigkeit mit Bugstrahlruder und einem Propeller ist ausgezeichnet. Die Berlin-Oder-Umfahrung ist eine sehr empfehlenswerte Bootsfahrt. Man benötigt ca. 10 – 14 Tage.