Spätsommertörn mit einer Aquino auf der Seenplatte zwischen Müritz, Neustrelitz und Rheinsberg

Spätsommertörn mit einer Aquino auf der Seenplatte zwischen Müritz, Neustrelitz und Rheinsberg

Hier finden Sie einen ausführlichen Erfahrungsbericht von Herrn Wiswe, seiner Frau und der Schafpudelhündin Trudi. Sie sind zusammen im Oktober mit einer Aquino unterwegs gewesen. Gerade für Pärchen ist dieser Bericht sehr zu empfehlen.

Hausboot fahren im Herbst

Indian Summer auf Havel, Spree und Dahme

Der Goldene Oktober lockt unabhängig von den Herbstferien zu einem Törn auf Seen und Flüssen. Die Taschen sind schnell gepackt. Angebrochene Speisen und Getränke aus der Küche werden in der Kühlbox verstaut. Zu dritt erreichen wir nach knapp drei Stunden gegen Mittag die Charterbasis am Südufer der Müritz.

Einige ungeduldige Chartergäste schlendern bereits vorm Einchecken und der Einweisung über den Steg. Auch wir haben es eilig, verstauen Gepäck und Vorräte im Boot, holen uns im Büro einen aktuellen Törnatlas und legen ab. Die zu Hause frisch zubereitete Lasagne sollte für den ersten Abend reichen. Spätestens am nächsten Tag wollen wir in Fürstenberg an der Havel beim Discounter nachbunkern.

Die Schleusen im Mecklenburg-Vorpommern schließen rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit schon gegen 17.45 Uhr. Fünf Stunden sollten reichen, um noch am ersten Tag ein Stück voranzukommen. Wir schaffen ohne Warten vier Schleusen. Hinter der Kleinen Müritz entdecken wir über dem Sumpfsee Adler in der Luft. Im Lärzer Kanal vor Mirow leuchten die Gefieder einiger Eisvögel im Licht der Nachmittagssonne. Spätestens ab dem Zotzensee südlich von Mirow sind wir umgeben vom „Indian Summer“. Bei Priepert mündet der Oberlauf der Havel von Norden kommend in den Ellbogensee. Am Abend machen gemütlich an der Sportbootwartestelle in Steinhavel fest. Nach dem ersten Anlegebier steigt der Duft der Lasagne vom Backofen in den Salon. Im Schein der übereinanderstehenden roten Ampeln vor der Schleuse stimmen wir uns auf eine erholsame Woche auf dem Wasser ein. Müde kriechen wir in die Kojen.

Tag 2

Am nächsten Morgen leuchten die beiden Ampeln wie am Vorabend übereinanderstehend. Das bedeutet, die Schleuse ist außer Betrieb. Als Gedankenstütze kann man sich einen Schleusenwärter im Schlaf vorstellen. Auf der Seite liegend stehen seine Augen für den Betrachter übereinander. Ist der Schleusenwärter aufgestanden und aufrecht zum Dienst gegangen, stehen beide Augen nebeneinander. Dann leuchten auch die beiden roten Ampeln nebeneinander. Genaugenommen erlischt eine Ampel und stattdessen wird eine dritte Leuchte dazugeschaltet.

In unserem Fall erlischt eines der beiden roten Lichter wenige Minuten vor Betriebsbeginn, ohne dass ein zweites eingeschaltet wird. Das bedeutet, dass die Schleusung vorbereitet und unmittelbar bevorsteht. Kurz darauf erlischt das rote Licht und wechselt auf Grün. Wir starten den Motor, legen ab und jonglieren das Boot in die Schleusenkammer. Nach wenigen Minuten sind wir draußen, fahren über die enge Havel auf den Röblinsee und sehen die Kulisse von Fürstenberg voraus. Hinter der ersten Selbstbedienungsschleuse auf dieser Reise machen wir am Gästesteg des Fürstenberger Yachtclubs fest, legen 3 Euro Kurzliegegeld in den Briefkasten des Hafenmeisterbüros und schlendern vorbei am Schluss zum nahegelegenen Supermarkt. Die für eine Woche bemessenen Vorräte verteilen wir auf Kühlschrank und freie Schubläden.

Weiter geht es nun im Land Brandenburg über den Schwedtsee vorbei an der ehemaligen Eisenbahnfähre der Gedenkstätte Ravensbrück auf den Stolpsee. An dessen Südostufer wechselt die Kulisse. Hinter den alten im Wasser stehenden Bootshäusern ragt das von Buchen bewachsene Ufer steil auf. Nach zahlreichen Kurven erreichen wir Bredereiche mit dem einer Guillotine ähnelnden oberen Schleusentor. Ein Stück weiter erreichen wir Regow mit der Ziegenfarm Capriolenhof. Der Käse von hier wir in Berliner Sternerestaurants und Märkte in der Region geliefert. Im Herbst öffnet der Hofladen nur am Wochenende. Wir sparen uns den Besuch für die Rückfahrt auf.

An der Schleuse Zaaren widerfährt uns ein Missgeschick. In der Eile dreht unser Mitfahrer statt des grünen den roten Bedienhebel und löst einen Notstopp der Schleusung aus. Über die Sprechsäule erreichen wir niemand und auch nicht über o2. Zum Glück hat unser Crewmitglied einen anderen Handyprovider, über den die Verbindung mit der Leitzentrale endlich zustande kommt. Der Mitarbeiter will versuchen, das Problem in etwa zehn Minuten zu lösen. Es besteht aber keine Internetverbindung und deshalb könne kein Reset der Schleusensteuerung durchgeführt werden. Dass man mitten in der märkischen Walachei bei technischen Infrastruktur ausgerechnet aufs Internet vertraut, gibt uns zu denken. Ein Blick auf die Masten mit den Webcams gibt einen Hinweis auf die Übertragungsart des Internets: Satellitenschüsseln deuten darauf hin, dass die Bilder über den Äther in die Leitzentrale übermittelt werden. Demnach dürfte der Mann am Bildschirm statt der Schleuse gerade Schnee sehen.

Nach einer Weile rufen wir erneut in der Zentrale an. Der Mitarbeiter sagt, er hätte nun aus Eberswalde einen Techniker in Marsch gesetzt. Bis der eintrifft, kann es eine gute Stunde dauern. Nach eineinhalb Stunden Wartezeit ist von dem Techniker nichts zu sehen. Plötzlich verstummt der nervige Alarmton und das Schleusentor schließt hinter uns. Wir lösen die Festmacher, um beim Abstieg nicht in der Kammer hängenzubleiben. Mit deutlicher Verspätung und reichlich Fontane-Feeling auf der verbleibenden Strecke erreichen wir am Abend Zehdenick noch rechtzeitig vor Schleusenschluss. Hinter der gleichzeitig mit der Schleuse öffnenden Klappbrücke machen wir über Nacht an der Wartestelle fest.

Tag 3

Am dritten Tag zieht es uns in aller Frühe zum Bäcker am Rathausmarkt. Zeitig legen wir ab, um durch den Vosskanal und die Schleusen in Bischofswerder und Liebenwalde zu gelangen. Die Ampeln stehen bereits auf Grün. Wir fahren direkt in die Kammer und bedienen mit besonderer Vorsicht den grünen Hebel. Über die Oder-Havel-Wasserstraße erreichen wir die Wartestelle der Schleuse Lehnitz. Wir warten auf einen angekündigten Eisbrecher. Hinter diesem dürfen wir in die Kammer fahren. Wir blicken gespannt aufs Schilf zwischen dem Wartesteg und der Uferböschung und hoffen, einen Biber zu sehen. Leider haben wir heute kein Glück.

Wir lassen den Lehnitzsee und die Kleingärten von Oranienburg hinter uns. Einige Kilometer weiter erreichen wir das 1917 von der AEG gegründete Elektrostahlwerk Hennigsdorf. Lastkähne aus Richtung Polen liefern hier Metallschrott für die Schmelzöfen an. Kurz vor der Abzweigung in den Nieder-Neuendorfer See passieren wir das Eisenbahnwerk von Bombardier. Auf den Abstellgleisen zum Kanal hin warten Regionalexpresszüge für die DB und die Österreichischen Bundesbahnen auf die Übergabe. Seit wir ab dem Havel-Oder-Dreieck auf dem Kanal fahren, haben wir noch kein Binnenschiff gesehen. Einen Biber entdeckten wir kurz hinter Oranienburg.

Auf dem Nieder-Neuendorfer See verlief früher die DDR-Grenze zu Westberlin. Hier kommt uns von der Spandauer Schleuse her das erste Binnenschiff entgegen. Kurz vor Tegelort wird das Fahrwasser der Havel enger und wir gehen mit der Fahrt runter, um die Autofähre vor uns vorbeizulassen. Vor uns liegt Spandau mit der Insel Eiswerder vor uns und den alten Speichern zur Rechten, die zu Eigentumswohnungen mit Wasserblick umgebaut werden. Ohne lange Wartezeit gelangen wir durch die Schleuse und nehmen Kurs auf Gatow.

Wir melden uns bei den Eltern unserer Schwiegertochter. 20 Minuten später machen wir in der Nähe des Hauses fest. Coffee time. Die Verwandtschaft liefert Nachschub an Kaffeefiltern und wir frischen Kaffee und den Obstkuchen vom Bäcker in Zehdenick. Schwiegertochters Papa ist von unserem Bootsnamen LURCHI ganz angetan. Der weckt in ihm Erinnerungen an die Kindheit, als es im Schuhgeschäft die Hefte mit dem Salamander zum Sammeln gab. Die Großmutter nannte ihn damals Lurchi.

In der Abenddämmerung geht es zurück nach Spandau, um eine weitere Mitfahrerin am Bahnhof im Empfang zu nehmen. Die Wartezeit auf den ICE wird genutzt, um schnell noch einige Flaschen Wein nachzubunkern. Zu viert starten wir von der Spreemündung aus in Richtung Charlottenburger Schleuse. Wir erreichen diese kurz vor 22 Uhr. Am Charlottenburger Ufer neben dem Schloss machen wir am öffentlichen 24-Stunden-Anleger über Nacht fest.

Tag 4

Im Morgengrauen werden wir von Bauarbeiten am gegenüberliegenden Ufer geweckt. Gut so, denn wir wollen zeitig durchs Regierungsviertel. Es ist noch ruhig auf der Spree und wir können uns in dem von den Behörden vorgegebenem Zeitfenster ohne Druck voranschleichen. Die überwiegend älteren Industriebauten im Kreuzungsbereich der Spree mit dem Landwehr- und dem Charlottenburger Verbindungskanal gehen allmählich in die Repräsentationsbauten der Politik über. Die S-Bahnstation Bellevue kündigt den Amtssitz des Bundespräsidenten an, der sich hinter einer mit Videokameras bespickten Mauer befindet. Die der Spree abgeneigte Fassade mit dem Rasen davor ist dennoch gut zu erkennen. Dahinter ragt die goldene Viktoria auf der Siegessäule thronend über die Baumkronen des Großen Tiergartens hinweg.

Auf dem Moabiter Werder zur Linken erstreckt sich die schlangenartig gewellte, kurz vor der Wende von Georg Bumiller entworfene Anlage mit 700 Wohnungen, an deren östlichem Ende das Erweiterungsterrain fürs Kanzleramt anschließt. Gegenüber zeigt sich das markante Haus der Kulturen der Welt, die vom amerikanischen Volk nach dem Zweiten Weltkrieg gestiftete ehemalige Kongresshalle, im Volksmund „Schwangere Auster“ genannt. Gleich dahinter folgt der wuchtige Betonbau des Bundeskanzleramts mit der Brücke zum Erweiterungsgelände, und an der Flagge zu erkennen die Botschaft der Schweiz. Am Nordufer der Spree gegenüber erstrahlt kaum noch erkennbar die gläserne Konstruktion des Hauptbahnhofs. Auf dem Washingtonplatz stört ein Glaswürfel den freien Blick auf das Bahnhofsgebäude. Als Solitär wäre der Cube Berlin mit der nach innen gefalteten Glasfassade architektonisch interessant. Den Bahnhof verdeckend wirkt das Gebäude deplatziert. Ob sich der Stadtplaner dessen wohl bewusst ist?

Hinter dem Hauptbahnhof ragt ein weiterer Würfel schon länger über die Dächer Berlins – der des berühmten Klinikums Charité. Hinter dem Spreebogenpark verbindet eine Fußgängerbrücke das nach Paul-Löbe benannte Abgeordnetenhaus mit der Bibliothek des Bundestages. Direkt am Ufer gedenken „Weiße Kreuze“ den Opfern, die genau hier und an anderen Stellen bei der Flucht über die Mauer ums Leben gekommen sind. Dahinter öffnet sich für einen Moment der Blick auf das Reichstagsgebäude. Hinter der Marschallbrücke liegt linkerhand der für 24 Stunden kostenlos nutzbare Sportbootanleger Schiffbauerdamm mit Blick auf das ARD-Hauptstadtstudio.

Hier auch nur für einige Stunden festzumachen lohnt sich. Am Reichstagsufer entlang führt der Weg zum Bahnhof Friedrichsstraße. Im „Tränenpalast“, dem ehemaligen Abfertigungsgebäude für die Ausreise aus Ostberlin, bietet eine sehenswerte Ausstellung interessante Einblicke in das ehemals geteilte Berlin. Gegenüber auf dem Schiffbauerdamm führt der Weg vorbei an der „Ständigen Vertretung“ zu Bertold Brechts Wirkungsstätte Berliner Ensemble. Gegenüber vom Bahnhof an der Friedrichstraße locken der Admiralspalast und das Kabarett Distel ins Theater. Hinter der Weidendammer Brücke liegt rechts das berühmte Revuetheater Friedrichstadtpalast.

Dahinter mündet die Friedrichstraße in die Chausseestraße. Hinter einer Mauer liegen der Kirchhof der Französischen Reformierten Gemeinde und der Dorotheenstädtische Friedhof. Die hier neben Brecht und Helene Weigel ruhenden Prominenten bis hin in die jüngere Zeit würde den Rahmen sprengen. Lieber sollte sich der Leser die Zeit nehmen, hier selbst auf Entdeckungstour zu gehen.

Unsere Bootstour führt an der Museumsinsel vorbei. Dem Bode-Museum mit byzantinischer Kunst folgen das Pergamonmuseum mit den antiken Sammlungen und die Alte Nationalgalerie mit dem Reiterstandbild Friedrich Wilhelm IV. Unübersehbar an der nächsten Brücke ragt die Kuppel des Berliner Doms empor, gefolgt vom wieder aufgebauten Stadtschloss, an dessen Stelle zu DDR-Zeiten der Palast der Republik stand. Heute befinden sich im Schloss die Kunstausstellungen des Humboldt-Forums.

Hinter der Rathausbrücke, benannt nach dem nahegelegenen Roten Rathaus, reihen sich an unserer Backbordseite die Kneipen des Nikolaiviertels aneinander. Kurz vor der Mühlendammbrücke links liegt die Sportbootwartestelle der gleichnamigen Schleuse. Wir lassen ein in Gegenrichtung fahrendes Schiff der weißen Flotte passieren und fahren direkt in die Kammer ein.

Hinter der Schleuse lohnt ein Blick auf den Historischen Hafen und das Märkische Museum der Berliner Geschichte und Kultur. Passend zur Hafenszene bietet das Marinehaus maritime Kneipenatmosphäre. Gleich daneben hat sich die Volksrepublik China unübersehbar mit ihrer Botschaft niedergelassen. Hinter der Jannowitzbrücke schlängeln sich S- und Fernbahn auf Stützen am Ufer entlang in Richtung Ostbahnhof. Dahinter macht sich allmählich Berlins Partyszene mit zahlreichen Strandbars breit.

Hinter der Schillingbrücke schlängeln sich zwischen Stralauer Allee und Ufer einige hundert Meter verbliebene Mauer entlang. Leider sind die Kunstwerke der Eastside Gallery nur von der Straßenseite aus zu betrachten. Die der Spree zugewandte Seite mit den weniger künstlerisch wertvollen Graffitis wurde gerade weiß übermalt.

Die Mauerreste enden kurz vor der berühmten Oberbaumbrücke mit den beide Türmen. Hier befand sich einst ein Grenzübergang zwischen Ost und West. Gleich dahinter liegt am Anfang des ehemaligen Osthafens die Deutschlandzentrale eines amerikanischen Medienkonzerns. Früher hatte das Gebäude die Funktion eines riesigen Eierkühlhauses.

Wir fahren vorbei an der Einfahrt zum Landwehrkanal und dem Flutgraben mit dem vor Wintereinbruch geleerten Badeschiff und dem Partyschiff HOPPETOSSE außerhalb des Fahrwassers auf der Innenseite des ehemaligen Zollstegs dicht am Ufer entlang. Vorsichtig und mit Blick aufs Echolot zwängen wir uns am Bug einer Schiffsruine vorbei in Richtung Molecule Man. Die dreiteilige Metallskulptur soll die Einheit Berlins symbolisieren. Kurz vor der Elsenbrücke liegt eine Reihe gelber Sperrtonnen quer im Fahrwasser. Die Brücke weicht gerade einem Neubau und wir überlegen uns eine Alternativroute in Richtung Köpenick.

Die Oberschleuse des Landwehrkanals öffnet um 11.15 Uhr. Zeit für eine Kaffeepause. Ein Polizeiboot fährt eine halbe Stunde früher in die Schleuse. Der Skipper bittet uns, ihm nicht zu folgen. Schade. Angesichts der großen Schleusenkammer hätten wir die Gelegenheit gern genutzt. Mit zwei anderen Sportbooten, davon einem futuristisch anmutenden Rumpf mit Schweizer Flagge, passieren wir zur angekündigten Zeit die Oberschleuse und fahren mit reduzierter Geschwindigkeit im Konvoi in Richtung Neuköllner Kanal. Die Selbstbedienungsschleuse Neukölln scheint ein wenig altersschwach und träge. Der Wasserausgleich erfolgt anscheinend nicht über Klappenschütze. Das Tor vor uns öffnet nur einen Spalt weit und der Wasserausgleich geht gemächlich von statten. Dann öffnet sich das Tor für die Ausfahrt.

An der Kreuzung mit dem Teltowkanal entscheiden wir uns für den Umweg über den Britzer Verbindungskanal, um nach drei Kilometern wieder auf die Treptower Spree zu gelangen. Das östliche Ende des Teltowkanals wird von tristem Gewerbegelände flankiert. An der Spree erwarten uns historische Industriearchitektur und ein Bootsanleger mit Shoppingmöglichkeit.

In Köpenick entschließen wir uns, die Route über den Großen Müggelsee nach Zeuthen zu nehmen. Auf der Müggelspree in Klein Venedig kommt uns das andere Charterboot vom Landwehrkanal entgegen. Der Gosener Kanal ist wegen Arbeiten an einer Brücke gesperrt. Wir kehren um und nehmen die direkte Route. Am Köpenicker Schloss vorbei geht es zur olympischen Ruderregattastrecke von 1936 bei Grünau. Vorbei an den kleinen Inseln vor Karolinenhof erreichen wir die Schmöckwitzer Brücke. Auf dem Zeuthener See lassen wir die beflaggte Villa Dussmann an Steuerbord liegen und nehmen Kurs auf den Kirchturm. Nach dreieinhalb Tagen und rechtzeitig zum Abendessen beim Griechen nebenan erreichen wir den Zeuthener Steg von Kuhnle-Tours.

© 2022 by Klaus Neumann

Die Mecklenburger Großseen

Die Mecklenburger Großseen

Vom 16.9. – 19.9.22 mit der „Zope“ (Kormoran 1280) Start: Hafendorf Müritz

Nach einem erfolgreichen Pfingsttörn auf den Berliner Gewässern verspürte ich den Drang so ein schönes Erlebnis auf dem Wasser, auch mit meinen langjährigen Sportfreunden vom Lauftreff Altensteiner Park, zu teilen.

Also habe ich die „Werbetrommel“ gerührt, mich mit Interessenten getroffen und so konnte eine 6-köpfige Mannschaft noch für dieses Jahr gewonnen werden. Zwar gab es kein Boot mehr in Zeuthen, aber dafür eines im Hafendorf Müritz.

Mit den bereits gesammelten Erfahrungen wurde alles vorbereitet und die Aufgaben verteilt. Dann dauerte es aber doch noch geraume Zeit, bis der Starttermin endlich gekommen war.

Die Anreise am 16.9.22 über 500 km konnte wir ohne nennenswerte Verzögerungen hinter uns bringen und überpünktlich das Hafendorf erreichen.

Nach einem Mittagessen im „Captain’s Inn“ waren die Formalitäten schnell erledigt und wir konnten das Boot übernehmen.

Eine kleine Verzögerung gab es beim Warten auf einen freien Handkarren zum Gepäcktransport. Mannschaften die endlich einen Karren haben entladen dann nicht zügig, um den Anderen das Warten zu verkürzen. Ein kleiner Hinweis mit Augenzwinkern, denn 2 Karren standen wegen fehlender Schlüssel gar nicht zu Verfügung und weckten nur Begehrlichkeiten.

Bei der Verteilung der Kabinen wurde schnell Einigkeit erzielt und somit konnten die persönlichen Sachen, Lebensmittel und Getränke verstaut werden.

Nach der Anprobe der Rettungswesten und dem Anstoßen mit einem Prosecco begann unsere Tour.

Unser Ziel an diesem Tag war noch der Stadthafen in Waren.

Ausfahrt aus dem Hafendorf Müritz

Die Ausfahrt aus dem Hafen wurde problemlos gemeistert.

Und dann lag die Müritz vor uns.

Windstärke 4 war eine völlig neue Erfahrung. Hier machte sich aber wieder der Bootsführerschein bezahlt, weil ansonsten darf man die Müritz nicht mehr befahren.

Nach einer unruhigen, aber völlig entspannten Überfahrt, die Kormoran verträgt auch Windstärke 6 und 2m Wellen, erreichten wir den Stadthafen Waren.

Kurz vorher haben wir uns telefonisch beim Hafenmeister angemeldet. Der versetzte uns erst mal einen Dämpfer, weil er uns nicht mehr im Hafen anlegen lassen wollte. Nach kurzer Diskussion und Versicherung, dass wir das Anlegemanöver beherrschen, hat er uns doch noch einen Liegeplatz zugewiesen.

Blick vom Wasser auf Waren

Schnell noch im Hafenbüro angemeldet, um die Annehmlichkeiten eines Hafens nutzen zu können.

Vom Wind hatten wir genug, deshalb kamen die freien Plätze im Außenbereich der Hafengaststätten nicht mehr in Frage, aber im „Ristorante Pizzeria Eiscafé Rialto“ fanden wir noch einen Tisch im Innenbereich.
Nach einer entspannten Nacht überraschte uns der Morgen mit wechselhaftem Wetter.
Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir unsere Fahrt in Richtung Kölpinsee.

Das Wetter klarte auf und die Mannschaft konnte die Annehmlichkeiten einer solchen Fahrt genießen.

Die Ausfahrt zum Jabelschen See nutzen wir für einen Badestopp.

Nicht gerade gemütlich warm, aber es gehörte einfach dazu.

Weiter über den Fleesensee nun bis zur Drehbrücke Malchow.

Drehbrücke in Malchow

Auch nach einer Ehrenrunde wegen der Öffnung zur vollen Stunde, waren wir ganz allein und konnten vor den Zuschauern die Passage gut meistern.

Um auch den letzten Großsee in Mecklenburg zu befahren, wollten wir noch weiter bis Plau am See.

Autobahnbrücke bei Plau am See

Schon so oft über diese Autobahnbrücke gefahren und aufs Wasser geschaut, nun endlich mit dem Boot darunter hindurch!

Nach auch wieder einer recht welligen Überfahrt fanden wir einen Liegeplatz vor dem Fischerhaus. Für die 2 Stunden Liegezeit mussten wir beim Hafenmeister nur 2€ entrichten.

Einen kurzen Landgang nutzen wir für ein leckeres Fischbrötchen.

Und nun zurück zum Stadthafen Malchow.

Für einen Liegeplatz im Stadthafen Malchow hatten wir uns diesmal rechtzeitig beim Hafenmeister gemeldet. Dort verspürten wir ein „Herzlich Willkommen“ und auch eine Ankunft bis 02:00 Uhr ist möglich. In der „Lounge Bar“ bekommt man alle nötigen Informationen um Strom, Duschen und WC nutzen zu können.

Rechtzeitig hatten wir uns Plätze im „Dat FIschhus“ reserviert und konnten dort mit leckeren Fischgerichten zu Abend essen.

Bezahlung dann am nächsten Morgen beim Hafenmeister. Und da gab es noch die sehr erfreuliche Information, dass bei ihm noch kein Boot weggeschickt wurde und er immer eine Lösung gefunden hat.

Der Sonntagmorgen begrüßte uns mit Sonnenschein.

Unser Ziel war noch eine Übernachtung auf der Kleinen Müritz. Also ging es nach einem entspannten Frühstück um 10:00 Uhr durch die Drehbrücke zurück über Fleesensee und Kölpinsee auf die Müritz. Sturmerprobt meisterten wir auch dort wieder mit Abenteuerlust die Windstärke 4.

Unweit vom Yachthafen Rechlin fanden wir einen Ankerplatz. Der Untergrund nicht ideal zum Ankern, aber nach einer ausreichend Beobachtungszeit konnten wir den Nachtstunden entspannt entgegensehen.

In den späteren Abendstunden konnten wir auch noch einen fantastischen Sternenhimmel beobachten.

Am anderen Morgen ging es nach einem etwas kühlen, teilweise sonnigem Frühstück, auf dem Oberdeck, zurück ins Hafendorf zur Rückgabe des Bootes.

Außer einem abgebrochenen Stuhlbein (altersbedingt), konnten wir den Törn ohne Schwierigkeiten oder Störungen abschließen und das Boot zurückgeben.

Fazit:

Ein windiges, wechselhaftes, aber überwiegend trockenes Wochenende mit Sonnenschein, ein paar Grad zu kühl, hat aber der Mannschaft alles geboten, was so eine Bootstour einzigartig macht!!

Mit 14,7 Bh haben wir ca. 115km Wasserstraßen auf den Mecklenburgischen Großseen erkundet und in vollen Zügen genießen können.